Der "heiße Herbst" kann beginnen

TRIER. Alles anders, alles gleich: Eine komplett neue Sitzordnung und - dank der drei FDP-Sitze - fünf statt vier Fraktionsblöcke ergaben bei der konstituierenden Sitzung des Stadtrates ein völlig neues Bild im Rathaussaal. Ob sich der Rat auch inhaltlich erneuert hat, müssen die Gewählten allerdings noch beweisen.

Die Antrittsreden der Fraktionsvertreter bringen nicht viel Unerwartetes: Bertrand Adams, Vorsitzender der CDU-Fraktion, zählt seine Partei - nachdem er sein piepsendes Handy ausgeschaltet hat - trotz der Verluste bei der Kommunalwahl zu den Gewinnern. Schließlich habe "Rot-Grün" in den letzten 15 Jahren kontinuierlich Sitze im Rat verloren, während die "bürgerliche Mitte" aus CDU, UBM und FDP "in welcher Konstellation auch immer" permanent größer geworden sei. Mit seinem Rechenspiel erntet Adams Protestzwischenrufe von SPD und Grünen, die in der neuen Legislaturperiode nebeneinander sitzen. Denn die UBM musste auf Drängen der Grünen ihren angestammten Platz neben der SPD räumen und nimmt, als nur noch drittgrößte Fraktion im Rat, künftig neben der CDU weiter hinten im Saal Platz. Den größeren Abstand zum Stadtvorstand macht Margret Pfeiffer-Erdel jedoch locker durch intensive Klopfarbeit - als Zustimmung zur Rede Manfred Maximinis - wett. Schließlich beteuert der UBM-Vorsitzende, dass es keine Koalitionsvereinbarungen mit "anderen Fraktionen" geben werde - genau wie in der vergangenen Legislaturperiode. Inhaltlich konkreter wird die SPD: "Der Stadtvorstand ist mit fünf hauptamtlichen Dezernenten zu groß", sagt Noch-Fraktionschef Friedel Jäger. Magret Pfeiffer-Erdel studiert derweil ausgiebig die Rathaus-Zeitung. Die Wahlsieger FDP und Grünen präsentieren sich mit der leichten Arroganz von Gewinnern. Lydia Hepke bemüht noch einmal ihre Lieblingsthemen im Wahlkampf: Filz und Fahrräder, ÖPNV und Bauvorhaben. Neu zu den kritisierten Vorhaben - Paulinuscenter, Kürenzer Tunnel, Moselaufstieg - ist das Moselstadion gekommen. "Ausgaben in Millionenhöhe für den Profisport, wenn im gleichen Dezernat das Südbad Jahr für Jahr um die nackte Existenz bibbert - das will gut überlegt sein", wettert die Grünen-Vorsitzende. Das kürzeste Statement gibt FDP-Fraktionsspecher Thomas Egger ab. Nach zehn Jahren wieder in der Stadtvertretung, will die FDP klassische liberale Themen voranbringen. Allen voran die Förderung der regionalen Wirtschaft durch die Ansiedlung von Handwerker- und Gewerbeparks. Nach den Antrittsreden der Fraktionsvertreter stehen Beschlüsse über die Besetzung von 13 Ausschüssen und 13 Zweckverbänden und Aufsichts- und Verwaltungsräten an. Besetzt werden die Gremien nach speziellen Schlüsseln, die auch die Stärken der Fraktionen berücksichtigen. "Jetzt ist der Stadtrat wieder handlungsfähig", beschließt Oberbürgermeister Helmut Schröer den öffentlichen Teil der Sitzung - nach fünf Monaten Sitzungspause aufgrund der Wahl kann es weitergehen in der Stadtpolitik.

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