Wenn die Glocken nach Rom fliegen...

In der Woche vor Ostern schweigen in der katholischen Kirche zwei Tage lang die Glocken. "Die Glocken fliegen nach Rom, um geweiht zu werden", sagt der Volksmund. Auch in diesem Jahr heißt es deshalb ab Gründonnerstag für rund 30 Mädchen und Jungen aus Schoden: "Auf zum Raspeln!"

 Auch in diesem Jahr ziehen in Schoden wieder die „Raspler“ durch den Ort. Im Bild: (von links) Elena Knod, Max Loch, Philipp Linster, Theresa Jakobs, Sarah Pütz, Fabian Bach, Anna Döhn, Jana Robin und Pascal Linster. TV-Foto: Hermann Pütz

Auch in diesem Jahr ziehen in Schoden wieder die „Raspler“ durch den Ort. Im Bild: (von links) Elena Knod, Max Loch, Philipp Linster, Theresa Jakobs, Sarah Pütz, Fabian Bach, Anna Döhn, Jana Robin und Pascal Linster. TV-Foto: Hermann Pütz

Schoden. Die Zeit zwischen Gründonnerstag und Ostersonntag ist für den zwölfjährigen Max Loch und seine "Kollegen" ziemlich stressig. Denn auch in Schoden schweigen in den Tagen vor Ostern die Glocken. Dann ziehen Max und mit ihm rund 30 Kinder zwischen fünf und 13 Jahren - ausgerüstet mit hölzernen "Krachmachern", den sogenannten "Raspeln", mehrmals am Tag durchs Dorf. Das "Raspeln" oder "Klappern", wie der religiöse Brauch in anderen Gemeinden genannt wird, soll die Gläubigen in der "glockenfreien" Zeit an die Gebetszeiten und Andachten erinnern.Für Max Loch und die anderen startet die "Raspel"-Saison am Abend des Gründonnerstag mit einer "Vorbesprechung", wie Rita Zehren erklärt, die zusammen mit Claudia Linster, Hedwig Klein und Anja Lambertz die kleinen "Raspler" betreut. "Die Kinder werden in mehrere Gruppen eingeteilt, von denen jede einen eigenen Bereich erhält, den sie abzugehen hat." Anschließend starten die Fünf- bis 13-Jährigen, von denen die meisten Messdiener sind, zu ihrer Tour durchs Dorf.Der Karfreitag beginnt für die 30-köpfige Truppe schon um 7 Uhr. Dann wird nicht nur "geraspelt", sondern auch lautstark und im Chor der Anlass des morgendlichen Rundgangs im Schodener Dialekt verkündet: "Et laut de Betglock" (frei übersetzt: Die Betglocke läutet). Am Karfreitag und Ostersamstag schallt der Ruf auch mittags und abends durchs Dorf. "Wenn wir vor der Andacht am Karfreitag raspeln gehen, rufen wir: ,Et laut zur Andacht'", erklärt Philipp Linster.Besonders freuen sich die Mädchen und Jungen auf den Samstagnachmittag. Dann ziehen sie durch den Ort und erbitten an jeder Haustür ein kleines Dankeschön für ihre Arbeit, für die sie trotz der Osterferien schon in aller Herrgottsfrühe aufgestanden sind. Fabian Bach berichtet: "Wir bekommen Süßigkeiten, Eier oder Geld." Allerdings habe es in den vergangenen Jahren auch schon den einen oder anderen gegeben, der den Brauch nicht kannte. "Die Leute haben uns dann einfach weggeschickt." "In Schoden ist das aber die absolute Ausnahme", betont Betreuerin Rita Zehren. Extra Das "Raspeln", das in einigen Gegenden auch Klappern, Kleppern oder Ratschen genannt wird, ist ein Brauch, der in katholischen Gemeinden in der Karwoche gepflegt wird. Dabei ziehen Kinder (meist Messdiener) mit hölzernen Instrumenten durch die Straßen ihres Ortes, um die Gläubigen an die Gebetszeiten und Andachten zu erinnern. Denn zum Gedenken an das Leiden und den Tod Jesu schweigen in der katholischen Kirche von Karfreitag bis Ostern die Glocken. "Die Glocken fliegen nach Rom, um geweiht zu werden", sagt der Volksmund auch als Begründung für die "glockenfreie" Zeit. (hpü)

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