Der Pionier vom Petrisberg

TRIER. Handwerker, Erfinder und Bauherr: Herbert Bee ist, so scheint es, ein Tausendsassa. Der gebürtige Hermeskeiler wohnt seit der Landesgartenschau in seinem "Passivplushaus" auf dem Petrisberg.

 Pionier auf dem Petrisberg: Erfinder Herbert Bee hat einen "Nichtraucher"-Kamin entwickelt. Foto: Miguel Castro.

Pionier auf dem Petrisberg: Erfinder Herbert Bee hat einen "Nichtraucher"-Kamin entwickelt. Foto: Miguel Castro.

Ein Haus ohne Heizung? Das sollte auch im Trierer Raum möglich sein, dachte sich Herbert Bee, als ihm ein Bekannter von der Idee des "Passivhauses" - Dämmtechnik macht eine Heizung fast überflüssig - erzählt habe. "Ich habe mir in der Schweiz ein solches Haus angeschaut und dort auch übernachtet. Das hat mich schließlich überzeugt", sagt der 45-jährige Hochwälder im Rückblick. Bee ist ein Pionier auf einem Gebiet, welches in Deutschland mehr und mehr Anhänger findet. Vor sieben Jahren hat er mit Kooperationspartnern erstmals sein eigenes "Passivhaus" in Hermeskeil gebaut. Mittlerweile hat der gelernte Schreiner und staatlich geprüfte Hausenergieberater am Bau von 40 solcher Neubauten in der Region - "eine der Hochburgen in diesem Bereich" - mitgewirkt. 2004, zur Landesgartenschau, folgte in Zusammenarbeit mit der Handwerkskammer ein weiteres Passivhaus auf dem Petrisberg. Für sein Konzept ist Bee 2001 (als Mitbegründer der prämierten Handwerkerkooperative Passiv 21) und 2005 mit dem Umweltpreis des Landes Rheinland-Pfalz ausgezeichnet worden. Mit seiner Familie bewohnt der Energieexperte das LGS-Haus, sein Büro liegt quasi um die Ecke im Technologiezentrum. Er fühlt sich auf dem Petrisberg wohl, von dessen Entwicklung hin zu einem eigenständigen Stadtteil ist Bee fest überzeugt. Ein Pionier nicht nur in seinem Fachgebiet. Seit neuestem ist der gebürtige Hochwälder und Trierer Neueinwohner auch ganz offiziell "Erfinder". So steht es in einer Urkunde des Deutschen Patent- und Markenamtes. Viele seiner Kunden hätten sich eine Kaminatmosphäre gewünscht, sagt Bee - was in Passivhäusern alles andere als einfach sei: Die Kaminhitze würde einen "thermischen Kurzschluss" auslösen, sagt der Tüftler. Der Effekt: "Wie wenn man sich in eine Sauna begeben würde." Seine Erfindung, ein Ein- und Umbausatz, nennt sich "Brenneinsatz für einen geschlossenen Kaminofen". Es sei nicht als Heizgerät gedacht, sagt Bee, "dekoratives Flammenbild" steht als Zweckbeschreibung in der Patentschrift. Seine Entwicklung erinnert auf den ersten Blick an einen gedrungenen Frühstückstoaster, in der Mitte ein länglicher, daumendicker Schlitz, innen drin eine Brennkammer: Statt Ruß und Holz wird hier Bioalkohol verfeuert- ohne Abzugsrohr. Bee nennt es den "Nichtraucher-Ofen", ein Vertriebsnetz für sein Produkt baut er zurzeit auf. Das Wort "Erfinder" ist dem Energieberater eher unangenehm: "Ich bin kein Daniel Düsentrieb-Tüftler." Die Natur gebe vieles vor, man müsse nur die Augen offen halten. Schließlich sei auch ein Passivhaus nichts anderes als ein Vogel, der sich aufplustere, um zwischen den Federn einen Dämmbereich zu schaffen. Der Vorkämpfer für Niedrigenergiehäuser versteht seinen Einsatz auch als Beitrag zum Umweltschutz: "Ich möchte Denkanstöße geben." Einstmals war Bee als selbstständiger Schreiner mit zwölf Mitarbeitern tätig. Seine Spezialisierung auf Dämmung von Fenstern und Türen hat Bee zu seinem jetzigen Aufgabenfeld geführt. Der Vater von drei erwachsenen Kindern betont den Rückhalt, den seine Familie hierbei leiste. "Ohne deren Unterstützung wäre das nicht machbar gewesen." Freunde und Nachbarn hätten ihm allerdings Blicke des Bedauerns zugeworfen, als er den Umzug ins neue Haus am Petrisberger Wasserband ankündigte. "Sie haben uns Cognac und Socken übergeben" - zum Aufwärmen.

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