Das (fast) vergessene Ausflugsziel

TRIER-NORD. Im Norden der Stadt, an der Schnittstelle zwischen alter Wohnbebauung und neuem Gewerbegebiet, liegt der Park Nells Ländchen. Doch kaum einer interessiert sich noch dafür.

"Entchenmit dem Ruder erschlagen" stand Anfang der 80er Jahre über einemTV -Artikel. Berichtet wurde über die Schandtaten einigerJugendlicher, die mit gemieteten Ruderbooten auf dem Weiher vonNells Park Jagd auf die jungen Wasservögel gemacht hatten. Wienicht anders zu erwarten war, reagierte die Öffentlichkeit damalsmit einer Welle der Empörung. Mittlerweile bietet der Park keinen Nährboden mehr für eine solche Schlagzeile: Längst gibt es dort keine Ruderboote mehr, mit denen böse Buben dem Federvieh nachstellen könnten. Schon vor etwa 15 Jahren hörte der letzte Bootsverleiher auf. Und wollte man heute den "Schiffsbetrieb" auf dem Weiher wieder aufnehmen, so wäre dies wegen der fortgeschrittenen Versumpfung des Gewässers unmöglich. Es müsste erst für sehr viel Geld wieder ausgebaggert werden - und dieses Geld hat die Stadt Trier nicht.

So haben dort die zahlreichen Enten und Gänse heute viel mehr Ruhe als einst - der traditionsreiche Nells Park scheint aus dem Gedächtnis der meisten Trierer verschwunden zu sein. Und wäre da nicht das Hotel Nells Park, das einige Flächen von der Stadt angemietet hat und auch die Orangerie für Gastronomiezwecke nutzt - wer weiß, was dann aus der Anlage geworden wäre.

Es liegt nicht allein am kalt-stürmischen Aprilwetter, dass die Anlage auf den Besucher einen verwunschenen Eindruck macht - sie ist tatsächlich vergessen und verlassen. Eine "Katastrophe" nennt Thomas Püttner, Geschäftsführer des Nells Park Hotels, den Park-Haupteingang am Verteilerkreis Nord. Eine treffende Beschreibung, wie sich bei näherer Betrachtung zeigt: Zwei marode und mit Graffiti übersäte Toilettenhäuschen, verbunden mit einem morschen Teerpappen-Dach, bilden das "Tor zum Park".

Besser sieht es dahinter aus: Die Hauptwege sind sauber, und in der Ferne arbeitet eine Kolonne des städtischen Grünflächenamtes an Beeten. Auch der frisch bearbeitete, extra eingezäunte Rosengarten in der nördlichen Ecke wirkt viel versprechend. Doch vor Betreten des Rasens sei gewarnt - Vorsicht Hundeklo. Und der von weitem noch stattlich wirkende Weiher erweist sich aus der Nähe als versumpfender Tümpel.

Für Hotelchef Püttner - "der Park wird einfach schlecht verkauft" - wäre ein neuer Bootsverleih der "Knaller". Anders sieht das Franz Kalck, Leiter des Grünflächenamtes: "Das Freizeitverhalten hat sich grundlegend geändert. Weil niemand mehr kam, wurde vor 15 Jahren der Verleih eingestellt. Keiner würde dort heute für viel Geld das Risiko eingehen und einen neuen Bootsbetrieb aufziehen."

 Nichts mehr los hier: Nells Park wird vom Publikum weitgehend gemieden.Foto: Friedhelm Knopp

Nichts mehr los hier: Nells Park wird vom Publikum weitgehend gemieden.Foto: Friedhelm Knopp

Foto: Friedhelm Knopp

Auf jeden Fall, sagt Kalck, seien im Rahmen des Budgets in diesem Jahr einige Maßnahmen geplant - so der Abriss des "Katastrophen-Eingangs" am Verteilerkreis. Doch dass der Park wieder die Bedeutung erlangen könnte, die er vor Jahrzehnten einmal besaß, glaubt er nicht. Die Zeiten hätten sich geändert.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort