Ein Weinschiff, das keines war

Am 14. September wird der Nachbau des Neumagener Weinschiffes zu Wasser gelassen. Vor dem Stapellauf und der ersten Fahrt des römischen Flusskreuzers lud die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Rheinland-Pfalz in Trier zu einem Vortrag von Ronald Bockius, Direktor des Mainzer Museums für antike Schifffahrt, ein.

 Das Neumagener Weinschiff ist Thema eines Vortrages im Kurfürstlichen Palais von Ronald Bockius, Direktor des Mainzer Museums für antike Schifffahrt, den viele interessierte Besucher verfolgten. TV-Foto: Cordula Fischer

Das Neumagener Weinschiff ist Thema eines Vortrages im Kurfürstlichen Palais von Ronald Bockius, Direktor des Mainzer Museums für antike Schifffahrt, den viele interessierte Besucher verfolgten. TV-Foto: Cordula Fischer

Trier. (cofi) Monumental muss das Grabdenkmal aus dem dritten Jahrhundert gewesen sein, dem die Schiffsplastik zuzuordnen ist, die sich im Rheinischen Landesmuseum befindet. Sie war aber nur ein Teil der Skulptur, die als ein Arrangement aus von zwei Schiffsdarstellungen flankierten Amphoren an zunehmen ist. Sicher sei, dass sich nur eine wohlhabende Familie diese Art von Grabdenkmal leisten konnte, erklärte Bockius. Als Experte für antike Schifffahrt vollzog er die Spuren historisch verwertbarer Indizien in der Darstellung nach und räumte mit der Illusion auf, es handele sich bei dem Neumagener Weinschiff nur um einen Flusstransporter von regionaltypischer Handelsware. Denn die Kombination der Elemente des Schiffsdesigns, die der Meister der Skulptur trotz des komprimierten Platzes ausarbeitete, legen den Schluss nahe, dass es sich bei der Plastik um ein typisches römisches Kriegsschiff handelt.Bockius zeigte in seinem Vortrag vergleichbare Darstellungen verschiedener Klassen von militärischen Wasserfahrzeugen in Stein, als Zeichnung, Mosaiken und auf Münzen. Die Schiffsladung, die beim Neumagener Fund aus Fässern besteht, lasse sich ebenfalls erklären und widerspreche nicht der aufgestellten These. Bei einem taktischen Flotteneinsatz sei es nicht unüblich, dass ein Kriegsschiff zum logistischen Sondertransport werde, um Proviant und Material als Nachschub zum Einsatzort der Flotte zu bringen oder Güter von dort zurückzuführen.Dass sich diese Darstellung bei einem Grabdenkmal mit zivilem Hintergrund findet, ließe sich damit erklären, dass ein Händler oder Reeder ein aus gemustertes Kriegsschiff auf gekauft haben könnte, zumal es im zweiten und dritten Jahrhundert keine bedeutenden Seeschlachten gegeben hätte, so Bockius. Obwohl beim Nachbau des Neumagener Weinschiffs, der im Werkstattzelt der Handwerkskammer entsteht, Zugeständnisse gemacht werden mussten, sei ein "überaus ansprechender Kompromiss zwischen historischem Anschauungsstück und modernem Werbeträger" gefunden worden. Am 14. September erfolgt der Stapellauf des Schiffsnachbaus. Die Jungfernfahrt auf der Mosel nach Neumagen-Dhron, wo das Markenzeichen römischer Vergangenheit mit modernem Betreiberkonzept vor Anker gehen wird, findet am 29. September statt.

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