Die "Carmina asperaga"

Eine wahre Sternstunde der musikalischen Unterhaltung konnte man in Saarburg der Kooperation zwischen der Volkshochschule und den Mosel Festwochen verdanken.

 Eine musikhistorische Lehrstunde veranstalteten die „Cölner Canzonisten“ in der Glockengießerei Saarburg. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Eine musikhistorische Lehrstunde veranstalteten die „Cölner Canzonisten“ in der Glockengießerei Saarburg. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Saarburg. (gkl) Es war fast eine musikwissenschaftliche Veranstaltung, das Konzert der "Cölner Canzonisten" in der Glockengießerei in Saarburg. Man konnte vieles über Werke lernen, die man bisher noch gar nicht kannte. Oder haben Sie schon einmal etwas von der Wagneroper "Der fliegende Spargel", Untertitel "Die Sauce Hollandaise" gehört? Dieses Werk ist natürlich eher etwas für ein Bühnenhaus. Aber auch für die Choralschola einer Pfarrgemeinde oder gar für den Dom hatten die Künstler etwas zu bieten. Bei ihren Forschungen fanden sie den gregorianischen Choral "Veronika, ad est ver", nach ihren Angaben aus dem 11. Jahrhundert. Dreh- und Angelpunkt dieses stets kurzweiligen Programmteils war das berühmte Lied der Commedian Harmonists "Veronika, der Lenz ist da". Nicht nur Rom und der fränkische grüne Hügel wurden auf die Schippe genommen. Genauso gab es eine Fassung des "Ave Veronika nach Bach/Pernod", auch eine eher melancholische Version von Frédéric Chopin mit der Überschrift "Veronika, der Lenz ist weg" und die "Carmina asperaga" von Carl Orff.Es war ein spritziger und feuriger Abend, den die beiden Tenöre Wolf Geuer und Markus Francke, der Bariton Christoph Scheben und der Bassist Heribert Feckler zusammen mit ihrem Pianisten und Arrangeur Peter Schneider in der voll besetzten Gießerei boten. Das Publikum bog sich vor lachen. Und dies nicht nur wegen der Veronika, sondern auch wegen den canzonistischen Vertonungen der Lyrik von Franz Wedekind, Erich Kästner und Wilhelm Busch.Aber: Humor ist eine ernste Sache, soll er nicht lächerlich werden. Dass dieses Ensemble aus Profimusikern besteht, ist klar, und eingedenk der Tatsache, dass die Canzonisten seit 16 Jahren erfolgreich auf der Bühne stehen, kann man sich ausrechnen, auf welchem Niveau sich ihr musikalisches Können bewegt. Respekt scheinen sie vor nichts zu haben, außer vielleicht vor ihrem Publikum. Das wurde beim Glanzstück des Abends deutlich, einem Oratorium, das sich mit Maria Stuart und Elisabeth I. befasste. Basierend auf der literarischen Fassung von Heinz Erhard hat das Quartett hier so ziemlich alle Oratorien zu einem genialen Potpourri geschweißt.

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