Wie ein Edelstein

KONZ. (pr) Musikalische Sternstunden sind selten. In der akkustisch problematischen St.-Nikolaus-Kirche in Konz wurde einer dieser raren Momente Wahrheit, obwohl die Abendglocke kräftig dazwischen läutete.

Dekanatskantor Karl Ludwig Kreutz und der Vokalkreis - bis vor kurzem noch unter Leitung von Gerd Demerath - knüpften an eine Jahrhunderte alte Tradition an, das Abendspielen, wobei die Lübecker Marienkirche eine besondere Rolle erfährt. Sie gilt als Wiege der regelmäßigen Kirchenkonzerte Deutschlands. Und namentlich der große barocke Kirchenmusiker Dietrich Buxtehude ist als Protagonist dieser Abendmusiken einzustufen. Folgerichtig widmete Kreutz ihm den größten Teil des gut einstündigen Programms mit den Kantaten Befiehl dem Engel, dass er komm" und "Alles, was ihr tut", der Arie mit Chor "Israel, Israel hoffe auf den Herrn" sowie dem Kyrie und Gloria aus einer Missa brevis. Ein kleines Streicherensemble und der Trierer Organist Burkhard Pütz (Positiv) setzten die instrumentalen Akzente. Die Solopartien waren dem Quintett Eva Leonary (Sopran), Antonia Lutz (Mezzosopran), Christina Reiche (Alt), Peter Koppelmann (Tenor) und Antonio Dewes (Bass) zugedacht - ein beeindruckendes Quintett, dessen Homogenität nur zuweilen unter der Überpräsenz des Tenors litt. Als Begleiter von Spee-Liedern mit der Sopranistin Eva Leonardy und einer überaus reich verzierten Bass-Arie von Heinrich Schütz mit Antonio Dewes lenkte Gerd Demeraths Lautenspiel zur Verinnerlichung des Gesangs und dessen erhabener Schlichtheit. Raumfüllender pastell-artiger Klang beseelte eine Toccata und Passacaglia von Johann Kapsberger für Laute solo voll technischer Feinheit. Samuel Scheidts sechs Magnificat-Versetten von ausgeklügelter kompositorischer Finesse erhielten - trotz eingeschränkter Möglichkeiten - unter den Händen von Burkhard Pütz am Positiv eine klare Struktur. Es folgte darauf ein relativ breit angelegtes vokales Magnifikat desselben Renaissance-Meisters. Dabei gilt - wie für alle anderen Werke auch: Kreutz bringt Transparenz und wohldosierte Klangfülle in ein polyphones Stimmengeflecht. Alle Mitwirkenden folgen diesem Gedanken konsequent, wobei namentlich der Chor eine frappierende technische Brillianz an den Tag legt, so dass ein in sich ruhendes Ganzes entsteht - mit dem Strahl eines geschliffenen Edelsteines, der tief in die Herzen der Zuhörer leuchtet.

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