Beste Unterhaltungsmusik auf der Orgel

Die Gärten in England sind berühmt. Hier spielte sich ein großer Teil des öffentlichen Lebens ab. In ihnen wurde Theater gespielt und auch musiziert. Es erklang auch Orgelmusik, wie man jetzt in der Trierer Welschnonnenkirche hören konnte.

 In der Welschnonnenkirche geht es auch ohne Motor. Dom-Oganist Josef Still (links) sorgte von Hand dafür, dass Catherine Ennis den richtigen Wind in der Orgel hatte.TV-Foto: Gerhard Kluth

In der Welschnonnenkirche geht es auch ohne Motor. Dom-Oganist Josef Still (links) sorgte von Hand dafür, dass Catherine Ennis den richtigen Wind in der Orgel hatte.TV-Foto: Gerhard Kluth

Trier. Mit der Organistin Catherine Ennis hatte der Förderverein der Welschnonnenkirche Besuch aus London, der ein besonderes Programm für das Konzert auf der Stummorgel mitbrachte. "Music for the pleasure Gardens of London" hatte die Künstlerin den Abend überschrieben. Orgelmusik aus England, zumindest aus der Zeit des Barock, genießt auf dem Kontinent keinen allzu guten Ruf. Mit ihrem Konzert bewies Ennis, das es aber durchaus Werke gibt, die mehr als nur anhörbar sind, die einen großen kompositorischen Reiz besitzen und es nicht verdient haben, unbeachtet in den Archiven zu verstauben.

In den Pleasure Gardens in London wurde auch auf der Orgel musiziert, erklangen originäre Orgelkompositionen und Bearbeitungen von Orchesterwerken. Es war beste Unterhaltungsmusik. So etwa die Ouverture zu "Il Pastor Fido" von Georg Friedrich Händel in der Fassung von John Marsh, John Stanleys Voluntarys oder Werke von Henry Purcell. All diese Werke waren der Welschnonnenorgel geradezu auf den Leib geschneidert. Der klangliche Farbenreichtum schien geradezu unerschöpflich zu sein. Durch häufige Registerwechsel entstand fast der Eindruck, das kleine Instrument habe mehr als nur ein Manual. Hinzu kam eine stilgerechte kunstvolle Interpretation, mit der Ennis die Werke eines Thomas Arne und eines James Hook leuchten ließ.

Dabei hatte der Abend gar nicht wohlklingend begonnen. Ganz im Gegenteil klang die Orgel geradezu krank und schwindsüchtig. Dies lag aber nicht an der Organistin, sondern an einem kleinen Problem bei der Luftzufuhr, der sogenannten Windversorgung. Bei einem modernen Instrument hätte dies wahrscheinlich zu einer längeren Unterbrechung, wenn nicht gar zum Abbruch des Konzertes geführt, weil man die Hilfe eines Orgelbauers benötigt hätte. In der Welschnonnenkirche braucht man das nicht. Sie hat noch die Möglichkeit, den Wind "von Hand zu schöpfen", will heißen, man kann auch ohne elektrisches Gebläse auskommen. Kurzerhand wurde der Motor abgeschaltet, und Dom-Organist Josef Still stellte sich als "Calcant", wie man die Bälgetreter früher nannte, zur Verfügung.

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