Die Eifelkinder waren ihre Helden

TRIER. Im Trierer Stadtteil Weismark schmückt der Namenszug Clara-Viebig-Straße seit 1954 ein Straßenschild. Die in Trier geborene Clara Viebig gehörte in Deutschland zu den meistgelesenen Autorinnen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Beliebt, aber auch in der Bevölkerung umstritten waren vor allem ihre Geschichten über die Eifel.

Die "Kinder der Eifel" hatten es ihr angetan. Geboren 1869 in Trier in der Nähe der Porta Nigra, zwischen dem achten und 16. Lebensjahr fern der Heimat in Düsseldorf und dann wieder zu einem Pensionatsjahr in Trier, lernte Clara Viebig Land und Leute in der Eifel als junges Mädchen erst richtig kennen. Sie war zusammen mit einem Freund ihres Vaters, Landgerichtsrat Mathieus, viel unterwegs in den Eifelorten, denn Mathieus musste dort als Richter häufig Zeugenvernehmungen und Tatbestandsaufnahmen machen. Gesangsstudium an der Musikhochschule

Viele der Eindrücke, die Clara Viebig bei diesen Fahrten gewann, verarbeitete sie später als Schriftstellerin; sie selbst bezeichnet diese Zeit als "bestimmend" für ihre künftige Entwicklung. Dabei erfuhr Viebig gerade in der Eifel viel Kritik. Nach dem Tod ihres Vaters, dem Umzug mit der Mutter nach Berlin, dem Gesangsstudium an der Musikhochschule, den ersten literarischen Arbeiten für Tageszeitungen und der ersten größeren Erzählung "Die Schuldige" druckte Clara Viebigs Ehemann Friedrich Theodor Cohn im Jahr 1900 ihren ersten Roman "Das Weiberdorf". Mit der Schilderung der rauen Wirklichkeit in der Eifel gelang der 40-Jährigen der Durchbruch. Diesen Roman nahm ihr die Eifelbevölkerung sehr übel, unterstellte ihr, den "Eifeler Menschen" schlecht zu machen. Doch Viebig war nun einmal dem Naturalismus verhaftet, und damit eben auch der Tendenz, das Wahrhaftige, mehr noch, das Hässliche in den Vordergrund zu stellen. Schon 1897 waren die Novellen "Kinder der Eifel" erschienen. In der Folgezeit war Clara Viebig sehr produktiv, schrieb einige Romane über die bis zu jenem Zeitpunkt innerhalb Deutschlands relativ unbekannte Eifel und ebnete damit sozusagen "dem Eifelaner" den Weg in die Literatur. Nach 1914, vor allem aber nach Beginn der Nazi-Diktatur zog sich die Schriftstellerin mehr und mehr in die Privatsphäre zurück. 1934 emigrierte Viebigs Sohn Ernst nach Brasilien, 1936 starb ihr Ehemann. Weil sie die Frau eines Juden war, wurden Clara Viebigs Bücher von 1935 an verboten. Vor den Diffamierungen flüchtete sie 1941 aus Berlin und zog in das schlesische Mittenwalde. 1946 jedoch kehrte sie in das Zehlendorfer Haus zurück. Bis zu ihrem Tod am 31. Juli 1952 in Berlin wurde Clara Viebig dort von Ex-Bürgermeister Ernst Leo Müller aus der Eifel versorgt und in ihren letzten Lebensjahren vor allem in der DDR als sozialkritische Autorin geehrt./noj

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