Ein Teil des großen Blumenstraußes

Im Gegensatz zur Kultur, die in Trier in das neue Wirtschaftsdezernat wandern soll, bleibt der Sport zwar im alten (Sozial-)Dezernat, doch wird dieses künftig um den Bereich der Schulen erweitert. Der TV hat Sportmachern aus Vereinen, Verbänden und Institutionen befragt, wie sie den künftigen Stellenwert des Sports sehen.

Trier. Die städtische Stellenausschreibung für den neuen Dezernenten verheißt für die Wertigkeit des Sports wenig Gutes: "Zum Geschäftsbereich gehören Soziales, Jugend, Schulen, Bildungszentrum, Stadtbibliothek, Stadtarchiv und Sport" heißt es dort. Wie schon bei den Kulturschaffenden, die wenig von der künftigen Dezernats-Zugehörigkeit ihres Bereichs halten (der TV berichtete), besteht auch im Trierer Sport die Befürchtung, dass der Stellenwert und damit auch die finanzielle Ausstattung im neuen Riesen-Dezernat schwinden könnten. Viele Befragte machen dies aber von der Person des Dezernenten und dessen Affinität für Sport abhängig. Bisher haben Amtsinhaber Georg Bernarding (CDU) sowie Reiner Marz (Grüne) ihre Bewerbung bekannt gegeben, insgesamt gibt es 32 Bewerber. Heute erfahren die Stadtrats-Fraktionen, wer die Bewerber sind, im Oktober stimmt dann der Stadtrat über die Besetzung ab. Lesen Sie, was Vertreter unterschiedlichster Couleur zur Zukunft des Sports in Trier sagen.

Felix Jäger, Sportkreisvorsitzender: Wie sich der Stellenwert des Sports entwickelt, hängt von den handelnden Personen ab. Wir hoffen, dass wir auch weiterhin ein offenes Ohr in der Politik finden werden, denn in den vergangenen Jahren kam einiges in Bewegung, wie zuletzt die Sanierung des Moselstadions. Wenn die Voraussetzungen so bleiben, wie sie sind, wäre das sehr gut. Aber über allem schwebt natürlich die Finanzierungsfrage. Ob zum Beispiel der Sportstättenbau, speziell Kunstrasenplätze, weiter so gefördert werden kann, ist offen.

Lothar Hermeling, Geschäftsführer der TBB-Basketballer: Gerade die drei Profisportvereine sind für Trier ein großer Imagefaktor, deswegen wäre es wichtig, den Stellenwert des Sports in der Trierer Politik sogar noch zu erhöhen. Noch wichtiger ist aber die Jugendarbeit aller Vereine, die die Kinder von der Straße holen. Es gibt sehr viele Baustellen, wie ein Trainingszentrum, die nicht als Nebenjob bewältigt werden können. Die Sportfamilie in Trier stellt eine große Masse, das müssen Politiker bei ihren Entscheidungen bedenken, und der gesamte Sport - egal ob Spitzen- oder Breitensport - ist auf die Unterstützung der Stadt angewiesen. Vielleicht wäre es sogar sinnvoll, eine neue Stelle zu schaffen, die sich speziell um Sportförderung kümmert.

Heinz-Peter Kann, Vorsitzender des Stadtsportverbands: Dieses neue Dezernat ist ein riesiger Blumenstrauß von Bereichen. Es kann sein, dass der Sport dadurch Nachteile hat, er muss es aber nicht. Sport und Soziales haben bisher immer gut gepasst; wie Sport und Schule harmonieren, muss sich zeigen. Es könnte passieren, dass Sport als Teil der Jugendarbeit weniger im Blickpunkt steht. Das hängt von den Überlegungen des neuen Dezernenten ab. Und wenn alle genug Geld hätten, gäbe es auch keine Probleme.

Harry Thiele, Vorstandsmitglied Eintracht Trier: Sport ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für Trier, eine Vernachlässigung würde einen wirtschaftlichen und Imageschaden bedeuten. Für mich ist aber nicht der Zuschnitt des Dezernats entscheidend, sondern welche Prioritäten der künftige Dezernent setzt. Im Endeffekt ist es die gleiche Situation wie die der Kultur, die künftig im Wirtschafts-Dezernat angesiedelt sein soll. Eine neue Stelle für Sportförderung wäre zwar wünschenswert, aber ich sehe keine Finanzierungsmöglichkeiten. Zudem sollte der Sport ureigenste Aufgabe des Dezernenten sein. Und damit meine ich nicht nur den Profisport, sondern vor allem die Jugendförderung - die darf auf keinen Fall vernachlässigt werden.

Klaus Klaeren, Geschäftsführer Sportakademie: Der Sport in Trier hat zahlreiche erfolgreiche Projekte ins Leben gerufen, wie Talentförderung, -sichtung oder Sportinternat, die ohne die Unterstützung der Stadt nicht möglich gewesen wären - gleiches gilt zum Beispiel auch für den geplanten Ausbau der Sportakademie. Der Sport war immer einer der Bereiche, den die Stadt mit sehr viel Herzblut begleitet hat. Wir haben mittlerweile eine gute Infrastruktur und viele Leistungsträger, aber ohne die Unterstützung der Stadt geht es nicht. Davon können nicht nur die drei Topvereine ein Lied singen.

Martin Rommel, Vorstandsmitglied der Trie rer Handball-"Miezen": Gerade in der derzeitigen Finanzkrise sollte sich der Sport nicht so wichtig nehmen, er ist nicht jedermanns Problem. Zudem sind Schule und Bildung wichtigere Themen. Ob der Sport durch diese Konstellation Schaden nimmt, kann ich nicht beurteilen, allerdings scheint es mir für den Sport nicht unbedingt zuträglich zu sein. Ich denke auch, dass es von der Person des neuen Amtsinhabers abhängen wird, welchen Stellenwert der Sport hat.

Wolfgang Esser, Geschäftsführer der Arena Trier: Ich sehe die Sache aus zwei Blickwinkeln - dem des Sports und dem der Arena. Die Arena ist ein Wirtschaftsbetrieb mit städtischer Beteiligung, könnte also auch dem Wirtschaftsdezernat zugeschlagen werden. Allerdings fußt die Nutzung der Arena zu einem großen Teil auf Schulsport und Vereinssport, was wieder den Sinn ergeben würde, dies im neuen Dezernat anzusiedeln. Generell sehe ich den neuen Dezernatszuschnitt nicht so negativ: In Schulen wird der Sport eine wichtige Rolle in der Nachmittagsbetreuung spielen, da könnten sich Synergie-Effekte ergeben. Allerdings könnte es auch passieren, dass der Sport im Dezernat seine Bedeutung verliert. Der gesamte Bereich Sportförderung war in den vergangenen Jahren sehr personenbezogen, mit sport-affinem Oberbürgermeister und Dezernenten, da war Trier verwöhnt. Man muss daher abwarten, wo die künftigen Akzente liegen.

Manfred Kronenburg, Präsident Racing Team Trier:

Im bisherigen Dezernat hat der Sport seinen Stellenwert, in Zukunft könnte es sein, dass Sport eine nicht mehr angemessene Bedeutung zukommt. Ich hoffe darauf, dass der Sport - nicht nur der Motorsport, sondern auch Handball, Fußball und Basketball - auch als Wirtschaftsfaktor seine Berücksichtigung findet.

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