Aussichtsreich und barrierefrei

Die Kaiserthermen haben einen neuen Eingang. Das von Oswald Ungers geplante Entree-Gebäude ist am Freitagnachmittag offiziell übergeben worden. Morgen, Sonntag, ist Tag der offenen Tür mit großem Freiluft-Programm.

 Aussichtsreich: Oswald Ungers auf dem zum Entree gehörenden Turm, der auch per Rollstuhl zu erreichen ist. TV-Foto: Roland Morgen

Aussichtsreich: Oswald Ungers auf dem zum Entree gehörenden Turm, der auch per Rollstuhl zu erreichen ist. TV-Foto: Roland Morgen

Trier. Eigentlich wollte Oswald Ungers nicht sprechen. Der 80-jährige Stararchitekt ist gesundheitlich angeschlagen und schickte seinen Bauleiter Stefan Zeltwanger ans Rednerpult. Zum Schluss der Veranstaltung griff er gerührt und ungeplant doch noch zum Mikrofon. Es sei ihm eine große Ehre, nach Basilika-Vorplatz und Viehmarkt-Thermen weitere architektonische Spuren in Trier hinterlassen zu dürfen, bekannte Ungers. Das Kaiserthermen-Entree sei ihm genauso wichtig wie das nächste Mega-Projekt: Das Kölner Ungers-Büro übernimmt die Grundinstandsetzung und Erweiterung des Pergamon-Museums in Berlin. Der Unterschied liegt für den Altmeister nur in den Dimensionen. Das 2010 startende Berliner Projekt ist rund 375 Millionen Euro schwer. Ungers' dritter Trierer Streich kostete 2,9 Millionen Euro; weitere 2,3 Millionen Euro entfielen auf die Außengestaltung nach Plänen des Grevenbroicher Landschaftsarchitekten Bernhard Korte sowie in Erneuerung des Palästa-Unterbaus und Schaffung einer Veranstaltungs-Infrastruktur. Finanz-Staatsekretär Rüdiger Messal als Bauherren-Vertreter sprach von einer "strahlenden Premiere": Die Kaiserthermen sind das erste fertig gestellte Vorhaben des Bauprogramms "wegweisend…auf Geschichte bauen". Sieben weitere prominente historische Gemäuer wie die Festung Ehrenbreitstein werden neue Entrees erhalten, "verständlich und barrierefrei erschlossen und kulturell lebendig" gemacht. Den symbolischen Schlüssel überreichte Messal an Kultur-Staatssekretär Joachim Hofmann-Göttig, der das anfangs in Trier umstrittene Werk lobte und einen Vergleich mit der Berliner Reichstags-Kuppel zog: auch die habe zunächst irritiert, sei aber längst allseits akzeptiertes Paradebeispiel einer gelungenen Verbindung aus alter und neuer Architektur.Die Rührung, die Ungers doch ans Rednerpult trieb, resultierte auch aus einem Gemeinschaftsgeschenk, das Stadt und Land ihm machen: Nach der Konstantin-Ausstellung erhält er eine der Kopien des linken Fußes der kolossalen antiken Kaiser-Statue, kündigte OB Klaus Jensen an. Der erste Besucheransturm wird morgen, Sonntag, erwartet. Von 10 bis 17 Uhr ist Tag der offenen Tür mit großem Programm und Palästra-Picknick.

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