Belgien hat die schönsten Gardedamen

TRIER. Zum ersten Mal wurde die "närrische Pinnwand" vor Publikum aufgezeichnet. Die Vorbereitungen dafür begannen vor drei Monaten.

"Ich krieg' noch 'nen Herzinfarkt", stöhnt Stefanie Adams wenige Augenblicke vor der Aufzeichnung der "närrischen Pinnwand". Vor der Bühne herrscht Hektik, nicht nur bei der Aufnahmeleiterin. "Sind alle Vereine da? Wo müssen die Moderatoren stehen? Ist die Technik so weit?" - Fragen dieser Art beschäftigen die Mitarbeiter des "Pinnwand-Fernsehens". Seit 10 Uhr morgens sind die Fernsehmacher auf den Beinen, um rechtzeitig um 17 Uhr die traditionelle Fastnachtssendung aufzuzeichnen. Zum ersten Mal seit zwölf Jahren findet die Veranstaltung nicht im Studio, sondern vor Publikum in der Aula der Berufsbildenden Schulen, der Residenz der Karnevalsgesellschaft Rote Funken, statt. Werner Hubert, der die Sendung seit 1993 moderiert, bleibt indes gelassen. Entspannt und professionell wird er die nächsten drei Stunden durch das Programm führen. Zur Seite steht ihm Anne Koschate, die vor kurzem bei der "Pinnwand" eingestiegen ist. Die Studentin aus Norddeutschland kann den fehlenden Bezug zu Karneval nicht leugnen und tut dies auch nicht. "Ich habe mit Fastnacht nicht so viel am Hut", gesteht sie den Zuschauern. Später wird auch sie schunkeln. Fast zwei Dutzend Karnevalsvereine und Solisten aus Trier, von der Mosel, aus der Eifel und sogar aus Belgien nehmen an der Veranstaltung teil. Im Wechsel gibt es eine Tanzdarbietung und ein Gespräch mit dem dazugehörigen Vereinsvorstand. Erster optischer und künstlerischer Höhepunkt ist der Showtanz der KG Rote Funken. Die orientalisch gekleideten Gardedamen zeigen zu Hip Hop-Musik einen modernen Schleiertanz. Während bei den Einlagen die Fernsehleute ein wenig zu Ruhe kommen, herrscht bei den Interviews emsiges Treiben. Bernd Schauer, der für die Einhaltung der Zeitvorgaben zuständig ist, hält - wie es dem Zuschauer aus Sendungen wie "TV total" bekannt ist - eine Tafel mit Hinweisen an die Moderatoren hoch, wenn sie einen Tanz ansagen, schneller fertig werden oder das Mikro tauschen sollen. Wenn er mal gerade keine Tafel hält, telefoniert er über Handy mit einem Kollegen auf der anderen Seite der Bühne. Die gestresste Aufnahmeleiterin macht von der modernen Telekommunikation keinen Gebrauch. Gebückt huscht sie ständig vor der Bühne hin und her. Sie droht inzwischen nicht nur ein Fall für den Kardiologen, sondern auch für den Orthopäden zu werden. Weitere Programmhöhepunkte setzen inzwischen vor allem die auswärtigen Vereine. So hat die KG Grün-Weiß aus dem belgischen 400-Einwohner-Ort Oudler die reizendsten Damen in der Garde. Typisch belgisch ist ihre Darbietung jedoch nicht. "Wir feiern den typisch rheinischen Karneval", sagt Präsident Marcel Schröder. Sehr sympathisch ist der Auftritt des Karnevalsverein "Meer Siense" aus Piesport, der mit Dreigestirn angereist ist. Die Mitglieder haben nicht nur prächtige Kostüme, sondern auch ein pralles Programm. Zuerst gibt der Prinz Karnevalslieder zum Besten, dann zeigen die "Stubbi Nixen" eine recht komische Männerballetteinlage. Der Auftritt des Vereins macht Lust auf dessen Umzug am Fastnachtsdienstag. Inzwischen drängt die Zeit. Die Akteure der Salsa-Life-Tanzschule können nicht mehr vorgestellt werden, sonst passt ihr Tanz nicht mehr aufs Band. Drei Stunden sind fast voll. Nach Drehschluss gibt's ein Kölsch

Eine halbe Stunde, nachdem die südamerikanischen Klänge verstummt sind, sieht man nichts mehr davon, dass eben noch eine Sendung aufgezeichnet wurde. Kameras und Monitore sind abgebaut, und langsam findet sich das Fernseh-Team bei Bier und Kölsch ein. Frank Weiersbach, der erste Vorsitzende und an diesem Abend mit der Hand-Kamera unterwegs, ist zufrieden mit dem Ablauf, dessen Vorbereitung mehrere Wochen gedauert hat. Die gute Nachricht zum Schluss: Stefanie Adams hat trotz anfänglicher Bedenken die Produktion überlebt. Die Sendung "Närrische Pinnwand" wird am Sonntag, 18. Januar, um 19.11 Uhr im OK Trier (und in Wittlich, Bitburg, Daun und Belgien) ausgestrahlt.

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