Brauner Sumpf und schwarzes Geld

TRIER. Mehr als 300 Teilnehmer folgten am Samstag dem Aufruf des Trierer "Bündnis gegen Rechts" zu einer Demo gegen Rassismus und Ausländerfeindlichkeit. Demonstrationszug und Kundgebungen in der Innenstadt verliefen ohne Zwischenfälle.

Die NPD-Kundgebungen im September in der Fußgängerzone hatten spontane Gegendemos provoziert. Vorgestern versammelte sich Triers Linke zu einer eigenen organisierten Großveranstaltung in der City. Nicht "reichlich spät", wie einige verwunderte Passanten meinten, sondern an einem durchaus mit Bedacht gewählten Termin: Am Samstag vor dem Jahrestag der Reichspogromnacht (9. November 1938), und das zur besten Einkaufszeit - die breite Aufmerksamkeit war den Demonstranten gewiss. So vielgestaltig wie die Zusammensetzung des Anti-Rechts-Bündnisses mit Vertretern von Hochschulgruppen, Parteien, Gewerkschaften, Multikulturellem Zentrum, Arbeitsgemeinschaft Frieden und privaten Gruppen, so unterschiedlich auch die Forderungen der Anschauungen der Demonstranten. Während einige von ihnen "Nazis auslachen, Deutschland abschaffen!" skandierten oder ihren eigenen Globalisierungs-Traum propagierten ("So lange es Nationen gibt, gibt es Nationalisten"), formulierte der prominenteste Redner der Veranstaltung den gemeinsamen Nenner: "Wir treffen uns hier, um friedlich für Demokratie und Menschenwürde zu demonstrieren und um die politisch Verantwortlichen aufzufordern, endlich Rahmenbedingungen zu schaffen, die dem braunen Sumpf den Menschen verachtenden Nährboden entziehen", sagte Triers DGB-Chef Karl-Heinz Päulgen bei der Kundgebung am Pranger in der Grabenstraße. Hartz IV, die Agenda 2010 oder die Streichung von Feiertagen bezeichnete Päulgen als untaugliche Mittel. Sein Gegenvorschlag an die Politik: "Hört auf mit dem einseitigen Sozialabbau, bekämpft endlich spürbar die Arbeitslosigkeit und nicht die Arbeitslosen. Holt die fehlenden Steuern bei denen, die millionenschwere Schwarzgeldkonten in Luxemburg und anderswo haben."Stadtbusse weichen Demo-Zug aus

Vom Pranger aus setzte sich der Demonstrationszug Richtung Hauptmarkt/Fleischstraße in Bewegung. Weitere Kundgebungen folgten an der Gedenkstele der alten Trierer Synagoge und zum Abschluss an der Porta Nigra. "Faschos" ließen sich entgegen der Vermutung der Veranstalter nicht blicken. "Die Veranstaltung verlief aus polizeilicher Sicht ohne Zwischenfälle", so Präsidiums-Pressesprecherin Monika Peters. Allerdings mussten einige Stadtbusse umgeleitet werden, was zu Verspätungen führte. Die Initiatoren zeigten sich nach der gut zweistündigen Aktion zufrieden. "Wir haben ein deutliches Zeichen gesetzt und gezeigt, dass wir Rassismus und Antisemitismus nicht hinnehmen werden", resümierte Demo-Mitorganisator Daniel Bratanovic. Für die jüngeren Demo-Teilnehmer, die teilweise aus Luxemburg und dem Saarland angereist waren, gab es anschließend noch eine Fete mit Live-Musik von vier Bands im Jugend- und Kulturzentrum Exzellenzhaus. Die Arbeitsgemeinschaft Frieden machte bei der Demo mit Flugzetteln auf ihren "Stadtrundgang Trier in der NS-Zeit" am morgigen Dienstag aufmerksam. Der Rundgang zu Stätten des Nazi-Terrors und des Widerstandes beginnt um 16.30 Uhr an der Gedenktafel am Haus Fetztenreich .

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