Eine Aufgabe pro Minute

TRIER. Ein Leistungstest im vierten Jahr der Grundschule - das steht allen Schülern in Rheinland-Pfalz und den sechs weiteren SPD-regierten Ländern bevor. Auch in Trier findet am Donnerstag, 20. November, der erste Test dieser Art statt. Geprüft werden die Mathematikkenntnisse der Schüler.

Pisa brachte es an den Tag: Die deutschen Schüler wissen zu wenig. Darum haben die SPD-Bildungsminister vor kurzem einen Vertrag unterzeichnet, der einen Test für Grundschüler der vierten Jahrgangsstufe vorschreibt und regelt (der TV berichtete). Fachleute erwarten von dem Test Kenntnisse über den Wissensstand der Schüler, aber auch einen Vergleich der pädagogischen Leistungen der einzelnen Schulen.Der erste Test dieser Art findet in allen teilnehmenden Bundesländern am Donnerstag statt. Dann wird Grund- und Hauptschülern der vierten Klassen in Mathematik auf den Zahn gefühlt. Der Wissenstest dauert 50 Minuten und wird sich, wie alle nachfolgenden auch, in zwei Teile aufgliedern. Die vorgegebenen Fragen wurden in zahlreichen Normierungsstudien erprobt. Zehn Aufgaben werden zentral vom Ministerium gestellt.Die andere Hälfte der Fragen, also zehn weitere, können die Schulen selbst aus einem vorgegebenen Katalog von rund 80 Fragen auswählen. "Hier setzt sich die Lehrerschaft zusammen und wählt Aufgabenbereiche, die auf die individuellen Schwerpunkte in der jeweiligen Schule zugeschnitten sind", erklärt Wolfgang Hohns, Pressereferent der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD).Im Endeffekt wolle man ja nicht einfach Wissen abfragen, sondern auch Zusammenhänge und Vergleiche herstellen zwischen verschiedenen Schulen mit ähnlichen sozialen Rahmenbedingungen. Auch eine individuelle Förderung der Schüler solle im Anschluss an die Tests möglich sein. Eine zusätzliche Information seien die Tests für Eltern, wenn es um die weitere Schullaufbahn ihrer Kinder gehe.Bildungssystem auf dem Prüfstand

"Außerdem soll durch die Tests und die Tatsache, dass die Schulen die Hälfte der Aufgaben selbst wählt, eine pädagogische und fachdidaktische Diskussion angeregt werden", erläutert Hons weitere Ziele der flächendeckenden Vergleichsarbeiten.Schließlich sollte ja nicht nur eine Abfrage der Schüler stattfinden, sondern auch das Bildungssystem an sich auf den Prüfstand gestellt werden. "Die Diskussion darüber, wie man den Schülern Wissen vermittelt, muss einfach intensiver werden", erklärt Hons.Nach dem Mathematiktest nächste Woche soll es im kommenden Jahr einen ebensolchen Test im Unterrichtsfach Deutsch geben. Der genaue Termin steht allerdings noch nicht fest.Erarbeitet wurde das Projekt "Vergleichsarbeiten (VERA)" unter der Leitung der Landauer Wissenschaftlers Professor Andreas Helmke und Ingmar Hosenfeld in Kooperation mit dem Bildungsministerium. Bildungsministerin Doris Ahnen lobt vor allem die "länderübergreifende Standardisierung" durch die Vergleichsarbeiten. Festgeschrieben worden war das Vorhaben schon im Jahr 2001 in der rheinland-pfälzischen Koalitionsvereinbarung nach Veröffentlichung der Pisa-Ergebnisse. "Nachdem sich auch die Bundesländer Berlin, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein an dem Projekt beteiligen, scheint es in die richtige Richtung zu gehen", sagt Bildungsministerin Doris Ahnen. So beteiligen sich am ersten flächendeckenden Durchgang der Vergleichsarbeiten in Mathematik Schulen in Schleswig-Holstein und in Berlin.Die Vergleichsarbeiten werden dann in den Schulen selbst ausgewertet, allerdings auf der Basis von Bewertungshinweisen. "Wir bekommen den Schlüssel zur Auswertung erst einen Tag nach dem Test", erklärt Marianne Freudenreich, Lehrerin der vierten Klasse an der Ausonius-Grundschule in Trier. Die Ausonius-Grundschule arbeitet bei dem Test mit der Grundschule Pallien zusammen. "Ich mache mir bei diesem Test eigentlich am meisten Sorgen wegen der knapp bemessenen Zeit", sagt Marianne Freudenreich. Im Endeffekt blieben für jede Aufgabe nur ein bis zwei Minuten. In die Benotung der vierten Klasse fließe dieser Test nicht mit ein. "Er ist für Schüler, Eltern und Lehrer eben eher eine Orientierungshilfe", sagt die Grundschullehrerin.Jedes Jahr wird es in Rheinland-Pfalz von Seiten des Ministeriums eine "Zentralstichprobe" in 60 zufällig ausgewählten Schulen geben, um landesweite Trends festzustellen. Ab dem kommenden Jahr sollen solche "Standortbestimmungen" durch den Vergleich der Ergebnisse anhand normierter Werte bundeslandübergreifend möglich sein.

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