Bewegende Reden

TRIER. Die Erinnerung an unendliches Leid, Dankbarkeit für die Ergebnisse von Versöhnung und Verständigung und bewegende Einblicke in die vom Krieg geprägte Familiengeschichte des Metzer Bürgermeisters Jean-Marie Rausch, der die Gedenkrede hielt, standen gestern im Mittelpunkt der Landesfeier am Volkstrauertag in der Konstantin-Basilika.

Eine feierliche Kranzniederlegung auf dem Trierer Hauptfriedhof und ein ökumenischer Gottesdienst gingen der Landesfeier voraus, die von Michael Hörter eröffnet wurde. Der Landesvorsitzende des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge erinnerte mit deutlichen Worten und ebenso deutlichen Bildern an den Horror des Krieges. "Der 60. Jahrestag des Kriegsendes weckte am 8. Mai in uns allen schlimme Erinnerungen an riesige Gräberfelder, zerrissene Familien, die Ermordung von Menschen in Konzentrationslagern", betonte Hörter. "Wir trauern um die Menschen, deren Leben frühzeitig und gewaltsam beendet wurde." Hörter skizzierte die Arbeit des Volksbundes, der 1919 gegründet worden ist. "Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge pflegt zwei Millionen Kriegsgräber auf über 836 Friedhöfen." Deutsche Kriegsgräber gebe es in 100 Ländern. Der Verein hilft den Angehörigen bei der Suche nach den Gräbern und der Klärung der Kriegsschicksale und führt seit 1953 jährlich 3000 junge Menschen an den Kriegsgräbern zusammen. Sie helfen in internationalen Workcamps bei der Pflege der Gräber. Sozialministerin Malu Dreyer vertrat Ministerpräsident Kurt Beck. "Uns eint der Schrecken über den Verlust an Menschlichkeit", betonte sie. "Wichtig sind persönliche und politische Konsequenzen. Wir müssen Zivilcourage und Toleranz zum Zentrum unseres Handelns machen." Triers Oberbürgermeister Helmut Schröer erinnerte an die Bombenangriffe auf Trier im Dezember 1944. "Nur 15 Prozent aller Wohnhäuser in der Innenstadt blieben unbeschädigt." Schröers Fazit: "Aus dem Gedenken wächst der Auftrag, sich für den Frieden einzusetzen." Jean-Marie Rausch, Bürgermeister der Trierer Partnerstadt Metz, hielt eine bewegende Gedenkrede. "Ich bin in Saargemünd an der deutsch-französischen Grenze geboren worden", erzählte Rausch. "Die deutsch-französischen Kriege 1870, 1914 und 1939 hat traumatische Auswirkungen, die meine Familie und auch ich selbst miterleben mussten." Rausch berichtete, dass er sich als Kind im Dezember 1944 drei Monate lang in einem Keller verstecken musste. "Außerdem musste ich als Junge mit ansehen, wie Bewohner meines Dorfes erschossen wurden." Der Bürgermeister von Metz schloss mit einem Appell: "Wir sind es uns schuldig, diesen Teil der Geschichte an künftige Generationen weiterzugeben." Die Gedenkfeier in der Konstantin-Basilika wurde durch eine Lesung mit dem Titel "Der Friedensmacher" ergänzt, vorgetragen von zwei Schülern des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums Trier. Die musikalische Gestaltung übernahmen Chor und Extrachor des Trierer Theaters und das Philharmonische Orchester unter der Leitung von István Dénes.

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