Chaos als Konzept

TRIER. In großen Schritten marschieren "Oropax" über die Grenzen des guten Geschmacks. Das Publikum freut und ekelt sich zugleich.

Oropax ist neuerdings eine Aktiengesellschaft. 56 Prozent davon gehören Volker Martins, 52 Prozent seinem Bruder Thomas. "Man muss die Zahlen addieren", fängt Thomas an, den Witz zu erklären. Daran schließt sich ein mehrminütiger Vortrag über Prozentrechnung. Die Zahl 108 Prozent wird sich durch das gesamte Programm ziehen.Oropax sind berüchtigt für ihre wüsten Wortspiele. Der Besucher erhält bereits durch den Aufdruck "Calvin Groß" und "Schisser" auf ihren bauchfreien T-Shirts einen Vorgeschmack darauf. Richtig los legen die Geschwister aus Freiburg aber erst, wenn sie sich verkleiden. So Thomas Martins als Steinzeitmensch, der seinen Partner fragt, wie spät es denn sei, und dieser antwortet, dass er das doch am besten wissen müsse. Schließlich käme er aus der U(h)rzeit.Könige des schlechten Geschmacks

Die Figur des Mönchs, die schon 1985 beim ersten der zahlreichen Auftritte in Trier dabei war, darf natürlich auch im neuen Programm "Der doppelte Halbbruder" nicht fehlen. Fast so bekannt wie der Einleitungssatz von Rüdiger Hoffmann ist die Begrüßung des Kuttenträgers. "Hallo, ich bin ein Mönch. Ich arbeite in einer Missionarsstellung."Oropax versuchen aber nicht nur mit Wortspielen, die Sch(m)erzgrenze des Zuschauers auszuloten. Auch das ästhetische Empfinden des Publikums wird auf eine harte Probe gestellt. So isst Thomas einen Erdbeerjoghurt mit Röstzwiebeln und Oliven, und Volker versucht, anhand von Bäuerchen die Geschmacksrichtung zu erraten. Das stößt auch so manchem Besucher sauer auf. Oropax sind die Könige des schlechten Geschmacks. Das Duo machte schon Ekel-Comedy, da trugen die Darsteller von "Jackass", die angeblichen Pioniere dieses Genres, noch Zahnspangen.Auch Political correctness ist für die badischen Brüder nicht nur im buchstäblichen Sinn ein Fremdwort. "Mein Bruder spielt jetzt nicht mehr mit", meint Volker nach der Pause. "Ich habe ihn fristlos entlassen. Nein, nur Spaß. Er ist hinter der Bühne tödlich verunglückt." Dass auch so mancher Gag verunglückt, muss zwangsläufig Teil dieses Chaos-Programms sein, bei dem man ohnehin meistens den Eindruck hat, es sei improvisiert. Thomas und Volker müssen fast genauso viel lachen wie das Publikum.Den härtesten Job bei Auftritten von Oropax haben die Reinigungskräfte nach der Veranstaltung. Auf der Bühne sieht es aus, als habe eine Bombe in einem Kaufhaus eingeschlagen. Oropax haben in gut zwei Stunden wieder 108 Prozent gegeben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort