Zwei Zentner Eis für Jule Neigel

OSBURG. (kat) Werner Mergens hat schon viele Stars nach Osburg geholt und einiges mit den Promis erlebt. Dem TV gewährte er einen Blick hinter die Kulissen 20 Jahre währender Festarbeit mit Nena, Smokie, Klaus Lage & Co.

"Jule Neigel ist eine tolle, einfach nur liebe Frau", gerät Werner Mergens heute noch ins Schwärmen, wenn er an das Konzert der Rocksängerin im Jahr 1992 in Osburg denkt. Im Job und als Mensch sei sie top. Nur einen kleinen Haken hatte die Großveranstaltung, die damals mehrere tausend Zuschauer zum Osburger Dorf- und Heimatfest lockte: "Im Vertrag stand, dass wir zwei Zentner Mundeis für die Sängerin besorgen müssen." Dieser Wunsch habe den Ortsbürgermeister und ersten Vorsitzenden des Festausschusses unzählige Telefonate gekostet. "Dank der Bundeswehr in Hermeskeil und einiger Hotels konnten wir das gebrochene, reine Eis zum Lutschen und Kühlen liefern." Seit 20 Jahren holt Werner Mergens Stars nach Osburg. Mit den Reminders und der Leiendecker Bloas fing alles an. Dann sei der Zufall zur Hilfe gekommen: "Mein Sohn kannte jemanden von den Bläckföss und so kam es, dass die kölsche Band verpflichtet werden konnte." Seitdem jagt ein Höhepunkt den nächsten, wenn Osburg im Mai traditionell feiert. Während für Irvin Domes und Alp Hardy noch ein neuer Wohnwagen eines Osburger Bürgers als Backstage-Bereich und Umkleidekabine diente, residieren die Superstars heute feudal im schmucken Tennishaus. "Nie vergessen werde ich, als junge Frauen den Wohnwagen stürmten", sagt Werner Mergens. Irvin Domes hätte es mit Humor genommen, der Festausschuss musste für kaputte Schlösser zahlen. Zittern musste Mergens um "Smokie". "Der Band-Gitarrist war sechs Wochen vorher tödlich verunglückt", so der Fest-Chef. Doch die Altrocker kamen, so wie Weltstar Jennifer Rush. "Das war auch ein großartiger Abend mit einer einfachen, großartigen Frau", erinnert sich Mergens. Pommes mit viel Ketchup und eine riesengroße Cola habe sie einem mehrgängigen Menü vorgezogen. "Und sie hatte für alle ein nettes Wort, ob für diejenigen, die Kaffee kochten, oder für die Techniker." Guildo Horn brachte jede Menge Spaß

Anders als Nena. "Die nette Nena, so wie sie in den Medien rüberkommt, konnte ich nicht entdecken", sagt Mergens. Mit Bodyguards und zwei ihrer Kinder im Schlepptau sei sie nach Osburg gekommen, lediglich um ihren Job zu machen. "Den hat sie sehr gut gemacht, aber ansonsten war sie sehr abweisend." Jede Menge Spaß habe Guildo Horn vor, während und nach dem Auftritt nach Osburg gebracht und dabei "die Fans mit seinem Körperwasser gesegnet". Klaus Lage sei der Kumpeltyp. "Es hat keine zwei Stunden gedauert, dann waren wir per Du." Tausend Mal berührt, tausend Mal ist nicht passiert, doch in Osburg ist es dann geschehen. Nachts um halb vier klingelte das Telefon bei Ortsbürgermeister Mergens. Klaus Lage vermisste seine perlmuttfarbene Gitarre, sein Markenzeichen. "Sie hatte einen unglaublichen finanziellen und ideellen Wert ." Sofort machte sich Mergens auf die Suche und wurde fündig. Die Band-Helfer hatten das "gute Stück" beim Einpacken neben dem Zelt liegen lassen. Eindruck haben auch die deutschen Rolling Stones "The Lords" hinterlassen. Besonders beim ehemaligen Landrat Richard Groß, der in Osburg sein erstes Rockkonzert miterlebte. "Er sagte, dass er sich wundere, dass fünf alte Männer solch einen Radau machen können." Übrigens: "The Lords" sind laut Mergens in Osburg zu Moselweinfans geworden. Ob Doro Pech, oder Andy Borg, der Hobby-Konzertveranstalter schaffte es, sie zu verpflichten. Schon im Oktober sind die Verträge jedes Mal unter Dach und Fach. "Dieses Jahr wollten wir BAP haben", sagt Mergens. Die mündliche Zusage schon in der Tasche, machte die Deutschlandtour der Kölschrocker einen Strich durch die Rechnung. Die Toten Ärzte, Roberto Blanco, Joy Fleming und viele weitere nationale und regionale Stars werden bei der nächsten Osburger Kirmes für Partystimmung sorgen. Im Lauf der zurückliegenden 20 Jahre sei es schwieriger geworden, die ganz großen Stars zu verpflichten. Mergens: "Einige Gruppen, die die Charts stürmen, kann man nicht im Oktober buchen, denn im Mai sind sie vielleicht nicht mehr aktuell". Seine vielen Kontakte, die er über die Jahre aufgebaut hat, werden ihm weiterhin helfen, die Stars am Pop- und Rock-Himmel ins Festzelt zu bekommen. "Aber auch beim 20. Mal ist mein Blutdruck immer noch auf 200", sagt Mergens.

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