"Bezahlbarer Wohnraum" in Trier wurde teuer erkauft

Finanzen

Zur Berichterstattung über den sozialen Wohnungsbau der Stadt Trier im Stadtteil Mariahof:

Der Wohnungsbau muss heute hohen Anforderungen genügen: attraktiv, nachhaltig und vor allem bezahlbar sollen neue Wohnungen sein. Dies gilt ganz besonders, wenn es sich um den von vielen Seiten geforderten sozialen Wohnungsbau handelt. Was sich die Stadt Trier bei ihrem Projekt am Mariahof leistet, schlägt dem Fass den Boden aus. Es wird blauäugig mit Steuergeld und Fördermitteln der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz umgegangen. Das Ziel, dank Modulbauweise schnell besonders preiswerte Wohnungen zu errichten, wurde in wirtschaftlicher Hinsicht verfehlt. Bei den erwähnten Gesamtkosten von "nur" 4,6 Millionen Euro und den daraus resultierenden 2465 Euro Baukosten pro Quadratmeter handelt es sich um Nettokosten, es fehlt die Mehrwertsteuer! Dies ergibt ein Blick ins Ratsinformationssystem.
Die tatsächlichen Kosten und somit die Gesamtinvestitionen liegen definitiv weitaus höher. Somit wurde hier keinesfalls günstiger gebaut als in konventioneller Bauweise. Mit Mehrwertsteuer liegt das Projekt bei Baukosten von etwa 2930 Euro. Rechnet man die Außenanlagen von rund 750 000 Euro sowie weitere Planungs- und Nebenkosten sowie einen Ansatz für das Grundstück hinzu, ergibt sich eine Gesamtinvestition von voraussichtlich über 3600 Euro pro Quadratmeter für gepimpte Container in einer Randlage auf Mariahof! Dies wäre in konventioneller Bauweise schätzungsweise 30 Prozent günstiger möglich gewesen. Hier wurden sehr wahrscheinlich über 1,5 Millionen Euro Steuern aus dem Fenster geworfen bei sehr angespannter Haushaltslage. Aufgrund der Ausschreibungsweise wurde keinem regionalen Unternehmen die Möglichkeit gegeben, sich sinnvoll am Wettbewerb zu beteiligen.
Warum tritt die Stadt Trier bei einem solchen Projekt selbst als Bauherr auf und erhöht durch unüberlegte Ausschreibungskriterien dramatisch den Preis? Da die Verantwortlichen offensichtlich hier den Überblick verloren haben, sollten man entsprechende Bauvorhaben qualifizierten, möglichst regionalen Unternehmen überlassen. Als Bauunternehmer, aber auch als Steuerzahler halte ich dies für eine Katastrophe. Hier wurde "bezahlbarer Wohnraum" sehr teuer erkauft.
Stephan Ruppert
Geschäftsführender Gesellschafter der Matthias Ruppert Holding GmbH, Esch

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