Dreck in jeder Ecke

Eine wilde Deponie auf Mariahof, Überbleibsel nächtlicher Gelage am Mattheiser Weiher, Hundehaufen in Trier-Süd: Das sind drei der jüngsten von vielen Beispielen dafür, dass Müll in Trier immer noch ein unerfreuliches Thema ist.

Trier. "Uns schöner Trier" - unter diesem Motto versucht die Stadt seit 2001, Bürger und Besucher zu animieren, ihre Hamburger-Verpackung in den Mülleimer zu werfen und den Sperrmüll erst kurz vor dem Abholtermin an die Straße zu stellen. Größere Mülleimer wurden aufgestellt, Abfallsammel-Aktionen organisiert, "Gelbe Karten" an Sünder verteilt. Dennoch lässt so mancher Platz und Straßenzug bisweilen den Slogan "Uns zugemüllter Trier" passender erscheinen. Immer wieder melden sich TV-Leser mit Hinweisen auf Schandflecke. Und Stadtrat Manfred Maximini, mit seiner UBM Vorkämpfer gegen den Müll in der Stadt, berichtet, dieses Thema gehöre in seinen Bürgersprechstunden zu den dominierenden. "Die Stadt ist verschmutzter geworden", resümiert er. Vor allem Hundehalter seien "ein ganz, ganz großes Problem: Es gibt Leute, die denken, weil sie Hundesteuer zahlen, könnten sie ihre Tiere überall hinmachen lassen."Problemzonen, wo keiner den anderen kennt

Bei der Stadtverwaltung bewertet man den Erfolg der Kampagne "Uns schöner Trier" zwar mit "gut bis befriedigend", ist sich der weiter bestehenden Ärgernisse aber bewusst: "Die Situation hat sich unseres Erachtens nicht wesentlich verbessert", heißt es auf TV-Anfrage. "Die Anzahl der Beschwerden und Hinweise auf Probleme ist in etwa gleich geblieben." Problemzonen seien vor allem Gebiete, in denen die Wohnstruktur "einen hohen Grad an Anonymität mit sich bringt". An so genannten informellen Jugendtreffpunkten seien sogar "zunehmend Verschmutzungen durch achtlos weggeworfenen Abfall festzustellen". Die von Ex-Dezernentin Christiane Horsch initiierte Aktion, Müllsünder mit "Gelben Karten" über Sanktionsmöglichkeiten aufzuklären, habe wegen der Medienpräsenz "eine Zeit lang eine spürbare Wirkung" erzielt, "die zwischenzeitlich jedoch nach unseren Feststellungen nicht mehr im Bewusstsein der Bevölkerung präsent ist", teilt die Stadt mit. Die Kampagne war planmäßig zum 31. Juli 2003 ausgelaufen.Maximinis UBM-Fraktion hat den Stadtrat nun für die Wiedereinführung dezentraler Dreck-Weg-Tage gewonnen (der TV berichtete). Der Fraktionschef fordert die Verwaltung zu verstärkter Öffentlichkeitsarbeit auf, damit Sperrmüll nicht zu früh rausgestellt wird und die Stadtteile über das Wochenende verschandelt. Zudem tritt er für Kontrollen ein, die es bisher kaum gebe. "Man sollte dem Kommunalen Vollzugsdienst sagen: Einen Tag schreibt ihr keine Protokolle, sondern geht mit offenen Augen durch die Stadt." Versuche in anderen Städten hätten gezeigt, dass es dort, wo schnellstmöglich aufgeräumt werde, sauberer sei. Außerdem sollten die Politessen Müllsünder ansprechen, um Bewusstsein zu schaffen. Größere Verschmutzungen können teuer werden

 Ein Schandfleck von vielen: Dieses unappetitliche Stillleben aus Hinterlassenschaften der Konsumgesellschaft bietet sich in der Eisenbahn-Unterführung in der Heiligkreuzer Straße. Da kommen die Männer der Stadtreinigung mächtig ins Schwitzen. TV-Fotos: Roland Morgen, Archiv/Friedemann Vetter

