Die kleinen Dinge des Lebens

Wie jedes Jahr im September fand in Mainz kürzlich ein Liedermacher-Workshop der Akademie für Poesie und Musik, genannt "Sago", statt. Die Ergebnisse waren nach einer ersten Präsentation im Mainzer Unterhaus nun auch in der Trierer Tufa zu hören. Das Publikum erlebte eine Vielfalt an poetischer bis schwarzhumoriger Kleinkunst.

 Die kleinen Dinge des Lebens beleuchtete Martina Gemmar beim Liedermacherkonzert in der Tufa. TV-Foto: Anke Emmerling

Die kleinen Dinge des Lebens beleuchtete Martina Gemmar beim Liedermacherkonzert in der Tufa. TV-Foto: Anke Emmerling

Trier. (ae) "Auch ohne unsere Lieder geht die Welt nicht zugrunde, und doch ist es wichtig, dass wir sie singen", sagt Christoph Stählin, Kleinkunstpreisträger und Leiter der Liedermacherakademie Sago. Ein bisschen selbstironisch spielt er damit - auch angesichts eines recht überschaubaren Publikums im kleinen Saal der Trierer Tufa - darauf an, dass Liedermacherkultur derzeit eher nicht im musikalischen Rampenlicht steht. Das liege möglicherweise daran, dass sie in ihrer Individualität stilistisch nicht ein- und zuzuordnen sei, so wie das bunte Sammelsurium in der heute nicht mehr benötigten Sago-Schublade eines alten Buffetschranks, von der sich entsprechend der Name Sago für die Liedermacherakademie ableite.

Als Stählin sie vor 19 Jahren gründete, erlebte deutschsprachige Liedkunst, nicht zuletzt durch Namen wie Hannes Wader, Konstantin Wecker oder Georg Danzer, eine Welle größerer Popularität. Zwar ist sie abgeebbt, doch die Akademie besteht im Rahmen des Kultursommers Rheinland Pfalz als Kreativtreff für immer neue Liedermachergenerationen fort. In diesem Jahr kamen dort unter Leitung von Christoph Stählin Martina Gemmar, Jörg Ziper, sein Duo-Kollege Jan Gänslen, Holger Saarmann und Martin Betz zusammen, Musiker aus dem ganzen Bundesgebiet, die teils professionell Musik machen, teils in musiktherapeutischen oder anderen Berufen arbeiten. Sie stellten zu Gitarren- und Klavierbegleitung in der Tufa eigene Lieder vor, die deutlich machten, worin der zeitlose Wert der Liedermacherkunst besteht: die scheinbar unscheinbaren Dinge des Lebens zu registrieren, ihnen durch Text und Melodie Bedeutung zu verleihen und damit zu unterhalten oder zum Nachdenken anzuregen.

Musikalisch von Blues oder Folk inspiriert, präsentierten sich die Lieder mit poetischen bis scharfzüngigen Texten in großer thematischer Bandbreite, die von Moderator Stählin geschickt über Anekdoten verbunden wurde. Da ging es um Erotik im Friseurgeschäft, Suche nach dem Mann fürs Leben oder bissige Betrachtungen über das Freizeitverhalten rüstiger Senioren. Besonders Martin Betz sorgte mit schwarzhumorigen Texten zum Beispiel über fatale Folgen fehlender Speichenreflektoren am Fahrrad (Betz muss in der Hölle schmoren, fehlt einer von den Speichenreflektoren) für kabarettistisches Vergnügen.

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