Der Ordner von Farbe und Form

BIEWER. Frankreich-Fan und Orchideenschützer, Musikliebhaber und "erfolgreicher Hilfskoch", vor allem aber Maler: Vor etlichen Jahren machte Horst Schmitt seine Passion zum Beruf.

 Horst Schmitt zeigt in seinem heimischen Atelier in Biewer sein 399. Werk. Foto: Gabriela Böhm

Horst Schmitt zeigt in seinem heimischen Atelier in Biewer sein 399. Werk. Foto: Gabriela Böhm

Von "Lobhudelei" über seine Person hält er nichts, stellt Horst Schmitt einleitend klar. Die soll es auch nicht werden, schließlich wird nur ein Biewerer Mensch vorgestellt, dem eine seiner großen Vorlieben der Kunst gelten. Das zeigt sich schon beim Betreten seines Hauses. Die Skulptur eines befreundeten Künstlers im Eingangsbereich, dazu etliche Fotos und Ausstellungsplakate im Treppenhaus. Und ein Ölgemälde mit einer Ansicht aus Frankreich. Aus welcher Region? "Vielleicht Normandie", überlegt Schmitt und deutet auf seine Signatur: "1959, da sehen Sie, dass ich nicht erst seit gestern male." Das macht er tatsächlich nicht, wie ein Blick in sein Atelier mit den großformatigen, abstrakten Malereien, Collagen und auch sein Werksverzeichnis zeigen. Darin sind seine Werke der letzten zehn Jahre katalogisiert: 400 an der Zahl. Die künstlerischen Anfänge des heute 66-Jährigen liegen derweil erheblich länger zurück. In Vaters Fußstapfen

Alles begann in Pallien, wo Schmitt geboren wurde. Dort stieg er nach Lehr- und Wanderjahren in Trier, München und der Schweiz als Malermeister in das väterliche Malergeschäft ein. Später war er als Fachlehrer an der gewerblichen Berufsschule seiner Heimatstadt zu gehen. Sein Ehrgeiz beflügelte ihn, neben der Lehrertätigkeit ein Studium für Graphik und Design an der Trierer Fachhochschule zu absolvieren und mit dem künstlerischen Malen zu beginnen. "Das waren harte Jahre", erinnert er sich zurück. Etwa in die gleiche Zeit fallen Hausbau und Einzug in Biewer, zwei Söhne werden geboren. Seit dem Examen fühlt sich Schmitt, wie er sagt, "legitimiert, zu malen und zeichnen". Damit will er nicht hochtrabend wirken, sondern vielmehr präzise sein. Denn zu ersten Beteiligungen an Ausstellungen für die Gesellschaft für bildende Kunst kommen nun, Ende der 70er-Jahre, Einzelausstellungen. "Die Resonanz war sehr gut, ich war überrascht und motiviert, weiter zu machen", berichtet Schmitt. Von nun an lässt ihn die Malerei nicht mehr los. Ambitioniert werden die Kenntnisse parallel zur Studienratstätigkeit in weiteren Studiengängen aufgebaut. "Daneben habe ich immer gemalt und Ausstellungen gemacht, wenn es die Zeit zuließ." Seit neun Jahren ist Schmitt "Profi", dazu Vorsitzender der Gesellschaft für bildende Kunst und dadurch zuständig für die Organisation von zehn Ausstellungen pro Jahr. "Die Vereinstätigkeit betreibe ich mit der gleichen Intensität wie für die Kunst. Sonst würde ich in einem Elfenbeinturm malen, ohne Außenkontakte", ist er überzeugt. Seine Bilder sollen nicht belehren oder Probleme verarbeiten, stellt der Maler klar. Schmitts einziges Anliegen ist es, "Farbe und Form zu ordnen". Apropos ordnen: Als "partiell pedantisch" bezeichnet Schmitt sich selbst, seine Frau ihn als "im Herzen gebliebenen Lehrer, der alles besser wissen will". Na also, nichts mit Lobhudelei. Im Herbst zeigt Horst Schmitt in der Tufa seine Ausstellung "Zwischenbilanz"- Arbeiten der letzten fünf Jahre.

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