Die fünf geistigen Gifte

TRIER. "Seine Heiligkeit" wird Penor Rinpoche (Foto) von den Anhängern des tibetanischen Buddhismus genannt. 1959 musste er Tibet verlassen, 1963 gründete er in Südindien ein Kloster, in dem heute über 5000 Lamas, Mönche und Nonnen leben. 1985 begann er weltweit zu lehren. Am Rand einer Veranstaltung des German Palyul Center mit 150 Anhängern des Buddhismus aus Europa sprach der TV mit Rinpoche.

Die meisten unserer Leser kennen Sie nicht. Was ist das Wichtigste, das man über Sie und den Buddhismus wissen sollte? Penor Rinpoche: Ich gehöre einer der vier Schulen aus Tibet an, der Nyingma-Schule. Buddhismus ist eine Religion, bei der der Respekt gegenüber dem Menschen und sein Wohlbefinden im Mittelpunkt stehen. Er ist eine unpolitische Religion, der es hauptsächlich um das Glück aller fühlenden Lebewesen geht. Vor fast 20 Jahren, 1985, haben Sie begonnen, weltweit zu lehren. Was kann ihre Religion den Menschen in der westlichen Welt, in Europa, bringen? Penor Rinpoche: Buddhismus ist im Westen noch sehr neu. Viele Menschen wollen ihn gerne praktizieren. Dieses Interesse ist in Europa größer als in anderen westlichen Ländern. Wie lange muss man sich mit Buddhismus beschäftigen, um einen Einblick zu bekommen? Penor Rinpoche: Das hängt vom persönlichen Interesse ab und davon, wie viel Zeit man investiert. Um einen groben Eindruck zu bekommen, reicht ein Monat. Gibt es Probleme, im Besonderen in Deutschland, bei denen der Buddhismus weiterhelfen kann? Penor Rinpoche: Jeder Mensch trägt negative Emotionen in sich. Im Buddhismus nennen wir sie die fünf geistigen Gifte: Das sind Begierde, Hass, Eifersucht, Unwissenheit und Arroganz. Der Buddhismus versteht sich als Mittel gegen diese fünf Gifte. Was für einen Eindruck haben Sie generell von Deutschland? Penor Rinpoche: Ich habe einen ziemlich positiven Eindruck von Deutschland, die Menschen sind sehr zuverlässig. Wenn sie etwas vorhaben, dann setzen sie es auch in die Tat um. Sie mussten ja 1959 Tibet verlassen... Penor Rinpoche: Die Kommunisten haben Tausende von Klöstern zerstört, Mönche getötet, und die tibetische Kultur bedroht. Von dem Gedanken getragen, das Wissen bewahren zu wollen, bin ich nach Indien geflüchtet. Wie bewerten Sie die derzeitige Situation in Tibet? Penor Rinpoche: Sie wird allmählich besser. Vor 30 Jahren war die Lage extrem schwierig. Zum Glück ist der Buddhismus eine Religion des Geistes. Solange die äußeren Umstände einigermaßen erträglich sind, kann er überleben. Darf ich Ihnen eine letzte Frage stellen: Mir sind ihre extrem kurzen Haare aufgefallen. Wie oft müssen sie die schneiden? Penor Rinpoche: (lacht) Normalerweise rasieren sich die Mönche den Kopf alle sieben Tage. Ich versuche, alle 15 Tage zu rasieren. Mit Penor Rinpoche sprach unserMitarbeiter Wolfgang Lenders.

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