2,5 Billionen Dollar plus Zinsen

TRIER. (uhe) Im Rahmen seiner Fairness-Tour durch Deutschland will das Bündnis "erlassjahr.de" einen Schuldenerlass für Entwicklungsländer erreichen. Auftakt der Tour war am vergangenen Wochenende in Trier auf dem Gelände der Gartenschau.

Rund 2,5 Billionen US-Dollar Auslandsschulden haben die Entwicklungsländer weltweit. Eine Summe, die erschreckend hoch ist, vor allem für diejenigen, die das Geld zurückbezahlen sollen und angesichts der erdrückenden Schuldenlast kaum eine Möglichkeit haben, ihre Situation zu verbessern. Um daran etwas zu ändern, ist das deutsche Bündnis "erlassjahr.de - Entwicklung braucht Entschuldung", seit 1. Mai mit seinem "Fairness Mobil" in Deutschland unterwegs. Auftakt der Tour war am vergangenen Samstag auf dem Gelände der Landesgartenschau. Dort stand auch das Fairness-Mobil, ein 7,5-Tonner, auf dessen Ladefläche ein Geschenk für Bundeskanzler Gerhard Schröder steht. Über 80 000 Menschen haben sich bisher an dem Geschenk beteiligt, nicht durch eine Geldspende, sondern durch eine Unterschrift auf einem Etikett. "Ich verlange Fairness bei der Entschuldung. Dazu gehören ein unparteiisches Verfahren, ein Anhörungsrecht für alle Betroffenen und die Sicherstellung des Existenzminimums", steht außerdem auf jedem der 80 000 Etiketten, die an ebenso vielen Ringen hängen. "150 000 Ringe sind angepeilt", sagte Paulinus-Chefredakteur Bruno Sonnen während der Auftaktveranstaltung auf dem Petrisberg. Die Ringe seien deshalb für den Bundeskanzler bestimmt, damit dieser beim kommenden G 8-Gipfel auf die notwendige Entschuldung der Entwicklungsländer dränge, erklärte Sonnen. Doch es sind nicht nur die Schulden, mit denen die ärmsten Länder zu kämpfen haben. Vor allem die enormen Zins- und Tilgungsleistungen, die pro Jahr etwa 250 Milliarden Dollar betragen - das entspricht ungefähr dem jährlichen Etat der Bundesregierung - machen jeden noch so kleinen grünen Zweig unerreichbar. "Die Verschuldung der Länder hat vielfältige Gründe", sagt Ludwig Kuhn von der Diözesanstelle Weltkirche des Bistums Trier, und oft sei das politische System daran Schuld. Darum sei es keineswegs legitim, "von den Menschen zu verlangen, die Schulden ihrer ehemaligen Diktatoren zu begleichen", fügt Kuhn hinzu. Um den Anwesenden zu demonstrieren, wie groß das Ungleichgewicht zwischen den reichen Industriestaaten und den ärmsten Ländern der Erde ist, bauen einige Mitglieder der Katholischen Jugendzentrale Dillingen einen Tisch vor dem Fairness-Mobil auf und bitten einige Zuschauer, auf den Stühlen rund um den Tisch Platz zu nehmen. "Das ist die Eine-Welt-Tafel", erklärt eine Frau der Dillinger Delegation und zeigt auf eine Schüssel mit Nahrungsmitteln, die auf dem Tisch steht. Als die Teilnehmer sich um die Tafel setzen, wird das Problem deutlich. Die Stühle sind unterschiedlich hoch, so dass einige problemlos in die Schüssel greifen können, andere Schwierigkeiten haben, während überhaupt auf den Tisch zu sehen. Infos zur Fairness-Tour gibt es im Internet unter www.fairnesstour2004.de oder www.erlassjahr.de

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