TRIER-SAARBURG - GANZ NAH

SCHODEN. Kunst auf Bestellung - diese berufliche Nische hat die Neu-Schodenerin Heidrun Grasmück entdeckt und baut daraus derzeit ihr Ein-Mann-Unternehmen "Kunstzauber" auf.

Heidrun Grasmück malt. Das ist zunächst einmal nichts Ungewöhnliches. Nicht alltäglich hingegen sind Ansatz und Anspruch, den die 38-Jährige damit verfolgt. Dabei liegen ihre Wurzeln ganz woanders. 1966 in Wittenberge geboren, hat Heidrun Grasmück nach der Schulzeit eine Ausbildung zur Finanzkauffrau absolviert. Zwar habe ihr der gestalterische Bereich von jeher mehr gelegen. "Aber in der DDR etwas Kreatives zu machen, war fast unmöglich", erzählt sie. Zudem habe sie damals ein weiteres Argument überzeugt: "Mit dem Beruf konnte man direkt nach Berlin. Und da wollte ich hin." An ihre Zeit als Finanzkauffrau schlossen sich Anstellungen als Sekretärin und Assistentin in Schwerin an. Nach der Wende wechselte die Mutter eines heute 14-jährigen Sohnes nach Hamburg, wo sie als Chef-Assistentin bei der Deutschen Vermögensberatung arbeitete. Durch Zufall habe sie 1996 bei einer Hamburger Textilfirma in den Bereich Werbung und Marketing einsteigen können. "Das war ein Sprung ins kalte Wasser", blickt Grasmück zurück. Im Selbststudium habe sie sich die nötigen Grundlagen beigebracht. "Außerdem habe ich ein gutes Einfühlungsvermögen, bin kreativ und lerne schnell." Im Juli 2000 verließ sie Hamburg dennoch und zog der Liebe wegen nach Schoden. Und auch dort spielte der Zufall wieder eine nicht unwesentliche Rolle: Als eines Tages ein Flugblatt im Briefkasten von einem Aquarell-Kursus an der VHS Saarburg kündete, meldete sich die Neu-Schodenerin an - und war spontan begeistert: "Ich habe von der ersten Stunde an Lust gehabt, mich mit dem Thema näher zu beschäftigen." Allerdings habe sie keine Sekunde darüber nachgedacht, daraus eine berufliche Perspektive zu entwickeln. Zahlreiche Kurse und Seminare zu unterschiedlichen Maltechniken habe sie besucht, in der Acryl-Technik schließlich "ihre Heimat" gefunden. Grasmück benutzt vorzugsweise kräftige Farben. Was ihre Themen betrifft, habe sie zunächst versucht, möglichst viele Motive darzustellen. Um festzustellen: "Landschaften machen mir keinen Spaß." Inzwischen malt sie ohnehin fast ausschließlich das, was ihre "Kunden", wie sie sagt, von ihr wünschen. Denn sie habe sehr schnell festgestellt: "Meine Bilder kamen von Anfang an gut an, und ich habe etwa 70 Prozent verkauft." So habe sie ihr Mann darin bestärkt, das Hobby zum Beruf auszubauen. Mit ihrem Ein-Mann-Betrieb "Kunstzauber" gestaltet sie seit kurzem "Kunst auf Bestellung". So habe sie etwa für Hauseigentümer aus Konz ein Zitronen-Motiv für die Küche, für andere Privatleute ein abstraktes Bild für das Wohnzimmer gemalt. "Die Kunden haben mir ein Stück ihrer roten Ledercouch mitgegeben und mich gebeten, die Farbtöne darauf abzustimmen", sagt Grasmück. Aber auch ein Kind, ein Katzenpaar oder einen weiblichen Akt als Geschenk für den Partner habe sie schon nach Wunsch angefertigt. Dass Heidrun Grasmück Kunst fast ausschließlich gezielt produziert, hat für sie nichts "Anrüchiges": "Meine Bilder tragen immer meine Handschrift. Letztendlich zählt doch, dass die Arbeiten meinen Kunden gefallen, und ich bin unheimlich gerne Dienstleister. Was habe ich von einem großen Namen, wenn meine Bilder im Keller liegen?" Einen weiteren Schwerpunkt hat Grasmück in der Wandbemalung gefunden. So hat sie beispielsweise das Wartezimmer einer Saarburger Kinderarztpraxis mit einem riesigen Motiv aus dem Dschungelbuch versehen und in einem privaten Schlafzimmer einen Frauenakt verewigt. In ihrer Heimatstadt wird sie 2005 die Wand eines italienischen Restaurants verschönern. Für den kleinen Geldbeutel gibt es ihre Arbeiten in einer frisch aufgelegten Grußkarten-Serie. Etwa bei Bücher Volk in Saarburg oder bei Blumen Wenzel in Konz.

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