Bei Bann bestens beraten

TRIER. Bürokratendeutsch ist eine Sprache, für die viele Menschen eine Übersetzung brauchen. Was sich hinter Formulierungen verbirgt, derer sich Behörden, Versicherungen, Ämter und Krankenkassen bedienen, verrät Franz Josef Bann (67) ab dem 5. September immer montags im Bürgerhaus Trier-Nord.

Beratung ist für Franz Josef Bann nichts Neues, war das doch bis zu seiner Pensionierung sein Metier. Als Berufsberater und in 27 Jahren als Leiter der Berufsberatung des Arbeitsamtes Mayen half er vielen Tausend Menschen auf dem Weg ins Berufsleben. Eine Ausbildung als Maschinenbauer und der Meistertitel war dem jungen Bann nicht genug. Es schloss sich eine kaufmännische Lehre an, der Wunsch nach Selbstständigkeit wuchs, und Bann entwickelte ein Interesse für die Entwicklungshilfe. Doch dass Lebenswege manchmal verschlungen sind und andere als die geplanten Richtungen nehmen, erlebte Bann am eigenen Leib. "Das war sicher eine gute Grundlage für die Raterteilung", sagt Bann rückblickend. Denn 1968 stieß er auf eine Zeitungsannonce. Das Arbeitsamt suchte Arbeitsvermittler zur Ausbildung. Und zum 1. März 1969 begann Bann seine Laufbahn bei der Bundesanstalt für Arbeit, absolvierte die Inspektoren- und Beraterausbildung. Ein offenes Ohr für die Anliegen und Probleme der Menschen zu haben, sei Bedingung für diesen Beruf, "sonst ist da kein Erfolg gewährleistet", sagt der Heiligkreuzer. Weder für die persönliche Karriere, noch für eine geglückte Vermittlung Arbeitsloser. Jugendlichen Perspektiven aufzuzeigen, sei immer sein vorrangiges Anliegen gewesen, erklärt der 67-Jährige. Während seiner Dienstzeit sei es ihm auch immer wieder möglich gewesen, "differenzierte Angebote" zu schaffen, und auch für Menschen, die "am normalen Arbeitsmarkt nicht ankamen", etwas zu bewegen. 70 bis 80 Prozent der Arbeitssuchenden habe er so vermitteln können. Nach seiner Pensionierung im Oktober 1999 wollte der 67-Jährige zunächst Abstand zum Arbeitsalltag gewinnen und genoss seine freie Zeit, widmete sich Familie, Garten und seinen Dackeln. "Aber irgendwann kam die Erkenntnis, dass das nicht alles sein kann", sagt Bann.Zertifiziert zum Seniortrainer

Wieder war es eine Anzeige in der Zeitung: Das Bistum suchte Ehrenamtliche - und der Rentner wurde aufmerksam. Auch, weil er bei seinen regelmäßigen Kirchgängen in die St.-Ambrosius-Kirche am Bürgerhaus Trier-Nord vorbei kam, an dem er Aushänge über bestehende Beratungsangebote las. "Da kam mir die Idee, dass man das ja ergänzen könnte. Denn bei Problemen in Ehe und Familie ist die Arbeit ein zentraler Punkt, die Finanzen hängen eng damit zusammen." Bann nahm Kontakt mit dem Bürgerhaus auf. Im Rahmen des Programms EFI (Erfahrungswissen für Initiativen) besuchte er Lehrgänge der Bundesregierung und schloss diese mit einem Zertifikat ab, das ihm die Qualifikation zum Seniortrainer und zur verantwortungsbewussten ehrenamtlichen Arbeit bestätigt.Übersetzungen sollen Türen öffnen

"Ich möchte so etwas wie eine Übersetzungsstelle für die Menschen sein", umreißt Bann seine künftige Aufgabe. In seiner wöchentlichen Sprechstunde will er Menschen beim Umgang mit Behörden helfen, Klauseln und Wortkonstrukte in Anträgen und Bescheiden aufschlüsseln. "Aber ich will den Leuten nicht ihre Selbstständigkeit nehmen, sie nicht entmündigen." Hilfe zur Selbsthilfe ist das passende Stichwort. "Ich will versuchen, Türen da aufzumachen, wo sie für die Menschen verschlossen sind." Vor allem rund um das Thema Arbeit, Arbeitslosigkeit und Ansprüche nach Hartz IV will Bann beratend tätig sein. Wenn in den Einzelgesprächen Problemstellungen häufiger auftreten, könnte sich der Pensionär vorstellen, kleine Seminare zu veranstalten und die Informationen für Gruppen aufzubereiten. Doch das soll erst der zweite Schritt sein. Den ersten macht Franz Josef Bann mit seiner kostenlosen Sprechstunde ab dem 5. September, immer montags von 14 bis 16 Uhr im Raum des Beratungsdienstes in der zweiten Etage des Bürgerhauses Trier-Nord, Franz-Georg-Straße 36.

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