Ausgebremst

TRIER/WITTLICH. An 70 Stellen in Rheinland-Pfalz kontrollierte die Polizei gestern die Geschwindigkeit der Verkehrsteilnehmer. Am landesweiten Geschwindigkeitskontrolltag geht es darum, die Unfallursache Nummer Eins zu bekämpfen: überhöhte Geschwindigkeit. Der TV hat eine Radarkontrollstation am Autobahnkreuz Wittlich besucht.

"Da geht es zu wie auf dem Kuhmarkt", erzählt Paul Kiefer, Dienststellenleiter der Autobahnpolizei Schweich, wenn er sich an die Verhandlungen zwischen Autobahnpolizei und -meisterei hinsichtlich der Entschärfung gefährlicher Verkehrspunkte erinnert. "Ich bin für eine angemessene Geschwindigkeit, die den Verkehrsfluss nicht unnötig stört", spricht er wohl vielen Fahrern aus der Seele. Da die Autobahnmeisterei die Straßen schonen möchte, ist ihr Motto "so langsam wie möglich". Doch Schneckentempo auf der Autobahn bringt niemanden wirklich weiter. Das Gegenteil aber auch nicht, denn so tappt man früher oder später in die Radarfalle.Persönliches Gespräch soll nachwirken

Kontinuierlich winken Peter Henning und seine Kollegen Temposünder auf den Haltestreifen. Dort erfolgt das wichtigste Prozedere der Kontrolle: das persönliche Gespräch, das belehren und im Idealfall noch nachwirken soll. Es ist etwas anderes, ob man geknipst wird und Wochen später einen Brief bekommt, oder ob man gleich im Angesicht der grünen Uniform auf sein Fehlverhalten aufmerksam gemacht wird. "Ob die erste Einsicht auch nach zwei Kilometern immer noch da ist, wage ich allerdings zu bezweifeln", äußert Peter Henning, Leiter des Anhaltepunktes. Seine langjährige Erfahrung macht realistisch. Dass mittlerweile um die 40 Prozent weibliche Einsatzkräfte im Dienst sind, beurteilt er positiv: "So mancher muss sich erst einmal seine Vokabeln neu zusammensuchen, wenn da eine junge hübsche Frau vor ihm steht", schmunzelt Henning. Das Rezept ist altbewährt und zeigt auch an diesem Morgen seine Wirkung. Nahezu alle angehaltenen Autofahrer bleiben freundlich und zeigen Einsicht, was die Aussicht auf manch saftiges Bußgeld aber nicht ändert. Einer der Spitzenreiter der zweiseitigen Liste ist ein Holländer, der mit 137 Kilometern pro Stunde im 60er-Bereich geblitzt wurde. "Als Deutscher wäre er definitiv zu Fuß weitergegangen", sagt Kiefer. Das gelbe Nummerschild bewahrt in davor. Allerdings wird pro Monat Fahrverbot eine Pauschale von 250 Euro erhoben, sodass der rasante Fahrer insgesamt satte 1125 Euro ärmer weiterreist. Da sind die 25 Kilometer, die ein Geschäftsmann zuviel auf dem Tacho hat, Peanuts. Der Kölner zeigt sich auch sehr handzahm. Er ist weder sauer noch uneinsichtig: "Das war klar mein Fehler, da muss ich mich gar nicht beschweren." Ob er Frauen in Uniform anders begegne, quittiert er mit fragendem Blick: "Ich behandele grundsätzlich jeden vernünftig." Minuten später entfleucht ihm jedoch die Aussage: "Klar freue ich mich über das charmante Lächeln einer Polizistin mehr als über das eines Mannes." Das Lachen vergeht einem Handlungsreisenden gründlich. Er beschwert sich über die seiner Meinung nach zu lange dauernde Datenabwicklung. Manche vergessen völlig, dass sie die Schuld daran tragen, dass sie ihre Reisegeschwindigkeit auf null herunterbremsen mussten. Im längerfristigen Stillstand befindet sich ein holländischer LKW-Fahrer. Mangels Bargeld oder valider Kreditkarte wird er zum nächstgelegenen Geldautomaten chauffiert. Angsichts der vielen eingeleiteten Verfahren (siehe Ergebnisse unten) zieht Polizeidirektor Otto Herrig, der den Einsatz im Präsidialbereich Trier leitete, "eine ernüchternde Bilanz". "Obwohl wir die Kontrollen über die Medien angekündigt haben, und die Risiken des Rasens und Drängelns bekannt sind, gibt es immer noch zu viele Unbelehrbare."

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