Ein Schandfleck von vielen: Dieses unappetitliche Stillleben aus Hinterlassenschaften der Konsumgesellschaft bietet sich in der Eisenbahn-Unterführung in der Heiligkreuzer Straße. Da kommen die Männer der Stadtreinigung mächtig ins Schwitzen. TV-Fotos: Roland Morgen, Archiv/Friedemann Vetter

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Gezielte Müllkontrollen gebe es nicht, heißt es bei der Stadt. Doch der kommunale Vollzugsdienst melde der Verwaltung Verunreinigungen, die er bei seinen Streifen entdecke. Zudem verweist die Verwaltung auf bestehende Sanktionsmöglichkeiten: Die Beamten des Vollzugsdiensts dürften Verwarnungen bis zu einer Höhe von 35 Euro aussprechen. Größere Verschmutzungen könnten nach dem Ordnungswidrigkeiten-Gesetz mit Bußgeldern bis zu 5000 Euro geahndet werden. Allerdings seien die Beamten und ihre Dienstfahrzeuge inzwischen bekannt. "Dies hat zur Folge, dass sich die Bürger in der Regel gegenüber den Ordnungshütern wohl verhalten."Wie ist Ihre Meinung dazu? Wo sind die Schandflecke der Stadt? Und wie kann man dem Unrat Herr werden? Schreiben Sie uns eine E-Mail an echo@volksfreund.de oder senden Sie uns ein Fax an 0651/7199-990. Ihre Mitteilung sollte maximal 30 Zeilen à 30 Anschläge lang sein und Ihren Namen und Wohnort enthalten.Meinung Zeit für Zivilcourage Trier hat ein Müllproblem, jedenfalls punktuell. Anwohner leiden unter wilden Deponien, und Touristen bietet sich an manchen Tagen im Palastgarten oder an der Mosel ein wenig einladendes Bild. Zusätzliche Reinigungstouren könnten Abhilfe schaffen, würden aber Geld kosten. Und das müssten letztlich die Bürger aufbringen. Zwar bleibt zu prüfen, ob eine weniger komplizierte Struktur der Abfallentsorgung Einsparungen ermöglichen würde - derzeit ist für die Straßen die Straßenreinigung zuständig, während sich beispielsweise um den Abfall in Blumenbeeten das Grünflächenamt und um Dreck am Moselufer das Tiefbauamt kümmert. Doch der wichtigste Schritt hin zu einer sauberen Stadt wäre mit mehr Eigenverantwortung und mehr Zivilcourage getan. Wer Sperrmüll auf die Straße stellt, kann das unmittelbar vor der Abfuhr tun und so einen tagelangen Schandfleck in seiner Straße vermeiden. Er kann sich mit einem Blick in die Abfallfibel vergewissern, dass sein ausrangierter Hausrat auch wirklich auf den Sperrmüll gehört und nicht stehen bleibt. Und was spricht dagegen, nach der Entsorgung von Grünschnitt eben mal schnell selbst den Gehweg zu fegen? Schließlich sollte es sich jeder zur Gewohnheit machen, Zeitgenossen, die das Papiertaschentuch oder die leere Cola-Dose einfach fallen lassen, auf den nächsten Mülleimer hinzuweisen. Auch wenn die meisten Angesprochenen unfreundlich reagieren - spätestens, wenn sie zum zweiten Mal auf ihr Verhalten hingewiesen werden, dürften sie beschließen, sich diese Peinlichkeit in Zukunft zu ersparen. i.kreutz@volksfreund.deStadtreinigung Welche Straße wie oft gesäubert wird, regelt die Straßenreinigungssatzung der Stadt. Die 58 Mitarbeiter der Abteilung Straßenreinigung/Winterdienst der Stadtreinigung säubern jeden Tag rund 126 Kilometer Straße, rund 2760 Kilometer im Monat. Jeder der 650 Abfallbehälter wird durchschnittlich 332 Mal pro Jahr geleert - das macht 215 800 Leerungen pro Jahr. Die jährlichen Kosten für die Straßenreinigung betragen rund 2,5 Millionen Euro. (ik) Quelle: Stadtverwaltung Trier

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