Besuch in Tanja Gräffs Heimatdorf Korlingen: „Der ganze Ort hat irgendwie mitgelitten“

Korlingen · Acht Jahre hat nicht nur ihre Familie, sondern auch ihr Heimatort Korlingen mit Nachbarn, Bekannten und Freunden damit leben müssen, dass Tanja Gräff verschwunden war. Einfach weg. Von einem Tag auf den anderen. Nun wurde sie gefunden. Der TV hat gefragt, wie die Menschen in Korlingen damit umgehen.

Es ist ein heißer Tag in Korlingen. Der bislang heißeste in diesem Frühling. Es ist der Tag nach der aufsehenerregenden Nachricht, dass die sterblichen Überreste von Tanja Gräff im Steilhang der sogenannten roten Felsen am Trierer Stadtteil Pallien gefunden worden sind. Nach acht langen Jahren der Ungewissheit.

"Endlich Gewissheit"

Im Heimatort der damals 21-jährigen Studentin ist es still. Ein Mann wäscht sein Auto, in einer Garage wird gehämmert, eine ältere Frau arbeitet in ihrem Garten. Die Menschen in Korlingen sind froh, dass die Familie jetzt endlich Gewissheit hat. Aber auch traurig, was für ein Ende die Geschichte genommen hat. "Ich denke schon, dass das für die Mutter jetzt einfach erleichternd ist, dass sie jetzt weiß, wo ihr Kind ist", sagt eine 37-Jährige, die sich gerade vor ihrem Haus mit einer Nachbarin unterhält. "Das ist einfach eine so traurige Geschichte, und ich glaube, der ganze Ort und jeder, der sie kennt, hat da irgendwie mitgelitten und ist jetzt froh, dass das abgeschlossen ist", sagt die Frau.

Auch die Eheleute Kirsten denken heute an Tanjas Eltern. Sie sitzen auf einer Bank vor ihrem Haus und warten auf eine Nachbarin, um sie zum Einkaufen mitzunehmen. Sie seien froh, dass die Mutter endlich Gewissheit habe, sagt Gisela Kirsten. "Das hat schon wehgetan, das zu sehen", sagt sie. Tanja Gräff sei ein ganz liebes Mädchen gewesen. Es sei schlimm, dass das jetzt so ein Ende gefunden habe. Natürlich kämen jetzt auch wieder die Fragen, warum und wie und hätte man doch... "Aber das kann man ja hinterher immer gut sagen", sagt Günter Kirsten. "Und sie haben ja alles getan, was menschenmöglich war", fügt seine Frau hinzu. Spekulieren will an diesem Tag niemand. Die Korlinger sind einfach nur froh, dass Tanja endlich gefunden wurde.

Eduard Gehlen ist tief berührt von der Nachricht. Das sei sehr emotional für ihn, erklärt der 62-Jährige. Er hofft, dass Tanjas Mutter "jetzt ihren Seelenfrieden findet", wenn sie ihre Tochter nun beerdigen dürfe. "Das war ja immer ihr Wunsch, ihre Tochter würdig zu beerdigen", sagt Gisela Kirsten. Viele Korlinger denken in diesen Tagen auch an Tanjas Vater, der nicht mehr erlebt hat, dass seine Tochter gefunden wurde. Er ist vor zwei Jahren gestorben. "Er hat ja immer geglaubt, dass sie noch lebt", erzählt eine Anwohnerin.

Eine andere Nachbarin erinnert sich an die Zeit nach Tanja Gräffs Verschwinden. Ihre eigene Mutter sei damals gestorben. Sie sei sehr krank gewesen. Das Einzige, was sie bis zuletzt immer gefragt habe: "Hat man das Mädchen immer noch nicht gefunden?" Sie habe jeden Tag Rosenkränze für die Studentin gebetet.

Auch an die Anteilnahme kann sich die 75-Jährige noch sehr gut erinnern. "Ich fand das immer so schön, dass sie Andachten für sie gehalten haben", sagt sie. Da hätten die Leute, die die junge Frau gekannt haben, sehr viel Persönliches und Gefühl miteingebracht. "Das war schon enorm", erinnert sie sich. "Ich war auch öfter da unten. Allein, weil einem das so nachgegangen ist."

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