Baustelle Baudezernat

"Wer kann, geht weg". So wird im Rathaus hinter vorgehaltener Hand das auffallend hohe Maß an Personalproblemen innerhalb des Baudezernats interpretiert. Folge der Fluktuation: Viel Arbeit bleibt liegen. Dezernentin Simone Kaes-Torchiani sieht sich zu Unrecht in der Kritik.

 „Weiß, worauf ich mich eingelassen habe“: Simone Kaes-Torchiani, seit Mai 2007 Baudezernentin. TV-Foto: Roland Morgen

„Weiß, worauf ich mich eingelassen habe“: Simone Kaes-Torchiani, seit Mai 2007 Baudezernentin. TV-Foto: Roland Morgen

Trier. Auf dem Papier ist Simone Kaes-Torchiani (53) Chefin von 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in neun Ämtern. Dass es in Wirklichkeit immer weniger Leute werden, hat nichts mit der angestrebten Verwaltungs-Reform zu tun. Der Verkehrsplanungs-Chef wechselte in die Privatwirtschaft, der Stadtreinigungsamtsleiter ging auf eigenen Wunsch, ein erst 2007 eingestellter Mitarbeiter des Denkmalpflegeamtes arbeitet jetzt in Luxemburg, andere Mitarbeiter ließen sich innerhalb des Rathauses versetzen.

"Manchmal ungeduldig, aber nicht ungerecht"



Fluktuation ist nichts ungewöhnliches im 1200-Leute-Betrieb Stadtverwaltung Trier. Aber die Häufigkeit im Baudezernat steht ohne Beispiel da. Dezernentin Simone Kaes-Torchiani leugnet die Personalprobleme auch gar nicht, sondern zählt weitere Beispiele auf: "Mein Dezernatsbüro-Leiter war in Erziehungsurlaub und die Vorzimmer-Kollegin fast zwei Monate krank." Auch bestreitet die CDU-Frau nicht, dass in ihrem Dezernat derzeit überproportional viel Arbeit unerledigt bleibe. Gründe dafür gebe es viele. So liegt das Mobilitätskonzept nach dem Weggang des Verkehrsplaners auf Eis, das Entwicklungskonzept für die Ruine des Bahn-Ausbesserungswerks kommt nicht voran, die vom Stadtrat vor einem Jahr geforderte Machbarkeitsstudie zum Moselaufstieg bindet viel Personal, andere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien wegen der Doppik-Vorbereitung "raus aus dem Tagesgeschäft". Hinzu kämen viele ungelöste Probleme noch aus der Zeit vor ihrem Amtsantritt im Mai 2007: "Da hatten Leuchtturm-Projekte wie die Landesgartenschau und die Kornmarkt-Umgestaltung Vorrang. Das Graubrot blieb liegen." Folge: "Unsere Leute sind jetzt bis über die Hutschnur ausgelastet. Und sie leiden darunter, dass in der Öffentlichkeit und in der Presse immer wieder über uns gemeckert wird." Der im Baudezernat offenkundig verbreitete Frust hat, wie hinter vorgehaltener Hand im Rathaus geraunt wird, auch einen anderen Grund. Die Dezernentin (Spitzname: "KT") vergrätze das Personal mit hohen Forderungen und stauche auch schon ab und zu mal einen Mitarbeiter lautstark auf dem Flur zusammen. Ein Mangel an Führungsqualität, der Betroffene in die innere Emigration treibe.

Simone Kaes-Torchiani bestreitet das: "Ich bin manchmal vielleicht etwas direkt und manchmal ungeduldig, aber nicht ungerecht. Und ich mute meinen Leuten nicht mehr zu als mir selbst."

Ob sich die erhoffte Verstärkung bald einfindet, steht noch nicht fest. Die Suche von Nachfolgern für den zum Jahresende in Ruhestand gehenden Tiefbauamts-Chef und einen neuen Stadtplaner gestaltet sich schwierig: "Es gibt nicht viele gute Leute, die in eine Verwaltung wollen." Gründe zum Resignieren sieht "KT" "weit und breit nicht. Ich weiß, worauf ich mich eingelassen habe. Es gibt keinen Grund zum Jammern."

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