Wohncontainer erhitzen Gemüter

TRIERWEILER-SIRZENICH. Die Aufstellung von Wohncontainern für rund 50 portugiesische Arbeiter im Gewerbegebiet Sirzenich hat bei Gewerbetreibenden und Bürgern für große Aufregung gesorgt. Mittlerweile hat die Kreisverwaltung einen Baustopp verfügt, weil keine Baugenehmigung vorlag.

 In diesen Containern im Gewerbegebiet Sirzenich sollen rund 50 portugiesische Gastarbeiter untergebracht werden. Die Kreisverwaltung hat das Projekt vorerst gestoppt.Foto: Albert Follmann

In diesen Containern im Gewerbegebiet Sirzenich sollen rund 50 portugiesische Gastarbeiter untergebracht werden. Die Kreisverwaltung hat das Projekt vorerst gestoppt.Foto: Albert Follmann

Die Gerüchteküche brodelte im Raum Trierweiler/Sirzenich. 500 Russen würden in die Wohncontainer ziehen, die in einer Nacht-und-Nebel-Aktion im Gewerbegebiet Sirzenich aufgestellt worden seien, hieß es. Mittlerweile hat sich der Nebel um dieses zunächst äußerst dubios erscheinende Projekt gelichtet: Die Firma Zucotec, portugiesische Tochter des deutschen Baukonzerns Züblin, setzt nach Auskunft von Züblin-Sprecher Hans-Albrecht Sack für Rohbauarbeiten an der Zentralbank in Luxemburg Arbeiter aus Portugal ein. Rund 50 dieser Arbeiter sollen bis Sommer 2006 in den Wohncontainern nächtigen, die seit Donnerstag vergangener Woche im Gewerbegebiet von Sirzenich aufgestellt worden sind. Der Haken dabei: Für die etwa 30 Container, die jeweils 13 Quadratmeter groß sind und über Wasser, Strom und Heizung verfügen, liegt keine Baugenehmigung vor. Die Kreisverwaltung Trier-Saarburg hat einen Baustopp verfügt. "Nach der Baunutzungsordnung ist eine Wohnbebauung dort nicht zulässig", sagt Joachim Lamberty, der beim Kreis für die Bauprüfungen zuständig ist. Bauen könne nur jemand, der dort auch einen Gewerbebetrieb habe. Zucotec wickelte das Container-Projekt über die Firma IBT Regiebau aus Longuich ab, die die Fläche beim Eigentümer, dem Zweckverband Wirtschaftsförderung Trierer Tal, anmietete. Nach Mitteilung der Kreisverwaltung hat die ITB, deren Chefs gestern zu einer Stellungnahme nicht zu erreichen waren, einen Bauantrag im Namen von Zucotec nachgereicht. Nun müsse erst die Gemeinde Trierweiler über dieses Ansinnen befinden. Die war ebenso wie die Verbandsgemeinde-Verwaltung Trier-Land von besorgten Bürgern oder Gewerbetreibenden auf die baulichen Aktivitäten aufmerksam gemacht geworden. Bürgermeister Reiland und der Sirzenicher Beigeordnete Fischbach pochen darauf, dass "die rechtlichen Vorgaben eingehalten werden", und das hieße: Keine Wohnungen für Menschen, die außerhalb des Gewerbegebietes arbeiten. Auf die aktuelle Rechtslage setzt auch der Gewerbeverein Trierweiler. Er hat 69 Unterschriften von Mitgliedern gesammelt, die sich damit gegen das Containerdorf wenden. Vorsitzender Thomas Ewald hat bereits einen Anwalt eingeschaltet, um notfalls mit einer einstweiligen Verfügung das Projekt zu unterbinden. Sein Vorstandskollege Rudolf Heinzkill wundert sich darüber, dass die "internationale Arbeitersiedlung" nicht dort eingerichtet wird, wo die Arbeiter beschäftigt sind, nämlich in Luxemburg. Vermutlich sei es dort zu teuer. Dem Gewerbeverein liege es fern, die ausländischen Arbeitskräfte in irgendeiner Weise persönlich zu denunzieren, so Heinzkill, aber er befürchtet, dass ein sozialer Brennpunkt entstehen könnte. Außerdem sei die Unterbringung für so lange Zeit in einem kleinen Wohncontainer nicht gerade menschenwürdig. Die Gewerbetreibenden fragen sich auch, was danach kommt: "Wenn die Container einmal stehen, können sie auch für andere Baustellen verwendet werden".

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