Eine Lesung für die Augen

Die Trierer Theatergruppen "Fire-Abend" und "Allestheater" sind bekannt für trockenen Humor und eine gehörige Portion Sarkasmus. Dieser Tradition folgend, haben deren Ensemble-Mitglieder Miriam Gesthuisen, Johannes Metzdorf und Jan Nannen aus der Lesefassung von "Jailhouse Blues" ein einzigartiges Hörerlebnis gemacht, bei dem auch die Augen nicht zu kurz kamen.

 Hauchen ihren Charakteren Leben ein: Johannes Metzdorf, Jan Nannen und Miriam Gesthuisen (von links) lesen „Jailhouse Blues“. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Hauchen ihren Charakteren Leben ein: Johannes Metzdorf, Jan Nannen und Miriam Gesthuisen (von links) lesen „Jailhouse Blues“. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Trier. (mehi) Wer die Augen schließt, wähnt sechs Schauspieler auf der Bühne: den sympathischen Alec Motil, ein Don Juan in der Todeszelle, den fetten Wächter mit einer Schwäche für Henkersmahlzeiten, die geldgierige und stets angeheiterte Pflichtverteidigerin, den Gefängnispfarrer auf Seelenfang, den Sheriff, ein Wyatt Earp-Verschnitt, der mit weiteren Geständnissen seine Karriere fördern will und die abgefahrene, mannstolle Sandy. Wer hinschaut, sieht zwei Männer und eine Frau auf Union Jack-geschmückten Barhockern.Die bitterböse Komödie "Jailhouse Blues" von Jörg Graser, als Lesung angekündigt, wird hier eine Mischung aus Hör- und Schauspiel. Zu stark die Charaktere auf der Bühne, als dass sie sich aufs bloße Erzählen beschränken. Gesprochen wird in Voice-Switching-Technik; jede Rolle erhält ihre unverwechselbare Stimme. Drei verschiedene spricht Jan Nannen: Erzähler, Pfarrer und Todeskandidat. Johannes Metzdorf gibt den Mundharmonika spielenden Wächter und, mit ungewohnt rauchigem Timbre, den Sheriff. Grandios die Wandlungsfähigkeit von Miriam Gesthuisen: Die junge Schauspielerin vom Fire-Abend-Theater kann es nicht lassen, ihren "Damen" einen eigenen Stil einzuhauchen. Perfekt mimt sie die angetrunkene Anwältin und die Kaugummi-knatschende Protestsängerin.

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