Die Rollrasenfrage

Trier · Dass ein Großteil der Palastgartenwiese bis Ende August gesperrt werden soll, sorgt für Ärger: Lokalpolitiker fordern, dass der Rasen, der durch den Pilgeransturm während der Wallfahrt zerstört wurde, schnellstmöglich wiederhergestellt werden muss. Außerdem gibt es eine Internet-Spendenaktion für die Verlegung von Rollrasen.

Trier. Auf der Bank unter dem Baum knutscht ein junges Paar. Ein paar Meter weiter haben Eltern es sich mit ihren Kindern auf einer Picknickdecke gemütlich gemacht. Daneben sitzen vier Studenten auf der Wiese, um gemeinsam zu lernen. Drei Meter weiter ist die Idylle zu Ende: erst ein hoher Bauzaun, dann eine riesige braun-fleckige Erdfläche, die fast bis zum Fontänenbrunnen am anderen Ende des Palastgartens reicht. 2300 Quadratmeter der 3500 Quadratmeter großen Liegewiese sollen drei Monate lang gesperrt bleiben, weil der Rasen den Pilgeransturm während der Wallfahrt nicht überlebt hat und das Bistum nun die Neuaussaat in Auftrag gegeben hat (TV von gestern).
Das kritisieren viele: "Jede Privatperson, die etwas anmietet, muss dies auch wieder im gleichen Zustand zurückgeben", lautet einer der Leserkommentare auf der TV-Internetseite volksfreund.de.
Bistum hält dagegen


Mit Rollrasen - der nach TV-Informationen rund 14 000 Euro mehr kosten würde als die Neuaussaat - könnte die Fläche nach Meinung mehrerer Gartenexperten schneller wieder genutzt werden: "Bei guter Bewässerung und ohne wochenlange trockene Hitzeperiode, verwurzelt qualitativ hochwertiger Rollrasen schnell und ist nach spätestens vier bis fünf Wochen voll belastbar", erklärt Petra Laux, Rollrasenexpertin beim Trierer Gartencenter Lambert. Zwei weitere Fachleute sprechen gegenüber dem TV von zwei bis vier Wochen, die Rollrasen nach der Verlegung nicht betreten werden darf.
Die Kirche hält dagegen: "Unser zuständiger Experte beim Bistum sagt, dass Rollrasen nur eine minimal kürzere Zeit zum Anwachsen benötigt als die Neuaussaat. Die Sperrzeit der Wiese würde sich also nicht wesentlich verkürzen", erklärt Stephan Kronenburg, Pressesprecher des Bistums. Weiter will die Kirche sich nicht zu der Sache äußern.
Die SPD fordert in der Stadtratssitzung am 31. Mai Aufklärung von Oberbürgermeister Klaus Jensen. Schließlich definiere die städtische Grünflächensatzung die Liegewiese als "Ruhezone, zur Erholung und Entspannung der Einwohner und darüber hinaus zur aktiven Freizeitgestaltung". Fraktionschef Sven Teuber will wissen, warum die Stadtverwaltung vom Bistum nicht die schnellstmögliche Wiederherstellung der Wiese verlangt. Die Freien Wähler im Stadtrat haben gar einen Dringlichkeitsantrag bei der Stadtverwaltung gestellt. Ziel: Die "schnellere Wiederherstellung der Grünflächen durch die Verwendung von Rollrasen zu gewährleisten". Denn eine dreimonatige Einschränkung des Erholungsraums Palastgarten sei "für die Allgemeinheit nicht hinnehmbar", argumentiert FWG-Stadtrat Peter Spang.
CDU-Stadtrat und Staatsanwalt Thomas Albrecht (CDU) weist darauf hin, "dass derjenige, der einen Schaden verursacht hat, diesen wieder beseitigen muss - und zwar schnellstmöglich", und stellt die Frage, "ob die Stadt gesetzlich nicht sogar verpflichtet ist, die Kosten für den Rollrasen beim Verursacher, das heißt beim Bistum, einzufordern?".
Als Privatperson hat der Vorsitzende der Trierer Piratenpartei, Christian Hautmann, im Internet ( http://www.de.pledgebank.com/Ackermatsch ) eine Spendenaktion ins Leben gerufen. Hautmann verspricht, zehn Euro für Rollrasen zu spenden, wenn das 500 andere Trierer ebenfalls tun und Stadt und Bistum den offen bleibenden Betrag für die Rollrasenwiese beisteuern. Bis gestern gegen 18 Uhr hatten 28 Befürworter das verbindliche Versprechen abgegeben, zu spenden.
Rollrasen technisch machbar


Obwohl die Erdarbeiten bereits begonnen haben, wäre die Verlegung von Rollrasen technisch noch machbar, bestätigt die Stadt auf TV-Anfrage. Allerdings sei es möglich, dass sich Rollrasen auf einer so großen Fläche "nicht optimal verbindet". Würde der Rollrasen dann beschädigt - zum Beispiel durch die Pferdevorführungen beim Römerspektakel Brot und Spiel - wäre der Aufwand, den Rollrasen wieder herzustellen, erheblich höher als bei einer normal gesäten Wiese.

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