Auf Streife mit dem Hobby-Bobby

TRIER. Johannes Schneider läuft wieder Streife durch die Straßen von Trier. In einer historischen Polizei-Uniform mimt er einen englischen Bobby. "Mit Grauen" denkt Schneider an die Jahre zurück, als seine Aktivitäten als Hobby-Bobby bedroht waren. Doch diese Zeiten sind vorbei.

 Am ersten und dritten Freitag im Monat ist Johannes Schneider unterwegs.Foto: Ludwig Hoff

Am ersten und dritten Freitag im Monat ist Johannes Schneider unterwegs.Foto: Ludwig Hoff

Diebeiden Polizisten der Zivilstreife in der Simeonstraße schauenleicht verdutzt. Es scheint fast so, als glaubten die Beamten aneinen Fastnachtsscherz. Die Vermutung liegt momentan natürlichnahe, doch im Fall von Johannes Schneider führt sie in die Irre. Johannes Schneider, der "Hobby-Bobby" von Trier, ist bei seinem Streifengang durch die nächtlichen Straßen in seinem Element. Er sei der "einzige ehrenamtliche Bobby in Deutschland, der für Partnerschaft und Freundschaft zwischen einer deutschen und einer englischen Stadt Werbung macht", verkündet er stolz. So macht Schneider auf das englische Gloucester aufmerksam.

Täuschend echte Bobby-Uniform

Der Hobby-Bobby läuft natürlich nicht in normalen Klamotten herum, sondern in einem ganz speziellen Outfit. Schneider sieht so täuschend echt aus, dass einem Betrachter kein Unterschied zu einem wirklichen Bobby auffallen dürfte. Mehrmals wird er von Passanten angesprochen, so auch bei dem Rundgang durch Trier, den der Trierische Volksfreund begleitet.

"Do you speak german?" (Sprechen sie deutsch?) fragt man ihn. Ein Passant will wissen, oder ob er eine Leihgabe sei und direkt aus London komme. Andere beäugen ihn nichts sagend, schauen ihm aber schmunzelnd nach.

Der Trierer fällt auf. Das Tragen einer aktuellen Bobby-Uniform bleibt ihm allerdings weiterhin versagt. "Sonst bekäme ich wieder Ärger mit den echten Trierer Ordnungshütern", glaubt Schneider - so wie 1995, "als ich als Bobby ganz schlimme Erfahrungen mit der Polizei machen musste". Missbrauch von Berufsbezeichnungen und Uniformen sowie andere Verdächtigungen, so lauteten die Vorwürfe. Schließlich wurde das Verfahren eingestellt. Seine Erlebnisse in der "Köpenickade von der Mosel" will Schneider in einem Buch veröffentlichen. "Die ersten zehn Seiten sind schon geschrieben."

Schneider geht "aus Spaß an der Freud" auf Tour und hat dabei stets die Partnerschaft von Trier und Gloucester im Hinterkopf, die er so beleben will. "Bobby-Zeit" ist für den 38-Jährigen jeweils am ersten und dritten Freitag im Monat. Schneider hat noch viel vor: Bis zum 50. Geburtstag der Städtepartnerschaft 2007 will er mit seinem symbolischen Akt durchhalten.

Den Rundgang startet der Hobby-Bobby bei Einbruch der Dunkelheit. Von der Römerbrücke geht\\'s zunächst Richtung Kaiser-Wilhelm-Brücke mit anschließendem Schlenker in die Nordallee. Die Porta Nigra wird durchschritten, das gehöre sich so.

Mehr Aufsehen erregt Schneider in der Fußgängerzone. Es folgen Glockenstraße, Sieh um Dich, die engen Gassen um den Dom ("Hier befinden sich die finstersten Gassen der Stadt"), Palastgarten und Neustraße.

Knapp zwei Stunden dauert der Marsch, bewaffnet mit dem Stadtwappen sowie Broschüren und Infoblättern "von meinen Freunden aus Gloucester".

Ausstaffiert ist der Freizeit-Bobby weiterhin mit einem alten Schlagstock ("weil der ganz einfach dazu gehört"), Handschellen von 1885 und einer uralten Polizeilaterne mit brennender Kerze.

"Die nettesten Polizisten der Welt"

"Wenn die abgebrannt ist, muss mein Rundgang beendet sein. So will es ein alter Brauch", erklärt Schneider Passanten und versichert, dass er sich an solche Vorgaben peinlich halte. Und überhaupt: Ersatzkerze oder Streichhölzer trage er nie bei sich.

Johannes Schneider wirkt täuschend echt. Dass es sich nicht um eine aktuelle Uniform, sondern um eine "historische, viktorianische Bobbyuniform aus einem Polizeimuseum in England" handelt, fällt nicht auf.

"Hier und da konnte ich schon einen Unhold verschrecken", betont Schneider. Augustine Leidinger überrascht mit einem Kompliment: "Sie werten Trier auf", sagt die Frau aus Weiskirchen. Schneider ganz perplex: "So etwas Nettes hat mir noch niemand gesagt." "Bobbies sind die nettesten Polizisten auf der Welt", schwärmen Corinna, Sabine, Lore und Daniela. "Jemanden wie sie bräuchten wir als Begleitschutz, wenn wir nachts durch Trier ziehen", so die Mädels. Eine Trillerpfeife hat Schneider auch - ganz nach Bobby-Vorbild, um Verstärkung herbeizuholen, wenn es brenzlig wird.

Der drohende Krieg im Irak beschäftigt auch Johannes Schneider. Er weitet seine Rundgänge aus und macht sich jeden Freitag zu einem Friedensmarsch auf den Weg. Interessierte könnten sich ihm gerne anschließen.

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