Zwischen Andacht und Konzert

Schweich. Der Rosenkranzmonat Oktober ist in Schweich schon häufig Anlass zu einer musikalischen Feierstunde gewesen. In diesem Jahr wurde sie mit Orgelmusik und gregorianischem Choral gestaltet.

Der Rosenkranz ist uraltes Meditationsmittel, das bis in unsere Tage seinen Reiz nicht verloren hat und von vielen Menschen, nicht nur in der katholischen Kirche, nach wie vor als Hilfe zur Besinnung angesehen wird. Besondere Beachtung findet die Perlenschnur mit dem Kruzifix im Monat Oktober. Ursprung ist das Rosenkranzfest am 7. Oktober, mit dem Papst Pius V. einen Gedenktag für eine gewonnene Schlacht der Christen gegen die Osmanen schuf. Im Jahre 1884 legte Leo XIII. den Oktober als Rosenkranzmonat fest, eine Bestimmung, die 1958 zwar wieder aufgehoben wurde, aber bis heute von ihrer Attraktivität nichts verloren hat. Auch musikalisch hat der Rosenkranz schon immer eine besondere Rolle gespielt. Schon fast eine Tradition sind die Konzerte zum Rosenkranzmonat in der katholischen Pfarrkirche St. Martin in Schweich. Auch in diesem Jahr lud Johannes Klar, Kirchenmusiker dieser Gemeinde, zu einem besinnlichen Abend, der mit geistlicher Musik angefüllt war. Ausführende waren die Choralschola der Pfarrei unter seiner Leitung und Kirchenmusikdirektor Viktor Scholz aus Mönchengladbach, der als Solist an der Orgel in Erscheinung trat. Für das Programm hatte Klar das Gerüst der Gebete und Gesänge der Messe verwendet, also das auf den Tag bezogene und damit veränderliche Proprium und das jeden Tag gleiche Ordinarium mit den bekannten Teilen Kyrie, Gloria, Sanctus, Benediktus und Agnus Dei. Durch die Choralschola hält die Pfarrei St. Martin eine alte Tradition lebendig, die in vielen anderen Gemeinden immer mehr in Vergessenheit gerät. Ist doch der gregorianische Choral der Ursprung aller kirchlichen Musik, die ihre Wurzeln im 7. Jahrhundert hat und auf Papst Gregor I. zurückgeht. Zwar erfreut sich die Gregorianik heute in der populären Musik, eingehüllt von den Klängen moderner Instrumente, wieder einer gewissen Beliebtheit. Der Reiz des Ursprünglichen aber ist nur in dann erlebbar, wenn eine Schola diese einstimmigen Gesänge unter Beachtung all ihrer bedeutungsschweren Ausführungsvorgaben gestaltet. Im Wechsel mit der Orgel gestaltete das Schweicher Ensemble sehr eindrucksvoll etwa den Introitus und das Alleluja, auch das Sanctus und Agnus Dei sowie das beschließende Ite missa est. Scholz stellte in seinem Part Kompositionen von Max Reger (Kyrie, Gloria und Benediktus aus dem Opus 59) und dem ehemaligen Trierer Domorganisten Hermann Schroeder gegenüber. Schroeder genießt in Schweich eine besondere Hochachtung, war er doch oft bei seinem Großvater zu Gast, dessen Haus noch heute als "Schroedereck" bekannt ist. Von ihm erklangen unter anderem die marianische Antiphon "Ave Regina coelorum" und Praeludium und Fuge aus dem Jahr 1930, dem der Osterchoral "Christ lag in Todesbanden" zugrunde liegt. Scholz, der schon häufig in Schweich zu Gast war und seine überragenden technischen Fähigkeiten unter Beweis gestellt hat, führte seine Beiträge mit großer Farbigkeit aus und nutze alle Möglichkeiten, die ihm das Instrument zur Verfügung stellte. Insbesondere Regers Kompositionen hinterließen trotz der Tatsache, dass die Führerorgel für diese Musik nur bedingt konzipiert ist, einen tiefen Eindruck. Die zahlreichen Besucher dankten den Ausführenden für diesen Abend, der sich auf dem schmalen Grad zwischen Konzert und Andacht bewegte, mit langem und herzlichem Applaus.

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