"Der Trierer an sich ist musikalisch"

TRIER. Ein Hans Dampf in allen Gassen: Profimusiker Andreas Sittmann steppt mit den "Rambling Rovers" und vertont Gedichte in Trierer Mundart. Schuld daran ist ein langweiliger Urlaub zu Jugendzeiten. Seitdem macht Sittmann Musik. Ans Aufhören denkt er nicht.

"Ich habe noch vor jedem Auftritt Bammel", gesteht Andreas Sittmann, "und wenn es nur fünf Leute sind." Bescheidenheit aus dem Mund eines gestandenen Musikers, der seit 27 Jahren singt und spielt, ständig neue Musikprojekte austüftelt und trotz Lampenfiebers durchschnittlich 80 Konzertauftritte im Jahr absolviert - die Hälfte davon mit den auf Irish Folk festgelegten "Rambling Rovers" (Umherziehende Vagabunden), deren Gesang und Leitung Sittmann innehat. Für das Foto holt der Musiker seine Akustikgitarre japanischer Herstellung hervor - "sieht unscheinbar aus, hat aber einen tollen Klang" - und stimmt "Heute hier, morgen dort" von Hannes Wader an. Folk wird zur "Weltmusik" gerechnet, und Sittmann ist Weltmusiker, der auf Englisch und Deutsch singt - der gebürtige Schweicher hat zudem vier Jahre im Nachbarland verbracht. Doch wer denkt, der 42-Jährige sei in der Region gar nicht mehr zu Hause, der irrt. "Der Trierer ist allein schon seiner Sprache wegen musikalisch", ist Sittmann überzeugt Stoff genug also für lokal bezogene Kompositionen: Und so vertont der Musiker, der selbst in Trier-West wohnt, Stücke regionaler Dichter und produziert mit Walter "Woltähr" Liederschmitt regelmäßig CDs - die jüngste ist aktuell unter dem Titel "Trierer Barden" erschienen. Seine musikalischen Vorbilder aus Jugendzeiten sind denn auch Liedermacher. Er verstehe sich primär als Sänger, sagt Sittmann, als "Romantiker" - als jemand, der beim Spielen nicht den Unterhaltungsfaktor vergisst. "Der Irish Folk versprüht Lebensfreude, uns macht das Musizieren Spaß und wir kommunizieren mit dem Publikum." Angefangen hat alles mit Langeweile im Urlaub, der junge Sittmann bringt sich deshalb das Gitarrespielen selbst bei. In der Bretagne beeindrucken ihn die dortigen Tanzfeste, zurück in Schweich folgt die erste Band, "mit etwas skurillen Eigenkompositionen", erinnert sich Sittmann mit einem Lächeln. "Vielleicht sind wir auch aufgetreten, um die Mädchen zu beeindrucken." Der Autodidakt hat seitdem (alleine und mit Bands wie "Goldrush" und "Rowers") unentwegt auf der Bühne seine Erfahrungen gewonnen. "Man darf als Musiker nicht stehen bleiben und nicht nach hinten schauen." Ein Ausruhen auf den Lorbeeren komme für ihn nicht in Frage. Für das kommende Jahr plant der Musiker beispielsweise ein Kinderprogramm mit Tanz und Rahmenprogramm. Um Kindern aus Tschernobyl zu helfen, produzierte er im vergangenen Jahr eine CD, deren Verkaufserlös er spendet. Und im Herbst 2006 soll eine Clubtournee stattfinden - "unter eigenem Namen und entsprechender Solo-CD", sagt Sittmann. Ein Vollblutmusiker, der für seine Leidenschaft sogar den eigentlichen Beruf im kaufmännischen Bereich aufgab und seit diesem Jahr als Profi agiert. Ein Projekt steht allerdings noch in der Schwebe. Vor einigen Jahren traten Sittmann und seine "Rowers"-Mitstreiter in Nordwestspanien und Schottland auf, die Band aus "Trévesis" erhielt dabei gute Noten. "Eine tolle Tour war das. Und das würden wir gerne wiederholen". Heute Abend (20 Uhr) treten die "Trierer Barden" Sittmann und Liederschmitt in der Tuchfabrik auf. Mit den Rambling Rovers ist Sittmann in Hermeskeil (11.11., Carlos Bistro), Dörnberg (3.12.) und Büchenbeuren (9.12., Cinema Pub) sowie mehrmals auf dem Bitburger Weihnachtsmarkt zu sehen.

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