68er Lebensgefühl

TRIER. (jau) Nach dem "Mozart"-Erfolgdes Vorjahres führt das Trierer Max-Planck-Gymnasium wieder ein Musical auf: "Hair".

 Woof (Erik Schneider) hat sich in dem in "Hair" geschilderten Konflikt zwischen Hippie-Welt und Vietnam-Krieg positioniert.Foto: Johannes Aumüller

Woof (Erik Schneider) hat sich in dem in "Hair" geschilderten Konflikt zwischen Hippie-Welt und Vietnam-Krieg positioniert.Foto: Johannes Aumüller

Mit gesenktem Kopf sitzt Claude (Stephan Eberhard) da. In seinem Kopf prallen zwei Welten aufeinander: Hier die schöne bunte Hippie-Welt, dort der schrecklich- düstere Vietnam-Krieg. Gehen oder nicht gehen - das ist hier die Frage. "Wo geh' ich hin?", heißt denn auch das Lied, das am Ende des ersten Aktes von "Hair" erklingt. Zu guter Letzt geht Claude. Während die Hippie-Gruppe zu "Be In - Hare Krishna" demonstrativ ihre Einberufungsbefehle verbrennt, wirft er lediglich einen wertlosen Zettel ins Feuer und wird später von den Militärs abgeholt. Musical-Aufführungen haben am Max-Planck-Gymnasium Tradition. Doch in den vergangenen Jahren gab es eher Klassiker wie "Anatevka", "Elisabeth" oder "Mozart" zu sehen - jetzt das rockige, bei seiner Premiere 1968 äußerst umstrittene "Hair". "Es geht darum, das Lebensgefühl der damaligen Generation zu verdeutlichen", erklärt Jens Kornmüller, einer der betreuenden Lehrer. Gemeinsamkeiten zwischen der Situation damals und heute im Zuge des Irak-Feldzugs sind eindeutig: die US-Administration für Krieg, die Bevölkerung dagegen. "Wir haben uns gefragt, wie weit wir aktualisieren dürfen. Darf zum Beispiel George Bush auf den Plakaten auftauchen? Da mussten wir abwägen", schildert Kornmüller die Diskussion in der Gruppe. Letztlich entschied sie sich für ein vorsichtiges Aktualisieren, das das Positive des damaligen Lebensgefühles herausstellt - und trotzdem Assoziationen zur heutigen Situation zulässt. So dominieren Friedenssymbole (weiße Tauben) im Bühnenbild des zweiten Akts. Und spätestens am Schluss des Stücks, bei "Let The Sunshine In", obsiegt das auf Friedfertigkeit und individuelle Freiheit ausgerichtete Lebensgefühl über Krieg und Gewalt. Nicht nur inhaltlich bedeutet "Hair" eine gewaltige Kehrtwendung gegenüber Mozart & Co. Auch darstellerisch gibt es einige Veränderungen. "Tanz und Bewegung sind wichtiger als bei ,Mozart'", meint Elena Roth. Sie zählt zu den Schülerinnen, die schon bei "Mozart" mitgewirkt haben und unbedingt auch in diesem Jahr ein Stück aufführen wollten. Während viele der Schüler schon Musical-Erfahrung besitzen, ist es - bis auf eine Ausnahme - für die beteiligten Lehrer die erste Aufführung. Die Termine: 16., 17., 23., 24. und 28. Mai. Karten sind erhältlich im Schulsekretariat unter 0651/1461950.

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