Die Eltern bleiben am Ball

Es gab mal Zeiten, da bevölkerten 500 Schüler die einstige Volksschule in Mariahof. Jetzt sind noch 98 Grundschüler da, in fünf Klassen. Die Änderung der Bevölkerungsstruktur und wachsende Konkurrenz machen der Schule zu schaffen.

 Die Grundschule Mariahof, Baujahr 1964, müsste dringend saniert werden. TV-Foto: Dieter Lintz

Die Grundschule Mariahof, Baujahr 1964, müsste dringend saniert werden. TV-Foto: Dieter Lintz

Trier. So viel Spaß kann Schule machen: Eine ganze Woche lang gibt es in Mariahof statt konzentrierter Wissensvermittlung Manegenluft. Ein Zirkusprojekt hält die Kinder in Atem, und im Zehn-Minuten-Takt kommen Anwohner, Eltern oder Bekannte, um zu "spinksen", was da in dem großen Zelt hinterm Schulgebäude los ist. Förderverein und Elternbeirat sind um Ideen nicht verlegen, wenn es darum geht, ihre kleine Schule attraktiver zu machen. Ein paar Tausend Euro kostet das Zirkus-Gastspiel, die Wegbefestigung zum Sportplatz oder das neue Schulhoftor waren auch nicht billig. Von der Einrichtung der gemütlichen Bücherburg, den funkelnagelneuen Glasvitrinen für Schüler-Arbeiten und dem Computer-Raum ganz abgesehen. Da haben auch Ortsbeirat und Nikolaus-Koch-Stiftung mitgeholfen. "Wir müssen doch was machen", sagt Harald Bunk vom Eltern-Förderverein. Seine Kinder sind längst nicht mehr an der Schule, aber als Mariahofer will er "seine" Schule nicht hängenlassen. Ohne solche Initiativen sähe manches düster aus. Das Gebäude aus dem Jahr 1964 ist dringendst grundsanierungsbedürftig, nicht nur wegen der alten Fenster, der Wasserflecken, dem geflickten Putz und der außerhäusigen Toiletten, die in einem Zustand sind, "dass die meisten Kinder sie nicht mehr freiwillig benutzen", wie Elternsprecherin Jutta Albrecht berichtet. Gäbe es nicht den "Alt-Hausmeister", der noch vor Ort wohnt und sich mächtig engagiert, wäre der Zustand gar noch schlimmer. Kurioserweise ist trotz des groß dimensionierten Gebäudes der Platz auch noch knapp. Das hängt einerseits damit zusammen, dass ein Teil des Komplexes an den Jugendtreff abgegeben wurde - ein durchaus sinnvoller Synergie-Effekt. Zum anderen hat es damit zu tun, dass hier auch noch die Verwaltungsfachschule residiert. Deren beide Räume würden Eltern und Schulleitung gerne für Differenzierungs-Unterricht und Arbeitsgemeinschaften nutzen - aber man wird die Mieter nicht los. "Seit Jahren soll das geregelt werden, aber die Stadt unternimmt nichts", ärgert sich Harald Bunk, und Jutta Albrecht verspricht: "Wir bleiben dahinter".Inhaltlich hat sich die Schule am Bedarf der heterogenen Schülerschaft ausgerichtet, zu der Kinder aus bildungsfernen Familien genauso gehören wie der Professorensohn. Schulleiter Norbert Feichtner ist stolz auf die sportlichen Erfolge seiner Schüler, aber auch auf die Arbeitsgemeinschaften für Tanz, Schach, Rätsel oder Flöten. Lehrerin Inge Herbold kümmert sich um die künstlerischen Fähigkeiten der Kinder. Dabei springen schon mal Aufgaben wie der Entwurf eines Logos für das Mutterhaus oder die Gestaltung der Taufkapelle für die Pfarrei heraus. Gewaltpräventionsarbeit gehört ebenso zum Profil der Schule wie die enge Kooperation mit dem Palais e.V. oder der benachbarten Kita. Über das Palais werden auch Migranten-Kinder sprachlich besonders gefördert - eine Notwendigkeit angesichts von bis zu sechs unterschiedlichen Nationalitäten in einer Klasse. "Das könnten wir dringend auch für viele Eltern brauchen", sagt Rektor Feichtner mit Blick auf ein ähnliches Projekt in Matthias. Bei der Betreuung gibt es Nachholbedarf. Bislang geht sie bis 14 Uhr, ein Mittagessen fehlt. In Zusammenarbeit mit Förderverein und Jugendtreff soll es künftig ein Betreuungsangebot bis 16 Uhr geben, Mittagessen inklusive. Die Initiative kommt nicht von ungefähr. Mangels breiten Eltern-Interesses kam Mariahof bei der Ganztagsschule nicht zum Zuge. Seither wandern Familien mit Ganztags-Bedarf in andere Schulen wie St. Paulin ab. "Da müssen wir gegensteuern", postuliert Elternvertreterin Albrecht. Noch hat Mariahof fünf Klassen, aber im dritten Jahr hintereinander ist man nun einzügig. Das könnte, da sind die Mariahofer nicht naiv, irgendwann zur Existenzfrage werden. So wuchert man mit den vorhandenen Pfunden: dem großen Bolzplatz, der kleinen, aber hauseigenen Turnhalle, dem Fahrradparcours, dem "grünen Klassenzimmer" - natürlich auch von Eltern finanziert, diesmal mit dem RWE als Partner. Auf die Stadt setzt man schon lange nicht mehr. Morgen in unserer Serie: Die Martin-Grundschule.

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