Der Arbeitslosigkeit auf der Spur

TRIER. Zum ersten Mal liegt für die Stadt Trier Zahlenmaterial vor, das die Arbeitslosigkeit bis ins Detail analysiert. Diese Daten sollen nun ausgewertet, in den politischen Gremien diskutiert und schließlich in konkretes Handeln umgesetzt werden.

 Schwerer Gang zum Arbeitsamt: Wie viele Menschen in Trier arbeitslos sind und in welchen Stadtteilen sie wohnen, zeigt eine neue Analyse auf.Foto: Hans Krämer

Schwerer Gang zum Arbeitsamt: Wie viele Menschen in Trier arbeitslos sind und in welchen Stadtteilen sie wohnen, zeigt eine neue Analyse auf.Foto: Hans Krämer

In wesentlichen Punkten untermauert die Erhebung des Amtes für Stadtentwicklung und Statistik, die dessen Leiter Johannes Weinand und Oberbürgermeister Helmut Schröer am Donnerstag vorstellten, die bisher vorliegenden Erkenntnisse. 4372 Menschen waren Ende Dezember 2002 offiziell ohne Job. Das hatte bereits das Arbeitsamt festgestellt. Neu ist, dass in den Statistiken der Verwaltung unterschieden wird zwischen dem Arbeitsamtsbezirk (ehemaliger Regierungsbezirk), dem Hauptamtsbezirk (Stadt Trier inklusive Landkreise) und der Stadt allein. Das sei wesentlich aussagekräftiger und biete eine bessere Basis, um die Probleme differenzierter anzugehen, sagte Schröer. Schlechter als Mainz, besser als Lautern

Wer die neuen Daten für die Stadt betrachtet, stellt einen kontinuierlichen Rückgang fest. 1997 hatte die Stadt eine Arbeitslosenquote von 12,9 Prozent, derzeit liegt sie bei 10,5 Prozent. Im Vergleich mit den anderen Oberzentren des Landes - und nur diesen Vergleich hält OB Schröer für statthaft - schneidet Trier mittelmäßig ab. Am besten stehen Mainz (6,7 Prozent) und Koblenz (8,3) da, am schlechtesten sieht die Lage in Kaiserslautern aus (12,4). Zwei Faktoren sind dafür ausschlaggebend, dass die Probleme in Trier nicht noch größer sind: die laufenden Konversionsprojekte und die Nähe zum "Schlaraffenland" Luxemburg. "Allein in Castelforte, wo die Großraumhalle entsteht, arbeiten 200 Leute, und auf dem Gelände der Landesgartenschau sind 300 Arbeiter beschäftigt", berichtet Schröer. Dass täglich tausende Menschen zum Arbeiten ins Großherzogtum fahren, ist hinlänglich bekannt. Selbst dort wachsen die Bäume jedoch nicht mehr in den Himmel. "Die Strukturveränderungen im Bankensektor bereiten uns Sorge", sagt der OB. Für die Kommunalpolitiker sind vor allem die Erkenntnisse interessant, die sich aus der Aufschlüsselung nach Stadtteilen und nach Personengruppen ergeben. Die größten Probleme gibt es in Trier-West mit einer Arbeitslosenquote von 12,6 Prozent Ende 2002 und in Nells Ländchen (11 Prozent). Auch St. Matthias (8,5) und Pallien (8,1) geben zur Besorgnis Anlass. Die besten Werte verzeichnen Stadtteile mit dörflichem Charakter wie Tarforst (2,3), Irsch (2,5) und Kernscheid (3,5). Ein wichtiger Hinweis für das sozialpolitische Engagement der Stadt ist die Tatsache, dass fast ein Drittel aller Arbeitslosen in Trier seit mehr als einem Jahr keinen Job mehr hat. In absoluten Zahlen sind es 1302 von 4372. Erste städtische Schritte zur Heranführung dieser Menschen an den Arbeitsmarkt sind mit der Aktion "Trier sauber" (der TV berichtete) angelaufen. Die Stadt will die Untersuchung, die laut Johannes Weinand vierteljährlich fortgeschrieben wird, nicht nur für ihre strategischen Überlegungen nutzen. Angesichts der chronischen Finanzknappheit der Kommunen setzt sie das Papier auch als Argumentationshilfe ein. So wurde der Bericht an die Enquête-Kommission in Mainz sowie ans Finanzministerium in Berlin geschickt. Die Intention von OB Schröer: "Wir brauchen nicht nur gesicherte Einnahmen, sondern auch eine Entlastung im Ausgabenbereich." Während es beim Theater gerade einmal um 100 000 Euro Sparpotenzial gehe, "geht's bei der Sozialhilfe, auf die alle Bürger einen Rechtsanspruch haben, um Millionen".

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