Chef der Trierer Karstadtfiliale: "Trier ist ein hochattraktiver Standort"

Trier · Der Chefsessel von Karstadt in Trier war lange ein Schleudersitz mit hoher Fluktuation, bis Knut Werle ihn vor vier Jahren übernahm. Im TV-Interview spricht der Filialgeschäftsführer über Strategien seines Hauses, seine Mitarbeiter, die Lage des Trierer Handels und die Zukunft der beliebten Sky-Lounge.

Trier. Als Knut Werle die Karstadtfiliale in der Simeonstraße im August 2011 übernahm, war er der vierte Chef innerhalb von 18 Monaten. "Ich werde länger bleiben", kündigte er damals an - und hat bis heute Wort gehalten. Mit den TV-Redakteuren Jörg Pistorius und Roland Morgen sprach Werle über die personellen und strukturellen Veränderungen unter seiner Regie und die Zukunft seines Hauses.

Mit welchen Zielen sind Sie vor vier Jahren in Trier angetreten, welche davon habe Sie bisher tatsächlich erreicht?

Knut Werle: Meine Erwartungen sind erfüllt worden. Mein Ziel war es, Kontinuität in die Filiale zu bringen. Hier haben wir auch viele Erfolge vorzuweisen.

Bitte nennen Sie den wichtigsten dieser Erfolge.

Werle: Zunächst einmal: Karstadt verdient mit dem neuen Management heute an der Ladenkasse erstmals seit Jahren wieder Geld. Dafür ist das erfolgreiche Sanierungsprogramm verantwortlich, das wir auch hier in Trier konsequent umgesetzt haben. Wir haben 2014 mit einem Zukunftsprogramm begonnen. Alle Filialen des Konzerns wurden von einem Spezialteam analysiert: Kosten, Sortiment, Mitarbeiterstruktur. Es gab Kundenbefragungen und Mitarbeiterforen. Daraus ergaben sich 260 Änderungen, die wir nach und nach umgesetzt haben.

Welche dieser Änderungen sieht der Kunde sofort?

Werle: Wir haben neue Marken aufgenommen und unsere Sortimente ergänzt und erweitert. Zwei Beispiele: Unsere Sportabteilung ist die Nummer eins in Trier und wir haben gerade zum 11. November einen Karnevalsmarkt eröffnet. Wir sind deutschlandweit eine der Filialen, die im Karnevalsgeschäft mit am stärksten ist.

Welche Änderungen betreffen die Mitarbeiter?

Werle: Wir haben zum einen unsere Führungsstruktur geändert und flacherer Hierarchien eingeführt. Ich führe also jetzt nicht nur die ganze Filiale, sondern auch eine ihrer Abteilungen. So ist es jetzt unternehmensweit. Jeder im Vertrieb ist zuallererst Verkäufer. Und zum anderen haben wir unsere Mitarbeiterstruktur verändert.

Vor fünf Jahren hatte Karstadt Trier 130 Mitarbeiter. Mussten Sie Personal abbauen und Leute betriebsbedingt entlassen?

Werle: Ich bin froh, dass wir aufgrund sozialverträglicher Lösungen und natürlicher Fluktuation keine betriebsbedingten Kündigungen hatten. Im Gegenteil: Wir konnten sogar neue Mitarbeiter einstellen. Wir haben in der Tat eine Abteilungsleiterposition abgebaut. Frei werdende Stellen, egal ob altersbedingt oder aufgrund eines Wechsels, wurden nicht mehr besetzt. Es gab eine Änderungskündigung, aber keine betriebsbedingten Kündigungen. Heute haben wir 80 feste Mitarbeiter im Warenhaus und 130, wenn man Gastronomie und Lebensmittel hinzurechnet. Hinzu kommen Saisonkräfte für das Weihnachtsgeschäft.

Sie haben auch eine neue Mitarbeiterstruktur erwähnt.

Werle: Genau. Wir haben Spezialistenteams für den Verkauf, die Kassen und den Warenservice gebildet. Das macht uns sehr viel schneller als früher. Vor allem sind jetzt unsere Verkäufer von allen Nebentätigkeiten entlastet und können sich hundertprozentig auf den Kunden konzentrieren.

Drei Warenhäuser in engster Nachbarschaft, ein paar Meter weiter die Trier-Galerie - hat die Stadt Trier auch in Zukunft eine so starke Anziehungskraft, dass ein derart geballtes Angebot funktionieren und existieren kann?

Werle: Klares Ja. Trier ist ein hochattraktiver Grenz- und Touristenstandort. Aus meiner Sicht kann jeder Bewerber hier existieren. Er muss nur versuchen, Nischen zu finden. Auch drei Warenhäuser können hier gut überleben.

Welche Nischen und Alleinstellungsmerkmale hat Ihr Haus?

Werle: Wir haben als einziges Warenhaus eine Lebensmittelabteilung und eine Gastronomie in einem historischen Gewölbekeller, die zudem einen starken Akzent auf regionale Produkte setzt.

Viez? Teerdisch? Flieten?

Werle: Bekommen Sie bei uns.

Am anderen Ende des Gebäudes liegt die Sky-Lounge, die Andreas Berg alias Andy B. Jones nicht weiter betreut. Wie geht es also weiter auf dem Karstadt-Dach?

Werle: Wir versuchen weiter, Nachmieter für die Sky-Lounge zu finden. Das ist eine tolle Location. Deshalb werde ich weiter alles versuchen, um die Dachterrasse wieder zu beleben.

Wie bewerten Sie die Handelspolitik in Trier?

Werle: Ich finde es sensationell, was die City-Initiative alles auf die Beine stellt. Ich wünsche mir hier noch mehr finanzielle Unterstützung von der Stadt.

2011 schlossen sich die beiden Kaufhof-Häuser, Karstadt, Sinn Leffers, Saturn und Media Markt zu einer neuen und mächtigen Händlergemeinschaft in Trier zusammen und kritisierten sowohl die Stadtverwaltung als auch die City-Initiative. Was ist davon noch übrig?

Werle: Ich war kein Befürworter davon und es hat sich auch einiges geändert. Im Vorstand der City-Initiative sitzen jetzt wirklich gute Einzelhändler. Deshalb ist das kein Thema mehr und meines Wissens gibt es diese Händlergemeinschaft auch nicht mehr. jp/rm.Extra

Knut Werle, geboren am 19. Februar 1960 in Weinheim/Bergstraße, startete seine berufliche Laufbahn bei der Warenhauskette Hertie, die 1994 von der Karstadt AG übernommen wurde. Karstadt Trier ist das vierte Warenhaus unter Leitung Werles. Der passionierte Freizeitsportler (AH-Fußball, Tennis, Radfahren) ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder. rm.

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