Die Bagger dürfen rollen

Das neue Domizil des Kinderschutzbunds, für das Leser des TV und viele Spender insgesamt 300 000 Euro zusammengetragen haben, soll in der Thebäerstraße gleich neben der Paulinkirche entstehen. Die Pfarrgemeinde stellt das Gelände gegen Erbbauzins zur Verfügung. Das Ergebnis der archäologischen Voruntersuchungen ist für das Projekt positiv: Baubeginn könnte im ersten Quartal 2009 sein.

Trier. Ein Gelände wie geschaffen für "Meine Burg": Zentral in der Stadt gelegen neben der gelben Paulinkirche, die Kindern und ihren Begleitern den Weg weisen könnte. Das geplante neue Haus des Kinderschutzbunds, der nicht weit entfernt seit Jahren in beklagenswerten räumlichen Rahmenbedingungen seiner Arbeit nachgeht, konnte nur dank der Unterstützung des TV und der vielen Spender entstehen. 300 000 Euro kamen bei der Spendenaktion vor zwei Jahren zusammen. Daraus seien jetzt inklusive Zinsen etwa 350 000 Euro entstanden, sagt Vorsitzender Bruno Worst - Eigenkapital für das Vorhaben. Eine weitere Hürde gab es Ende vergangener Woche zu meistern. Denn am Donnerstag arbeitete ein erster Bagger in dem Areal, das früher von der Gärtnerei Propst bewirtschaftet wurde. Der Grund für eine gewisse Aufregung im Kinderschutzbund: Es könnte sein, dass in dem Gelände Funde gemacht würden, die das Bauvorhaben vereiteln könnten.

Römisches Gräberfeld unter dem Gelände



Denn das gesamte Areal zwischen St. Maximin und Paulinkirche ruht auf einem römischen Gräberfeld. Am Freitag trafen sich Mitglieder des Kinderschutzbunds und etliche Fachleute vor Ort, um das Ergebnis der ersten Probe-Baggerarbeiten zu besprechen. Die gute Nachricht: Außer Bauschutt und schwarzer Erde habe man nichts gefunden. Allerdings hatte der Bagger auch nur ein Meter tiefe Probe-Gräben gezogen, eine Tiefe, die später großflächig mit Schotter und dann einer tragenden Bodenplatte für das Haus überdeckt werden soll, um die vermuteten Funde zu schützen. Das Haus soll ohne Keller gebaut werden, um den archäologischen Erfordernissen gerecht zu werden.

Geplant ist, dass der Baubeginn für "Meine Burg" im ersten Quartal 2009 stattfindet. Mit 830 000 Euro ist das Bauvorhaben veranschlagt. Etliche Stiftungen haben ihre Unterstützung zugesagt, darunter die Nikolaus-Koch-Stiftung mit 63 000 Euro, die SAGST-Stiftung mit 60 000 Euro oder die Ikea-Stiftung mit 20 000 Euro. Weitere Anfragen laufen. Während die Finanzierung für den Hausbau auch über Darlehen gesichert sei, ist die Frage für die Innenausstattung noch nicht geklärt. Notfalls, so erklärten Bruno Worst und Mitstreiterin Elke Boné-Leis mit Galgenhumor, werde man mit dem maroden Mobiliar vom alten zum neuen Domizil umziehen - gut sichtbar wie in einer Demo durch die Stadt.

Meinung

Geht doch

Glück gehabt. Dem Projekt "Meine Burg" bleibt die Kollision mit den Hinterlassenschaften der Trierer Stadtgeschichte erspart - und damit eine teure, sich womöglich über Jahre hinziehende Hängepartie. Gut für die Kinder, die auf bessere Rahmenbedingungen für die Arbeit des Kinderschutzbunds angewiesen sind. Nun sieht es so aus, als könne das Haus für schutzbedürftige Kinder in absehbarer Zeit Realität werden. Und es zeigt sich ähnlich wie bei der Villa Kunterbunt, dem Hospizhaus oder der Aktion "Nestwärme", dass bürgerliches Engagement in der Lage ist, denen zu helfen, die sich alleine nicht helfen können. Vorausgesetzt, es gibt ein Projekt, mit dem sich die Menschen in einer Region identifizieren können. Der TV wird auch weiterhin mit großen Aktionen mithelfen, ein solches Engagement zu entfachen. An Initiativen, die verstärkte Zuwendung und größeres Interesse der Öffentlichkeit verdient haben, herrscht kein Mangel. d.lintz@volksfreund.de

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