Eine Nacht Erleuchtung für 3 Euro

TRIER-WEST. Lichtblick am Abend- und Nachthimmel: Die Mariensäule erstrahlt bei Dunkelheit hoch über der Trierer Weststadt in wohltuend gelbem Schweinwerferlicht. Die Beleuchtung des Denkmals finanzieren private Spender, dennoch legt das Bistum drauf.

Die Dame weiß noch nichts von ihrem Glück: An ihrem Geburtstag im Sommer 2005 wird in ihrem Namen die Mariensäule erstrahlen. Der Gatte des Geburtstagskindes in spe hat die Beleuchtung für jene Nacht bei Natalie Strittmatter in der Finanzabteilung des Bischöflichen Generalvikariats beantragt und dafür drei Euro bezahlt. Die von Natalie Strittmatter ausgestellte namentliche Bestätigung ("Die Mariensäule wird angestrahlt für...") mit Bistums-Stempel will er seiner Frau am Vorabend des Geburtstags überreichen: "Die Beleuchtung ist eine kleine Aufmerksamkeit und nicht das Hauptgeschenk." Doch solche kleinen Aufmerksamkeiten summieren sich zu einem gern gesehenen und nicht mehr wegzudenkenden Lichtblick hoch über Triers Westen. "Die Anstrahlung finanzieren zu einem großen Teil private Spender", sagt Markus Müller (47), Leiter der Abteilung Bistumshaushalt und Rechnungswesen. Für die Erleuchtung gibt es feste Tarife. Eine Stunde kostet 50 Cent, eine ganze Nacht pauschal drei Euro. Wobei es keinen Unterschied macht, ob es sich um eine kurze Sommer- oder eine lange Winternacht handelt. "Damit es nicht unnötig kompliziert wird, berechnen wir als Mittelwert sechs Stunden", erklärt Natalie Strittmatter. Ganz akkurat erfolgt allerdings die Reservierung: "Meine Kolleginnen und ich tragen die Namen der Spender und ihre Termine fein säuberlich in ein eigens angelegtes Buch ein. So vermeiden wir Doppelbelegungen." Die meisten Licht-Spender sind "Stammkunden", manche lassen die Mariensäule mehrmals im Jahr erstrahlen - zum Beispiel an persönlichen Gedenktagen, für Patenkinder oder um Mitmenschen "einfach so" zu beglücken. Für 2005 liegen bereits zahlreiche Reservierungen vor. Ein Geschäft macht die Bistumskasse nicht. "Die Spendeneinnahmen für die Illuminierung belaufen sich pro Jahr auf rund 1000 Euro. Unsere tatsächlichen Aufwendungen, unter anderem für die Unterhaltung der Anlage, liegen aber bei 2500 Euro", rechnet Müller vor. Versuche, den seit den 80er-Jahren stabilen Beleuchtungs-Tarif im Zuge der Euro-Umstellung moderat anzuheben, scheiterten am Widerstand gerade von Stammkunden. Die könnten sich schließlich darauf berufen, dass die Mariensäule überhaupt erst durch die Initiative und das Engagement der Bevölkerung entstanden ist. Fromme Bürger setzten dem 1854 von Papst Pius XII. verkündeten Dogma der unbefleckten Empfängnis ein weithin sichtbares Denkmal. Das Geld für den Bau des 40 Meter hohen Monuments - 12 653 Taler - kam durch Spenden, Kollekten, Lotterien und Konzerte zusammen. Grundsteinlegung war 1859, die feierliche Einweihung durch Bischof Leopold Pelldram unter großer Teilnahme der Bevölkerung am 8. Oktober 1866. Vor 100 Jahren war Beleuchtungs-Premiere: Am 8. Dezember 1904, dem 50. Jahrestag des Dogmas, erstrahlte der Sternenkranz der Statue erstmals. Bis 1992 wurden die Glühbirnen im Bischöflichen Priesterseminar ein- und ausgeschaltet - allerdings nur zu den von Spendern gebuchten Zeiten. Dann legte ein Blitzschlag die gesamte Elektrik lahm. Im Auftrag des Bistums erneuerten die Stadtwerke Trier die Beleuchtung. Seither setzen zwei Scheinwerfer à 250 Watt am Sockel des Denkmals und vier 70-Watt-Scheinwerfer zu Füßen der Heiligen Jungfrau das Denkmal ins rechte Licht. "Hierbei handelt es sich um Natriumdampf-Lampen, die sich zum einen durch ihren charakteristischen gelben Lichtton, zum anderen durch ihre große Leuchtstärke von anderen Leuchtmitteln abheben", erläutert Stadtwerke-Pressesprecher Andreas Wagner. Gekoppelt ist die Mariensäulen-Illumination an die Straßenbeleuchtung: Sie startet bei Einbruch der Dunkelheit und dauert bis zur Morgendämmerung. Wer das Licht leuchten lassen will: Einzahlungen sind an der Bistumskasse im Bischöflichen Generalvikariat (Hinter dem Dom 6) oder über die Deutsche Bank, Konto-Nummer 318 600, möglich.

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