Barrierefrei mit Hindernissen

TRIER-NORD. Die Schaffung eines ebenerdigen Fußgängerüberwegs von der Paulinstraße ins Stadtzentrum verzögert sich weiter. Frustrierte Geschäftsleute und der Ortsbeirat verlangen von der Stadt, die längst zugesagte Maßnahme endlich umzusetzen. Doch bislang scheint nicht einmal die Finanzierung des Überwegs gesichert.

Sie kommen, sehen und passieren den neuen Fußgängerüberweg: Tausende Passanten, die meisten hellauf begeistert, nutzen die ebenerdige Verbindung zwischen Paulinstraße und Porta-Nigra-Platz. Vorbei die Zeiten der Tunnellösung, passé die Jahre, in denen eine der größten Einkaufsmeilen Triers nur über eine Unterführung zu erreichen war, die Plattenbau-Charme unter Tage verströmte. "Endlich muss ich nicht mehr durch das dunkle Loch gehen", freut sich eine Rentnerin. Vorfreude immer wieder genährt

Beobachtungen aus dem Herbst 2003: Ein provisorischer Überweg verband damals das Stadtzentrum mit der Paulinstraße; eine Woche lang konnten Passanten die jeweils andere Seite ebenerdig erreichen. Seit den 60er-Jahren des vorigen Jahrhunderts war das nicht mehr möglich gewesen. So erfolgreich war der Feldversuch im Rahmen der "Europäischen Woche der Mobilität", dass einer dauerhaft barrierefreien Verbindung nun nichts mehr im Wege zu stehen schien. Vor allem die Geschäftsleute in der Paulinstraße wähnten sich schon fast am Ziel mit ihrer Forderung, die Abnabelung ihrer Standorte vom Zentrum durch einen ebenerdigen Überweg zu beenden. Seither wurde die Vorfreude immer wieder genährt - zuletzt im Oktober vergangenen Jahres im Ortsbeirat von Trier-Nord. Im November werde der Baubeschluss gefasst, so dass im Februar 2005 mit den Arbeiten hätte begonnen werden können. Die Bauzeit werde aller Voraussicht nach sechs Wochen betragen, berichtete ein Vertreter der Stadt den Mitgliedern des Ortsbeirats. Doch fünf Monate später liegt weder ein Baubeschluss vor, noch ist absehbar, wann die Maßnahme überhaupt in Angriff genommen werden kann. Mehr noch: Auf Anfrage unserer Zeitung musste Baudezernent Peter Dietze jetzt einräumen, dass "die Mittel aus haushaltsrechtlichen Gründen noch nicht freigegeben sind", weshalb bislang auch keine Ausschreibung hätte erfolgen können. Im Klartext: Bislang ist noch nicht einmal die Finanzierung des ebenerdigen Überwegs gesichert. Dietze kündigt dennoch einen "formellen Baubeschluss" für Anfang April an. Die neuerlichen Verzögerungen sorgen unterdessen für einigen Unmut in Triers Norden. "Wir sind ziemlich frustriert", macht Alwin Krewer, Sprecher der "Initiative Paulinstraße" keinen Hehl aus seiner Verärgerung. "Da hat sich der Baudezernent wohl etwas zu weit aus dem Fenster gelehnt", kritisiert er dessen frühere Zusagen. Ursprünglich habe die Stadt versprochen, dass der Überweg noch vor dem Weihnachtsgeschäft geschaffen werde, behauptet Krewer. Auch im Ortsbeirat Trier-Nord ist man verärgert über das Verhalten der Stadt. Volker Hanf, Sprecher der SPD, betonte noch einmal die Dringlichkeit der "fest zugesagten Baumaßnahme vor dem Hintergrund des fortschreitenden Attraktivitätsverlusts der Paulinstraße". Termin beim Oberbürgermeister

Laut Krewer haben viele der rund 60 Fachgeschäfte in der filialistenarmen Einkaufsstraße nach wie vor wirtschaftlich zu kämpfen. Eigene Aktionen hätten die Stimmung unter den Geschäftsleuten zwar ein wenig verbessern können, doch an der grundsätzlichen Situation habe dies wenig ändern können. Zudem werde das Straßenbild derzeit von einem großen Trümmerhaufen ramponiert, der seit Monaten von den abgerissenen "Friedrich-Häusern" zeugt. Auch hier habe man keine Informationen, wie es weitergehen solle, ärgert sich Krewer. Offenbar will sich der Geschäftsmann auch nicht mehr auf die Informationen Dietzes verlassen: "Ich lasse mir jetzt einen Termin beim Oberbürgermeister geben", kündigte Krewer an.

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