Baugebiet Brubacher Hof in Trier: im Ernstfall droht die Sammelklage

Trier · Der Stadtrat Trier hat sich für ein Baugebiet Burbacher Hof entschieden. Für die Bürgerinitiativen und Ortsvorsteher der betroffenen Stadtteile ist die Diskussion aber noch lange nicht beendet.

 Protest im Regen: Die Bürgerinitiative aus Mariahof konnte ihre Interessen nicht komplett durchsetzen.

Protest im Regen: Die Bürgerinitiative aus Mariahof konnte ihre Interessen nicht komplett durchsetzen.

Foto: Rainer Neubert

Wenn in Trier in den kommenden Jahren neues Bauland erschlossen wird, dann geschieht das in Ruwer und Mariahof. Mit der von CDU, SPD, UBT und FDP initiierten Ergänzung, davor die Verkehrsprobleme zu lösen und keinen ansässigen Betrieb zu gefährden, hat eine Mehrheit von 33 zu 22 Stimmen am späten Mittwochabend diesem Vorschlag zugestimmt. Am Tag danach hat der Trierische Volksfreund Reaktionen eingefangen:

Stadtvorstand
Oberbürgermeister Wolfram Leibe (SPD) hält die Ausweisung von neuen Bauflächen in Trier für wichtig: "Ich begrüße die Entscheidung ausdrücklich. Mit der Grundsatzentscheidung, die Fläche Brubacher Hof als Wohnbaufläche auszuweisen, ist der Rat seiner Verantwortung für eine gute Entwicklung der Stadt nachgekommen und hat im Sinne des Gemeinwohls entschieden. Mit der Berücksichtigung der Verkehrsproblematik und der berechtigten Anliegerinteressen konnte im demokratischen Prozess eine tragfähige Lösung gefunden werden."

Bürgerinitiativen
Weniger begeistert zeigen sich die beiden Bürgerinitiativen "Stoppt Landfraß - gegen Bebauung Brubacher Hof" und "Gegen das große Wohngebiet Langenberg". Vor allem auf Mariahof ist die Enttäuschung groß. "Diese Zusagen mit Blick auf den Verkehr und die Betriebe sind zwar Schritte in die richtige Richtung", sagt Ingo Hennen. "Aber die Formulierungen sind zu schwammig." Er glaube nicht an eine Lösung für die absehbaren Verkehrsprobleme. Auch für seine Pferdepension gebe es keine Entspannung. "Meine Existenzängste sind nicht verschwunden." Nun liege es an der Stadt, auf die Betriebe zuzugehen und Lösungen zu präsentieren. "Wenn wir unsere Existenz bedroht sehen, überlegen wir uns eine Sammelklage mit Blick auf die Auswirkungen des Projekts auf das FFH-Gebiet Mattheiser Wald."

Die Menschen in Euren atmen derweil vorsichtig auf. "Unsere Bürgerinitiative begrüßt die Entscheidung des Stadtrats insofern, als eine Komplettbebauung am Langenberg kurzfristig nicht stattfindet", sagt Sprecher Joachim Weyand. Letztlich sei das der Erfolg einer gelebten Demokratie.

Komplette Entwarnung gibt es aber auch in Euren nicht. "Die Auffüllung zwischen Zewen und Euren soll über das Jahr 2030 hinaus weiterverfolgt werden. Wir werden darauf achten, dass die Interessen der Menschen hier weiterhin berücksichtigt werden."

Ortsvorsteher
Das sieht auch Eurens Ortsvorsteher Hans-Alwin Schmitz (UBT) so. "Der Kompromiss deckt sich genau mit den Vorstellungen des Ortsbeirats. Die Verkehrserschließung mit einer Bahnüberführung ist weder mit uns noch mit den Bürgern zu machen." Auch für die nach wie vor geplante Erweiterung des Ortes um eine Gesamtfläche von knapp zwölf Hektar müsse zunächst eine neue Verkehrserschließung per Unterführung zur Gottbillstraße zumindest konkret in Aussicht gestellt sein.

Jürgen Plunien (CDU), Ortsvorsteher von Mariahof, ist von der Entscheidung des Stadtrats nicht begeistert. "Ich bin damit nicht froh, habe es aber so kommen sehen. Jetzt müssen wir das Beste daraus machen." Es liege nun an der Stadt, den Ängsten der Menschen zu begegnen. "Wir wollen erleben, dass tatsächlich Einzelhandel kommt, die Infrastruktur verbessert und eine Lösung für den Verkehr gefunden wird." Unwägbarkeiten beim Blick auf die Frischluftzufuhr und die Naturbelastung blieben.

Der zusätzliche Verkehr infolge eines neuen Baugebiets auf der Höhe wird vor allem die Menschen in Heiligkreuz betreffen. Ortsvorsteher Theo Wolber (CDU) verweist auch deshalb auf die einstimmige Ablehnung dieses Projekts durch den Ortsbeirat. "Mir geht der Stadtratsbeschluss nicht weit genug", sagt er im TV-Gespräch. "Lärmschutzwände alleine können nicht die Lösung sein. Wir brauchen städtebauliche Lösungen mit einer urbanen Bebauung an den Hauptverkehrsstraßen." Gemeint sind damit höhere Gebäude, bei denen im Erdgeschoss auch eine gewerbliche Nutzung möglich ist. In jedem Fall, so verspricht Wolber, werde er sich darum kümmern, dass die weitere Entwicklung auf Mariahof auch für Heiligkreuz gut laufe.
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Eine Fläche von insgesamt 30 Hektar soll mittelfristig als großes Wohngebiet Brubacher Hof entwickelt werden. Die Nettobaufläche (Baugrundstücke ohne Straßen, Wege, Plätze) beträgt 23,1 Hektar. Mehrere Hundert Wohneinheiten für etwa 2500 Menschen sollen darauf in Form von Mehrfamilien- und Einfamilienhäusern (40 Prozent) Platz finden. Die ersten Häuser werden frühestens in fünf Jahren entstehen. Denn der Flächenutzungsplan - er soll bis Ende des Jahres verabschiedet sein -, ist nur eine grobe Leitplanung, die in einem Bebauungsplan konkretisiert werden muss.

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