Das einzig Gute an Allerheiligen

Dieser Samstag gehört für mich zu den schlimmsten Tagen im ganzen Jahr. An Allerheiligen zwingt es mich stimmungsmäßig immer total in die Knie. Natürlich lebt man mit "seinen Toten" das ganze Jahr.

Aber dieser eine Tag, an dem es die Dörfer und Ortsteile kollektiv auf den Friedhof zieht - das ist für mich eine einzige Qual.

Zumal ich mit meinem Martin eine regelrechte Friedhofs-Tour machen muss. Seine Mutter ist bei uns in Konz-Karthaus begraben, mein Vater in Könen. Eine Tante ist auf dem Saargau begraben, der Patenonkel liegt in Trier. Pitter vom Kegelclub hat die ewige Ruhe im Tälchen gefunden, eine frühere Nachbarin liegt in Wasserliesch. Das bedeutet, dass wir uns jedes Jahr aufs Neue einen Plan machen müssen, mit wem wir anfangen und in welcher Reihenfolge wir am besten die Friedhöfe besuchen.

Auf Vorrat habe ich bei uns im Baumarkt eine Großpackung Grablichter gekauft, und der Blumenladen hat in diesem Jahr auch nicht schlecht an uns verdient.

Wenn das Wetter an diesem Samstag genauso bescheiden ist wie in den vergangenen Tagen, kriege ich den Kopf schon gar nicht mehr hoch. Mein Martin kann nur beten, dass am Abend nicht noch in irgendeinem Programm ein Rosamunde Pilcher-Film gezeigt wird. Dann sitze ich endgültig völlig aufgelöst im Wohnzimmer auf der Couch. Obwohl: Das ist der Moment, in dem mein Martin beinahe handzahm wird und mich vor lauter Mitleid so richtig umsorgt.

Dann gibt's warme Worte, heiße Schokolade und jede Menge andere Kalorienbomben, als wenn es kein Morgen gäbe. Aber wie hat meine Schwiegermutter immer so schön gesagt: Es ist eben nichts so schlecht, als dass es nicht noch sein Gutes hätte…

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