TRIER-SAARBURG - GANZ NAH

KONZ-KRETTNACH. Verwilderte Weinberge gehören im Konzer Tälchen demnächst der Vergangenheit an: Eine Gemeinschaftsaktion, die noch bis Ende Februar dauert, soll den so genannten Drieschen den Garaus machen und das Landschaftsbild verbessern.

Das Wetter an jenem Samstagmorgen verheißt nichts Gutes. Es regnet in Strömen, und der Wind fegt durch die blattlosen Rebstöcke der Weinberge in den Hängen von Krettnach. Mehrere Männer in Regenmänteln gehen durch die endlos scheinenden Stockreihen - den Blick zur Erde. Dann und wann bückt sich einer, um eine Plastiktüte, eine Drahtrolle oder anderen Unrat aufzusammeln. Auf einem Weg durch die Weinberge hat sich bereits ein ansehnlicher Müllhaufen gebildet. Doch wie kommen die Überbleibsel menschlichen Daseins zwischen die Rebstöcke? Auf einer Gesamtfläche von rund 200 Hektar wurde bis vor wenigen Jahren in den Gemeinden des Konzer Tälchens - Krettnach, Niedermennig und Obermennig - Wein angebaut. Inzwischen wurden allerdings etliche Weinberge aus unterschiedlichen Gründen stillgelegt. Rund 38 Hektar liegen derzeit brach. Hinzu kommen knapp vier Hektar so genannte Drieschen: Weinberge, die wegen ausbleibender Bewirtschaftung im Lauf der Zeit verwildert sind. Nicht nur, dass sie kein schöner Anblick sind, vor allem die Tatsache, dass von ihnen eine Gefahr für benachbarte Rebanlagen ausgeht, gab den Winzern zu denken. Der Grund: In den von Hecken und kleinen Bäumen überwucherten Drieschen machen sich außer Rebkrankheiten, darunter Schwarzfäule, auch Rebläuse und anderes Ungeziefer breit. Ein weiteres Problem ist, dass der Wildwuchs manch einen dazu verleitet hat, seinen Müll in den Hecken verschwinden zu lassen. Winzer Bernhard Faber: "Es gibt Leute, die bei Nacht und Nebel klammheimlich hier hoch kommen." Vom Kinderfahrrad über den Auspuff bis hin zum Kindersitz fürs Auto sei so manches zu finden. Die Folgen: Mögliche Einbußen bei den Ernte-Erträgen benachbarter Weinberge durch von den Drieschen herrührende Rebkrankheiten sowie Verunstaltung des Landschaftsbilds durch Wildwuchs und Müll. Zwar schreibe die Landesverordnung zum Schutz bewirtschafteter Rebflächen vor, dass eine nicht mehr genutzte Fläche innerhalb von zwei Jahren entweder gerodet oder reaktiviert werden müsse, erklärt Faber, "doch die Rodung einer Fläche ist meist mit hohen Kosten für den Besitzer verbunden." Mit dem Ziel, das Problem in den Griff zu bekommen, hat sich ein Großteil der rund 250 Weinbergsbesitzer aus dem Tälchen zusammengeschlossen. Die Idee: Durch das Umlegen der Kosten für die Rodung der Drieschen und Pflege der Brachflächen auf alle Grundstücksbesitzer soll der finanzielle Aufwand für den Einzelnen möglichst niedrig gehalten werden. Zudem soll die erforderliche Arbeit überwiegend in Eigenleistung erbracht werden. Zwar verheißt das Wetter an jenem Samstagmorgen keinen großen Spaß bei der Arbeit, doch das hält die rund 20 Männer nicht ab. Zunächst durchforsten sie die Drieschen nach Unrat. Bereits am ersten Tag der Aktion eine Woche vorher wurden auf diese Weise rund 20 Kubikmeter Müll und insgesamt 300 Kilo Metallschrott gesammelt. Anschließend werden erhaltenswerte Bäume und Sträucher gesucht - "schließlich soll nicht blindlings alles dem Erdboden gleich gemacht werden", betont Faber. Dann werden alte Rebpflanzen und Pfähle entfernt und an Ort und Stelle verbrannt. Abschließend werden die Flächen mit einem Spezialgerät von Pflanzenbewuchs in Bodennähe gereinigt - im Fachjargon: gemulcht. Bis Ende Februar soll die Aktion noch dauern. In Abständen von ein bis zwei Jahren wollen sich die Männer um die brachliegenden Flächen kümmern, um ein erneutes Verwildern zu verhindern. Die Kosten sollen sich dabei in Grenzen halten: "10 Euro pro Hektar und Jahr", erklärt Winzer Matthias Rausch.

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