Zwischen Hoffnung und Resignation

SAARBURG. "Literatur im Exil" lautet der Titel eines Programms des "Cantaton-Ensembles" aus dem hessischen Erbach. Burkhard Engel und Horst Schäfer beschäftigen sich darin mit Werken deutscher Schriftsteller, die Anfang der 30er-Jahre von den Nationalsozialisten vertrieben wurden. Jetzt gastierten die beiden Schauspieler in Saarburg.

Jedes Jahr im November gedenken die Menschen in Deutschland derer, die in den Kriegen ihr Leben lassen mussten. Als Opfer fühlten sich in der Zeit, da eines der dunkelsten Kapitel der Geschichte geschrieben wurde, allerdings auch jene, die mit einigermaßen heiler Haut davongekommen waren: zahlreiche Intellektuelle, die die Nationalsozialisten Anfang der 30er-Jahre aus Deutschland vertrieben hatten. Zu ihnen gehörten neben Musikern und Wissenschaftlern auch Schriftsteller, darunter Thomas Mann, Bertolt Brecht, Stefan Zweig und Hilde Domin. Trauer über den Verlust der Heimat

Das, was sie zu Opfern machte und trotz der unterschiedlichen Art und Weise, wie sie ihrem Schicksal begegneten, verband, waren die Trauer über den Verlust ihrer Heimat und die fehlende, muttersprachliche Bindung an das neue Lebensumfeld - abgesehen von den existenziellen Nöten, die in vielen Fällen die Situation verschärften. Während einige der Dichter und Denker die Hoffnung nicht aufgaben, irgendwann in das Land ihrer Eltern zurückkehren zu können, ergaben sich andere ihrem Schicksal und blieben in der neuen, gleichzeitig für immer fremden Heimat. Ihr Leben zwischen Hoffnung und Resignation, aber auch die politische Entwicklung im faschistischen Deutschland hielten zahlreiche von den Nazis vertriebene Autoren auf Papier fest. Burkhard Engel und Horst Schäfer, Mitglieder des Cantaton-Ensembles aus dem hessischen Erbach, beschäftigen sich mit diesen unter dem Sammelbegriff "Exil-Literatur" zusammengefassten Werken. Mit ihrem literarisch-musikalischen Programm "Literatur im Exil", einem Mix aus Lesung und einfühlsamen Liedern, machten die beiden Schauspieler in Saarburg Station. Etwas mehr als ein Dutzend Interessierte waren am Volkstrauertag zu der Veranstaltung gekommen, die im Rahmen der Kulturtage des Landkreises in Saarburgs Glockengießerei stattfand. "Der heutige Tag sollte auch dazu dienen, die eigene Geschichte zu reflektieren", betonte die angesichts des eher "mageren" Publikums sichtlich enttäuschte Anette Barth. In Saarburg geschehe das bereits, erklärte die städtische Kulturbeauftragte, die in diesem Zusammenhang die "Aktion Jüdischer Friedhof" nannte. Einige Jugendliche aus Saarburg haben sich zum Ziel gesetzt, den Friedhof im Stadtteil Niederleuken "aus der Vergessenheit zu holen" (der Trierische Volksfreund berichtete mehrfach). Horst Schäfer und Burkhard Engel vom Cantaton-Ensemble haben sich zum Ziel gesetzt, die Werke der "Exil-Schriftsteller" vor dem Vergessen zu bewahren. Die von den Schauspielern mit dezenter Gestik vorgetragenen lyrischen Texte, Briefe und Aufsätze, auch einfühlsame Lieder versetzen die Zuhörer in die Lage, die Gefühle der Autoren - Angst, Trauer, Wut über den Verlust des Vaterlands - nachzuempfinden. Berthold Viertel schrieb beispielsweise: "Nun müssen wir von allem scheiden, was Kindheit uns und Wachstum war. Wir wollen selbst die Sprache meiden, die unser Herzen Wort gebar." Weitere Autoren, deren Texte Schäfer und Engel rezitierten, waren Heinrich Heine, Bertolt Brecht und Max Hermann-Neisse. Bereits am Freitag, 1. Dezember, gastiert das Cantaton-Ensemble erneut in Saarburg. "Räuber, Mondschein, Moritaten" lautet der Titel des literarisch-musikalischen Abends mit Burkhard Engel. Beginn der Veranstaltung im Amüseum am Wasserfall ist um 20 Uhr.

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