Wenn das Spinnrad surrt

OSBURG. Altes Handwerk als Hobby: Seit vier Jahren sitzt Jutta Heimfarth aus Osburg am Spinnrad. Die Idee zur eigenen Wollherstellung kam ihr auf einem Weihnachtsmarkt.

Gleichmäßig bewegt Jutta Heimfarth die Pedale des Spinnrades. Mit beiden Händen regelt sie die Zufuhr der zuvor gezupften oder gekämmten Wolle. Vor vier Jahren hat die 34-Jährige die Leidenschaft zum Spinnen entdeckt. Nach dem Besuch des mittelalterlichen Weihnachtsmarktes in Mertesdorf hatten es die Spinnerinnen der jungen Mutter angetan. Erinnerungen an die Großmutter, die auch noch selbst Wolle hergestellt hatte, wurden wach. Heimfarth: "Mir war klar, dass ich das auch lernen wollte." Das Spinnen erfordert Geduld und viel Vorarbeit. Ein Schäfer aus dem Ort hat der begeisterten Spinnerin Rohwolle geschenkt. Zunächst wird der grobe Schmutz mit der Schere abgeschnitten, dann kommt die Rohwolle in ein Bad mit Schmier- und Kernseife und wird schließlich im Garten zum Trocknen aufgehängt.Bücher, Informationen aus dem Internet und schnell hergestellte Kontakte zu Frauen, die sich auch diesem alten Handwerk verschrieben haben, halfen der Krankenschwester beim Erlernen des Spinnens. Zum Einstieg in die Kunst der Wollherstellung griff sie zu einer Handspindel. Danach kaufte sie zwei Spinnräder. Mit wachsender Fertigkeit kam Experimentierfreude auf: Mit Zwiebelschalen färbt sie das naturfarbene Material gelb ein, oder es entsteht mit Hilfe von Chochenilleläusen pinkfarbene Wolle. Zur Vorbereitung der Färbung muss das Material zunächst in Weinstein gekocht werden.Bis sich hundert Gramm Wolle um die Spule wickeln, hat das Spinnrad fünf Stunden lang gesurrt. Viel Aufwand für das Endresultat - ein paar Socken oder einen Pullover. "Es lohnt sich aber. Wer einmal einen aus selbst gesponnener Wolle gestrickten Pullover besitzt, wird ihn nie wieder missen wollen", sagt Jutta Heimfarth.Den kalten Wintertagen sieht sie gelassen entgegen. "Naturwolle wärmt unvergleichlich", sagt die Mutter von zwei Kindern. Auch der Sohn und die Tochter profitieren von dem Hobby der Mutter, denn die selbst hergestellten Schafswollsocken und -pullover besitzen eine einzigartige Eigenschaft: Wolle kann bis zu 30 Prozent ihres Eigengewichtes an Feuchtigkeit aufnehmen, ohne sich nass anzufühlen. Und Feuchtigkeit kann durch die Wolle abdampfen, ohne dass sich Verdunstungskälte auf der Haut bemerkbar macht. Die Wärmeisolierung bleibt erhalten. Dadurch wird auch Hitze weniger gestaut."Es gibt nichts Besseres", sagt Jutta Heimfarth, für die das Spinnen noch einen weiteren positiven Aspekt besitzt: "Spinnen ist Entspannung pur." Morgen: Bildende Künstler und ihre Arbeit im Ruwertal.

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