Das Team von der Sitzkissen AG

TRIER. Ein Jahr lang eine Firma leiten: Im Rahmen des Projekts Junior (Junge Unternehmer initiieren organisieren realisieren) üben sich elf Schüler der Berufsfachschule für Wirtschaft und des Wirtschaftsgymnasiums sowie 17 Schülerinnen des Angela-Merici-Gymnasiums im Unternehmertum - und dies mit allen Risiken und Chancen.

Dem Kampf gegen harte Schulstühle und kalte Sitzbänke im Stadion haben sich die Nachwuchs-Unternehmer an den Berufsbildenden Schulen verschrieben. "Trisit - aus Liebe zum Hintern" - so werben sie für ihr Produkt, ein Sitzkissen. Den Vorbildern "Triaqua" und "Enertri" folgend, haben sie die ersten drei Buchstaben des Stadtnamens in ihren Produktnamen eingebaut. Gleichzeitig weist das "Tri" auch auf die Form des Sitzkissens hin: Die Polster des zusammenfaltbaren Kissens sind im Dreieck angeordnet. Ein Jahr lang werden die Schüler die Geschicke ihrer Firma lenken. Den Markt haben sie bereits erforscht, verschiedene Prototypen für ein Sitzkissen gibt es auch schon. In den kommenden Monaten werden die Schüler für ihr Produkt werben, neue Absatzmärkte suchen, Rohstoffe einkaufen und natürlich das Sitzkissen produzieren. Die Produktionsabteilung der elfköpfigen Firma besteht nur aus zwei "Belegschaftsmitgliedern". Damit trotzdem genügend Kissen zum Verkauf zur Verfügung stehen, müssen später alle Mitarbeiter des Unternehmens bei der Fertigung mithelfen.Marktforschung und Prototypen

Seit fünf Jahren gibt es das Projekt Junior an der Berufsbildenden Schule Wirtschaft in Trier. Angeboten wird es vom Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln. Die Firma der Schüler hat alles, was eine richtige Firma auch hat: einen Vorstand, eine Buchhaltung, eine Marketing-Abteilung und natürlich die Produktion. Das Unternehmen finanziert sich über Aktionäre: 90 Personen aus dem Verwandten- und Bekanntenkreis der Schüler - unter anderem Eltern und Lehrer - sind mit je zehn Euro an der Firma Trisit beteiligt. Wenn alles gut geht, erwartet sie zum Ende des Geschäftsjahres eine Gewinnausschüttung. Für 2,99 Euro wollen die Schüler ihr Sitzkissen verkaufen - rund einen Euro über den Produktionskosten. "Zu billig" fand einer der Aktionäre. "Schließlich will ich am Ende des Jahres eine anständige Ausschüttung sehen", sagte er mit einem Augenzwinkern. Äußerst kritisch nahmen die Besucher der ersten Hauptversammlung von Trisit die Kalkulation der Schüler unter die Lupe - und entdeckten auch gleich einen Fehler: Die Lohnkosten hatten die Jungunternehmer - zumindest dem Augenschein nach - zu hoch angesetzt. Dafür fehlten in der Berechnung die Materialkosten für Druckknöpfe, die an dem Kissen angebracht werden. Die Schüler nehmen freiwillig an dem Projekt teil - das Gehalt, dass sie für ihre Arbeit bekommen, hat eher symbolischen Charakter: 70 Cent die Stunde verdienen leitende Mitarbeiter des Junior-Unternehmens, 60 Cent andere Beschäftigte.70 Cent pro Stunde als "Spitzengehalt"

"Wir lernen viel, das ist aber auch mit viel Spaß verbunden", sagt Isabelle Enard (18). "Wir streben nicht nach dem Zertifikat, das wir am Jahresende bekommen. Es wird uns aber später bestimmt nützen." Ähnlich sieht das Anna Dymarski (17): "Wir lernen den ganzen Ablauf in einem Betrieb kennen. Im Beruf werden wir dadurch sicher Vorteile haben." Ebenfalls am Projekt Junior beteiligen sich 17 Schülerinnen der Jahrgangsstufen 10 und 11 des Angela-Merici-Gymnasiums. "Game Style" heißt ihre Firma - produzieren wollen die Jung-Unternehmer gestaltete Kartenspiele, etwa mit Bildern von Lehrern.

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