Chansons ohne Gänsehaut

Chansons mit eigener humoristisch-satirischer Note präsentierte Annika Krump im Chat Noir. Heiter statt melancholisch trat sie im ausverkauften Saal mit grünem Akkordeon auf.

 Französische Chansons: Annika Krump singt sie und begleitet sie mit ihrem lindgrünen Akkordeon von 1965. TV-Foto: Sybille Schönhofen

Französische Chansons: Annika Krump singt sie und begleitet sie mit ihrem lindgrünen Akkordeon von 1965. TV-Foto: Sybille Schönhofen

Trier. (sys) Die auch als "Palma Kunkel" bekannte Wahlberlinerin Annika Krump gab im Chat Noir ein Akkordeon-Solo mit französischen Chansons. Statt mit gewohnt schwermütiger Tristesse, garnierte die gebürtige Triererin die Stücke mit einem Hauch von Klamauk. Ihre komische Ader blitzte immer wieder in der Schwere der gesungenen Titel auf. Da stieß die Musikerin aus Berlin schrilles Pferdewiehern aus, trällerte mit knödeliger Stimme "La Paloma" auf Phillippinisch (was dann wie "ii bigin kita" klang) oder sang bei "Les feuilles mortes" den Refrain auf Japanisch. Schrullig wirkte die Nummer mit der "Shruti-Box", ein indisches Instrument mit Blasebalg, dem Krump zwei Töne entlockte, mit denen sie sich bei einem Hindi-Lied begleitete.Auf dem Schoß das mintgrüne Akkordeon, sitzt Annika Krump im geblümten langen Kleid auf der Bühne des Chat Noir. Neben ihr hängt ein grauer Herrenhut an einem Seil von der Decke herab. Den schreibt sie ihrem Großvater aus der Eifel zu. Sie erzählt, dass der Hut sie schon begleitete, als sie noch zu Schulzeiten in der Trierer Fußgängerzone ihr musikalisches Talent ausprobierte. Es gibt an diesem Abend noch mehr Geschichten. Denn immer, wenn sie sich fürchtet, tritt sie "in den Dialog", um der Situation den Schrecken zu nehmen, erklärt Krump. Und der ein und andere Patzer führt sie somit ganz selbstbewusst und schlagfertig ins Gespräch mit dem Publikum.Krump gab den überwiegend französischen Chansons eine eigene Note. Die sonst so typische Melancholie in der Stimme, mit der Chansonsänger gerne den dramatischen Inhalt ihrer Titel unterstreichen, hatte Annika Krump nicht im Gepäck. Verliebt in hohe Töne und rollendes R brachte die Musikerin die traurigen Titel eher beschwingt und heiter rüber, mit viel Vibrato zuweilen operettenhaft, was auch persiflierend wirken konnte. Die ausverkaufte Vorstellung endete mit zwei Zugaben.

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