Eine Wüste für Wintersportfreunde

TRIER. Das Rom des Nordens ist von den Alpen weit entfernt. In diesem Eindruck werden Wintersportfans bestärkt, die in der Stadt nach Ski-Ausrüstung oder dem klassischen Ski-Service suchen. Gerade mal in einem Geschäft, bei "Galeria Kaufhof", werden sie fündig.

 Montieren ja, präparieren nein: Den klassischen Ski-Service bietet auch die "Galeria Kaufhof" nicht mehr.Foto: Willi Speicher

Montieren ja, präparieren nein: Den klassischen Ski-Service bietet auch die "Galeria Kaufhof" nicht mehr.Foto: Willi Speicher

Die Zeiten, da viele Trierer mit ihrer Einkaufsliste in benachbarte Großstädte fuhren, "weil man in Trier nichts Gescheites kriegt", dürften die meisten der Vergangenheit zuordnen. Im Bereich Wintersport allerdings sind die Trierer dennoch gezwungen, ihr Glück in der Ferne zu suchen. Wohl bieten die Kaufhäuser und auch die wenigen verbliebenen Fachgeschäfte Wintersportbekleidung an. Wer sich jedoch mit neuem "Hart-Material" für den Abfahrts- oder Langlauf eindecken möchte oder ein Snowboard sucht, trifft in Trier nur auf begrenzte Auswahl. Seit dieser Saison ist "Galeria Kaufhof" in Trier die einzige Adresse, die derartige Kundenwünsche erfüllt. Ski, Schuhe, Bekleidung und Accessoires der in diesem Bereich führenden Marken hält das Kaufhaus in der Fleischstraße bereit. "Die Nachfrage ist gut, durch die Carving-Welle vor fünf Jahren haben wir nochmal einen gewissen Schub bekommen", sagt Dieter Arens, stellvertretender Abteilungsleiter Sport. Aus dem großen Nachteil dieses Geschäftes, der auch der Grund war, warum das "Schwesterhaus" in der Simeonstraße die Skiabteilung aufgegeben hat, macht Arens keinen Hehl: "Dieser Bereich ist sehr bedienungsintensiv, es verkauft sich nicht zwischen Tür und Angel." Zu arbeitsintensiv ist auch der Skiservice, das Herrichten der Ski nach Gebrauch. "Man braucht nicht nur entsprechendes Personal, sondern auch kontinuierlich gewartete Maschinen. Dieser Aufwand stand in keinem Verhältnis zum Ertrag", verrät Arens. Vor zwei Jahren hat "Galeria Kaufhof" Schluss gemacht mit dem Ski-Service. Bei "Karstadt", über Jahrzehnte einer der größten Anbieter Triers für diesen Bereich, guckt der Skifan seit dieser Saison in die Röhre. Auch wenn die Entscheidung in der Essener Zentrale gefällt wurde, sagt Sport-Abteilungsleiter Werner Westerdorf: "Das Geschäft ist seit Jahren rückläufig, das Verhältnis zwischen Arbeitsaufwand und Ertrag unstimmig." Vor allem die Angebote im Internet hätten die Preise kaputt gemacht, sagt Fachverkäufer Frank Ternes. "Dort werden die neuesten Modelle bereits zu Saisonbeginn zu Schleuderpreisen angeboten, der Handel hat keine Chance, mitzuhalten." An drei Tagen in der Woche hat Ternes in der Saison in der Werkstatt gestanden und Ski "wieder flott gemacht". "Nach unserem Personal-Abbau war dieser zeitliche Aufwand erst recht nicht mehr vertretbar", sagt er. Auch das Fachgeschäft "Sport Simons" ist aus dem Skigeschäft ausgestiegen. "Wir haben dies stets als zusammengehöriges Paket aus Material- und Ski-Service-Angebot gesehen", sagt Geschäftsführer Günter Albrecht. "Da wir jedoch für den Service vor drei Jahren eine neue Maschine gebraucht hätten und diese Investition in keiner Relation zum Ertrag steht, haben wir uns seit diesem Zeitpunkt kontinuierlich aus dem Bereich zurückgezogen." Albrecht führt weitere Gründe an: Zu viele "grüne Winter" hätten die Nachfrage sinken lassen. Zudem registriert er eine Tendenz der Kunden, die Ausrüstung am Urlaubsort auszuleihen: "Wer kauft heute noch teure Ski, wenn er in jeder Saison das neueste Modell für wenig Geld am Urlaubsort leihen kann?", fragt Albrecht. Gleichwohl bedauert der Geschäftsmann die Entwicklung: "Das ist schade, weil der Wintersport eine der Kernsportarten ist." Eine vorübergehende Lösung bietet das Wittlicher Kaufhaus "Bungert": Über den Lagerverkauf "Top Sport" in der Konstantinstraße lässt "Bungert" Ski für den Service abholen, die in Wittlich präpariert werden. Ab der kommenden Saison müssen sich die Trierer wieder mit dem bescheidenen Angebot in der Stadt begnügen.

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