Auge in Auge mit dem Elefanten

TRIER. Für die 30 Mitglieder des Pfalzeler Jugendorchesters wird Circus Krone immer etwas ganz Besonderes bleiben. Sie durften sich hinter den Kulissen umschauen, durch die Zirkus-Stadt spazieren und dann auch noch vor der Premieren-Vorstellung in der Manege musizieren.

Bei der Abfahrt wirken alle noch ganz cool. Die Jungs und Mädels vom Pfalzeler Jugendorchester scheinen Nervosität und Spannung nicht zu spüren. Na, es dauert ja auch noch gut zwei Stunden bis zum Auftritt. Beim Anblick des riesigen Zirkuszelts jedoch werden erste Knie weich. "Boah, und da drinnen sollen wir spielen?" Katharina beschleicht ein leicht mulmiges Gefühl in der Magengegend. Das verfliegt aber schnell, denn jetzt geht es zur Führung durch "Krone-City". Susanne Matzenau, zuständig für die Pressearbeit bei Krone, nimmt die Kinder und Jugendlichen mit zu einem Rundgang durch eine ganz eigene Welt. Die Zahlen klingen unglaublich: 400 Menschen, mehr als 250 Tiere, 330 Wohn-, Pack- und Gerätewagen. Allein für den Aufbau des Zeltes arbeiten 60 Männer sechs Stunden lang. Und was dieser Zirkus alles mitführt! Schreinerei, Schlosserei und Schneiderei, eine Großküche zur Versorgung der 180-köpfigen Mannschaft und ein rollender Waschmaschinen-Salon sind nur Beispiele für die "Gebäude" der Stadt auf Rädern. Vor dem Auftritt kommt das Lampenfieber

Während dieser beeindruckenden Aufzählung geht plötzlich ein Zucken durch die Musikergruppe. Aus einem nahen Käfig, den sich noch niemand so richtig angeschaut hat, dringt markerschütterndes Brüllen. Sofort kommt von schräg gegenüber lautstarke Antwort, dann bricht ein vielstimmiger Löwenchor aus. "Das sind die Rudelgesänge der Löwen", sagt Matzenau amüsiert. Tief beeindruckt betrachten die Kinder den weißen Löwen Kasanga, den majestätischen Mähnenlöwen, den der Zirkus von einem saudi-arabischen Prinzen geschenkt bekommen hat, und die zehn Löwendamen. Die faulsten Lebewesen der Welt seien die Löwen, sagt Matzenau. Sie würden am liebsten unentwegt schlafen. "Wenn ich das mal machen könnte", kommentiert Markus mit wehmütigem Blick in die weitläufigen Raubtiergehege. Besonders interessiert die Kinder - neben Löwen, Kamelen, Zebras und Pferden - die zirkuseigene Schule. Und Lehrerin Monika Berger freut sich sehr über "so viele neue Schüler". Normalerweise unterrichtet sie sechs Kinder zwischen sieben und 14 Jahren in allen üblichen Fächern. Drei Zirkuskinder besuchen die Klassen 2 und 3, zwei sind in der Stufe 8. Und der Spanier Toni gehört eigentlich in Klasse 7, macht aber den Englischstoff aus Klasse 8 und "muss Mathe der 5. Klasse machen, weil er das einfach nicht lernen will". Dafür haben die Pfalzeler Verständnis. Und Saxophonist Tim meint mit Blick in den Schulwagen trocken: "Ne, hier will ich nicht zur Schule müssen. Da kommt man viel zu oft dran." Daniel interessiert sich brennend für die Stromversorgung des Unternehmens, das sein eigenes "Kraftwerk" mitführt. Und auch das schmucke Fahrzeug der Zirkus-Feuerwehr wird von den Jungs ausgiebig bewundert. Jetzt noch ein kurzer Besuch bei Colonel Joe und seinen Elefantenkollegen: Sieben Tonnen schwer, 3,50 Meter hoch, 41 Jahre alt und geziert von zwei 1,80 Meter langen Stoßzähnen begeistert und beeindruckt dieser größte Elefantenbulle der Welt die Zaungäste. Wie denn die Zähne so strahlend weiß würden, will Julian wissen. Die, erzählt Pressereferentin Matzenau, würden genau wie Füße und Ohren mit Spezialshampoo geputzt und dann kräftig poliert. Dann heißt es für die Truppe aber hinüber zum Zelt und fertig machen zum Konzert. "Ich glaube, ich kann nicht spielen!" Katharina fällt schlagartig ihr Lampenfieber wieder ein. Und auch die Mitmusikanten sind längst nicht mehr so cool. Kurze Stimmprobe, letztes Sortieren der Noten und dann Warten hinter dem Vorhang. Die Ränge füllen sich. Noch ein Trommelwirbel - und Auftritt des Jugendorchesters aus Pfalzel. Unter Leitung ihres Dirigenten Dirk Sinnig stimmen die 30 Musiker flott und spritzig auf das rasante Zirkusprogramm ein. Herzlicher Beifall des Publikums belohnt für die vorherige Anspannung. "Und hinter der Manege hat ein Artist sogar ,Bravo, das habt Ihr gut gemacht!' zu mir gesagt", sagt die wieder ganz gelöste und mächtig stolze Katharina.

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